Der Fee hatte schon zweiundneunzig Jahre, sechs Wochen, drei Tage und neun Stunden nicht mehr geraucht. Diese zerdrückte Zigarette abzulehnen kam ihm trotzdem nicht in den Sinn. Vorsichtig nahm er sie aus den kurzen Fingerchen, an denen der halbe Waldspielplatz hing, und hängte sich den runden Schokoladenstreifen lässig in den Mundwinkel.
„Was machst du beruflich?“ nickte ihm das Mädchen in den gepunkteten Gummistiefeln zu. Sie war ungefähr zwanzig Jahre zu jung für diese beiläufige Frage, fand der Fee und runzelte die Stirn. Nur ganz leicht, die Entstehung von bleibenden Querfalten wollte er gerne vermeiden. Wahrscheinlich hatte sie Eltern, die ihr zu viel vorlasen. „Ich bin in der Erwartungsverwaltung tätig. Das heißt, ich erfülle Wünsche. Fast alles geht. Du kennst das Prinzip, von der Wunderlampe und aus Geschichten von anderen Feen. Allerdings können wir unseren Kunden aus organisatorischen Gründen schon lange keine drei pauschalen Wünsche mehr gewähren. Ab und zu bekommt ein besonderer Mensch einen. Das bist heute du.“
Es ist, so dachte er betrübt, leider auch sehr wichtig, dass du diesen Wunsch sofort verwendest. Noch bevor du heimgehst. Sonst wirst du eine Forderung äußern, die ich nicht erfüllen darf und danach niemals mehr an Magie glauben.
Die Kleine rammte sich den Daumen ins Nasenloch und überlegte. „Dann kann ich mir alles wünschen? Auch ein eigenes Eichhörnchen? Oder eine Badewanne voll Schleim mit Spinnen, die nicht ertrinken, sondern immer noch mehr grünen Schleim machen. Oder ein Fahrrad, das rückwärts fährt. Oder die ganzen langen Sommerferien bei Oma sein. Ja. Ja!“ Das runde kleine Gesicht leuchtete auf. „Geht das? Ein ganzer Sommer bei der Großmutter, bitte, bitte!“
Der Fee nickte traurig. „Das geht.“ Er beobachtete, wie das Kind nach Hause lief, erst jubelnd und dann langsamer angesichts der vielen Menschen vor der Tür. Wie der Vater sie abfing, auf den Arm nahm und leise mit ihr sprach: Das kleine Mädchen in wilder Verzweiflung erst um sich schlagend, dann schluchzend.
Der Fee nahm einen tiefen Zug aus der Schokoladenzigarette, die daraufhin sofort aufglühte und einen Streifen Asche verlor. Er würde sich krankschreiben lassen und erst wieder zur Arbeit kommen, wenn eine idiotische Wunscherfüllung für pubertären Liebeskummer anlag.
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