Äusserst irritierende Begleiterscheinung zu Fieberschüben seit über einem Jahr: Ein zarter Hauch von Rita Hayworth im Ohr, ständig. Pausenlos sozusagen. “Fever .... when you love me, fever when you hold me tight. Fever! In the morning, fever in the evening light ... ob baby, fever - give me fever ... fever all through the night.” Ich kann jetzt nicht mal sagen, ob das hunderprozentig der korrekte Text ist, aber den summt es. Ich. Da drin. Whatever. Fever halt. Virtueller Tinnitus. Halluzinationen. Was weiss ich. Wir sind nicht alleine im All. Eine reichhaltige Phantasie kann sich durchaus auch mal nachteilhaft auswirken.
Sommergrippe also. Bevor ich den Schädel in die Kissen schiebe, schicke ich Euch zu den amerikanischen Webloggern und an das Grab von Kaycee. Meine Güte, und ich hatte gedacht, ich hätte ein paar wahrhaft kranke Geister am Hals (gehabt und immer noch), aber die sind ja harmlos. Aber echt. Denn Kaycee, die hat jahrelang eine komplette Community um ihr leukämisches Krankenbett versammelt und ist elend verreckt, sammelte noch im Tod eine Welle von Mitgefühl und Trauer - und war am Ende dann nur die Ausgeburt der kranken Fantasie einer gelangweilten Hausfrau. Da und da der Mann, dessen Vertrauen sie missbrauchte, dessen Webspace sie nahm und dem gegenüber sie sich sogar am Telefon als sterbender Teenager ausgab. Es gibt Hunderte von Logs. Links. Beiträgen dazu. Aber die findet Ihr selbst, ist alles eine riesige Matsche.
Und ich war vor einigen Tagen noch über so ein pompös geschwollenes Trauerlog gestolpert und habe gedacht, da stinkt mal wieder eine falsche Mitmenschlichkeit, ein erhobener Zeigefinger, eine selbstgefällige Gutmenscherei zehntausend Meilen gegen den Webwind. Dass das von Blumen umkränzte Bild des toten Mädchens in Wirklichkeit eine quicklebendige Basketball-Dorfpomeranzenprominenz aus Kansas zeigte, konnte ich ja nicht ahnen.
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