Was macht man mit jemandem, den man ...

Was macht man mit jemandem, den man wirklich gut leiden kann - der aber jedes, wirklich jedes Gespräch in SEKUNDENschnelle komplett vereinnahmt und ausschliesslich und konsequent auf die Themen lenkt, die ihn oder sie gerade schwer beschäftigen, und das über Wochen und Monate und immer wieder? Momentan habe ich mich in die Rolle des preiswerten Abfalleimers freundschaftlich bis geduldig ergeben, aber gelegentlich spüre ich in letzter Zeit doch ein leichtes Seufzen entweichen 😉
Nein, bitte antwortet mir darauf nicht. Wirklich nicht, das mit dem “was macht man” war keine Frage an Euch. Das war nicht mal ein Vorwurf oder sowas.

Heute bin ich zwei Wochen auf der Insel und ich habe zwar Anflüge von Heimweh, aber ich denke, man merkt auch an den Tagebucheinträgen schon, dass es mir bereits besser geht. Gestern nacht habe ich überlegt, ob es unfair von mir ist, hier hineinzuschreiben, wenn jemand mir mit seiner Religion auf die Pelle rückt. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich nichts Negatives über diese gläubige Frau gesagt habe, sondern meine eigenen Empfindungen über missionarische Bemühungen geäussert habe. Ein Gespräch über Jesus, den eigenen Glauben aufgedrückt zu bekommen, das ist (wenn man nicht gerade von religiösem Bekehrungseifer befallen ist) mindestens so grenzüberschreitend wie andere Intimitäten: Wenn man beruflich miteinander zu tun hat, sollte es neutral bleiben (können). Das ist es nicht gewesen und meine erste Empfindung war auch tatsächlich: Wie aufdringlich.

Trotzdem habe ich mich auf ein Gespräch oder auch inzwischen mehrere eingelassen und das nicht unter Zwang, völlig freiwillig. Ich habe dabei nicht eine einzige Sache gelernt, die ich nicht wusste. Nichts ist zu mir durchgedrungen, rein gar nichts, das mich religiös beeinflussen könnte. Aber wir unterhalten uns nett, es ist interessant und ich glaube, es tut ihr auch gut. Ich bin bald wieder weg und ich würde weder hier noch irgendwo anders auf Dinge eingehen, die sie einfach mal sagen möchte, was man merkt. Wieder habe ich die Funktion eines Abladeplatzes, dem man vertrauen kann, weil er “gut isoliert” ist 😉

Ich frage mich nur langsam, ob das nicht eine Rolle ist, die ich allmählich auch mal aktiv ablehnen sollte. So ‘ne Mutter Theresa oder überhaupt so eine grauenerregende “Mutter der Kompanie” -Type bin ich nun wirklich nicht. Man kann auch zu gut zuhören können, oder? Manchmal bin ich schon sehr müde und hätte gerne ein Ohr für länger als 5 Sekunden geliehen, aber da kommen dann entweder unerbetene und vor allem stets unwillkommene Tipps oder ein aufmunterndes Schulterklopfen, das soll dann reichen. Virtuell, natürlich. Offline bin ich deutlich besser dran.

Gut, dass es auch noch eine echte Welt gibt 😉 wobei ich eigentlich auch über den Rest nicht klagen kann. In den letzten Monaten haben sich online auch einige sehr, sehr nette Kontakte ergeben und ich bin froh, dass ein paar abartige Erfahrungen der Vergangenheit es nicht geschafft haben, mir das zu verderben. Schlechte Erfahrungen hat wohl jeder im Web gemacht, ich weiß.

Momentan geht der große Designklau um. Die einen versuchen es auf dem “hach, du hast mich ja so toll inspiriert”-Weg, andere klauen gleich ganze Layouts, einzelne Grafiken oder Skripte. Es nervt. Content-Klau ist auch sehr übel.

Was noch ätzend ist: Leute, die eine große Angelegenheit daraus machen, dass es neben manuell (oder mit Editoren) programmierten Webtagebüchern jetzt auch Blogger gibt, Web-Logs. Genau das fehlte noch: Eine 2-Klassen-Gesellschaft *LOL* spinnen eigentlich alle? Ich lese lieber ein intelligent geschriebenes Log als ein ödes Webdiary. Mir ist es lieber, jemand kann kein HTML, als dass jemand Design klaut, der es kann. Klar ist es cooler, wenn man eine eigene Webseite entwerfen und umsetzen kann, aber wenn jemand sich dafür entscheidet, die Funktionalitäten eines Web-Logs zu nutzen, warum denn nicht? Kombinieren kann man das übrigens auch. Oder dazulernen, später. Oder aus Zeitgründen in eine schöne 😊 Seite ein Log einbinden. Bleibt mir bloss mit diesem Kinderkram der Unterschiede und dem “besser oder schlechter” vom Leib, es ist das Schreiben, das zählt.

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