Wir sind am Samstag früh aufgestanden, um ...

Wir sind am Samstag früh aufgestanden, um in den Hypermarkt zu fahren, den besagten verhassten Walmart. Grund: Frischer Spargel (für mich) und frischer Lachs (für Olli) sowie immer noch die Zutaten für mexikanisches Essen: Ich bin gestern königlich bekocht worden und schnurre immer noch. Im Walmart dann geschah das Unfassbare: Uns hat eine etwa 80jährige Dame den Einkaufswagen geklaut.

Oliver suchte in der einen Ecke, ich holte etwas aus der anderen und wollte es in den Wagen legen, da ging diese alte Frau hastig auf unseren Einkaufswagen zu und umklammerte den Griff. Ich sagte etwas hilflos “Das ist unserer.” und sie konterte “Nein, meiner.” Natürlich war die Hölle los in dem Walmart und ich habe mich erst mal rundum nach einem weiteren leeren Wagen umgeschaut, es schien sich ja um ein Versehen zu handeln. Sie begann, unseren Wagen wegzuschieben. Oliver kam zurück und sah mich verblüfft an, als ich sagte “Diese Dame sagt, unser Wagen sei ihrer ...” Klar, dass auch Olli sich nun erst mal nach dem “verwechselten” Wagen umschaute, keinen leeren entdeckte. “Das ist unser Wagen.” sagte ich noch mal zu ihr. Sie beugte sich vor, schielte in das Stückchen Münzschloss, in das man trotz Kette sehen konnte und verkündete: “Da ist ne Mark drin - ist meiner.”

Nun kann sie natürlich auch einfach sehr tüdelig gewesen sein. Andererseits war das schon ein arg berechnender Blick in diesen Schlitz von dem Münzschloss. Aber verdammt, sie war mindestens 80 Jahre alt! Mit sowas streitet man sich nicht mehr, das ist wohl einfach so. Wir kapitulierten und holten uns einen neuen Wagen. Sie war ohnehin schon weg. Ich mag einfach lieber glauben, dass sie verwirrt war. Aber irgendwas in mir will das nicht glauben, denn ich sah sie später sehr zielgerichtet und äußerst un-verwirrt einkaufen. Drei Meter und 5 Minuten weiter stand ich dann im Flur und traute mich kaum noch, den immer noch oder schon wieder fast leeren Einkaufswagen loszulassen - da rammte jemand mich mit voller Wucht in die Nieren und eine keifige alte Hexe blökte: “MÜSSEN denn alle Idioten hier im Gang stehen?” Neben und vor mir waren jeweils etwa 4 Meter frei. Rentnerwahnsinn statt Rinderwahnsinn?!

Und so erneuerte ich zwischen einer Wand aus Duschgel und Körben mit Shampoo mitten im Walmart den heiligen und wohlvertrauten Schwur:

Und wenn ich zweihundert Jahre alt werden darf: Nie soll mein Benehmen verdrecken, nie soll mein Leben verzecken, nie werde ich mich benehmen wie eine senile alte Ziege und mein Alter wird man eines Tages ehren, weil ich es verdiene (und nicht aus Mitleid oder Gewohnheit oder Tradition).

Den Teil mit der Dauerwelle, den Silikoneinlagen und dem ungerechtfertigten Parken auf Behindertenparkplätzen, dem ständigen Wiederholen von Satzteilen und dem fordernd-belehrenden Tonfall hab ich inzwischen schon rausgelassen. Nicht, weil all das nicht mehr gilt. Sondern weil der Schwur zu lang wird und es Dinge gibt, die sich eigentlich von selbst verstehen.

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