Nun könnte ich hier einen Partybericht schreiben. ...


Nun könnte ich hier einen Partybericht schreiben. Tu ich aber nicht, denn es ist nun mal mein Webtagebuch und kein Logfile of my Life, in dem ich alles festhalten “muss”. Ich habe den elenden Durchhänger, der dazugehört, wenn ein Haus tagelang von Lachen und Freunden gesummt und gebrummt hat und schlagartig alles vorbei ist. Obwohl ich bereits das dreckige Geschirr wieder beseitigt habe und auch alle Aschenbecher wieder sauber sind. Man kann eben nicht ewig feiern. Abgesehen davon sollte ich wahrscheinlich ins Bett gehen, mein Fuss hat die ganzen letzten Tage wie verrückt geschmerzt und die Tabletten sind wahre Killer. Ich habe mir am Freitag eine Ecke aus dem linken Daumen geschnitten und der rechte ist von Neurodermitis angefressen, es war also keine gute Idee, soviel abzuwaschen. Katzenjammer halt. Müde und schmerzerfüllt im wirklichen, eigentlichen Sinne 😉

Hartnäckig behauptet eine Bekannte im Chat, es habe sich bei dieser Party um ein “Tagebuchtreffen” gehandelt. Quatsch. Dann wäre es eine offene Veranstaltung gewesen, es hätte einen öffentlichen Treffpunkt und die entsprechenden Einladungen und Hinweise im Web gegeben. Es war aber kein Tagebuchtreffen 😉 sondern was viel, viel Besseres: Dieselben alten Freunde wie seit Jahren. Tzwenny haben wir zwar zum ersten Mal GESEHEN, aber da war er doch auch immer. Flik fügte sich ebenfalls nahtlos ein 😉

Erfreulich finde ich, dass wir es diesmal geschafft haben, nicht in Tonnen von übriggebliebenen Nahrungsmitteln sitzenzubleiben. Vielleicht liegt es daran, dass es mir körperlich so schlecht geht und ich mir alles genau überlegen muss, was ich tun will (um nicht mittendrin zu erschöpft zu sein). Eventuell ist es auch einfach Altersstarrsinn 😉 Aber in letzter Zeit lege ich mehr und mehr Wert darauf, Dinge klar abzustecken, abzugrenzen oder festzulegen. Rebekka war sicherlich etwas geschockt, als ich mich energisch gegen eine zusätzliche Gemüseplatte zum Naschen ausgesprochen habe 😉 aber es ist selbst jetzt noch einiges an Oliven, Peperoni, Cashew-Nüssen, Schokolade, Schokokeksen, Käse, Paprika usw. im Kühlschrank. Das zusätzliche Gemüse wäre naja nicht verschwendet ... aber zuviel gewesen. Wobei ich denke, dieser Drang danach, alles einigermassen unter Kontrolle zu halten, hängt wirklich viel damit zusammen, wie (schlecht) ich mich fühle.

Und ich will gar nichts verändern, nichts ganz von mir wegstossen oder zu ungeahnten qualitativen Höhen puschen, ich will das Mittelmass, das Normale. Keine Tonnen von Nahrung, die dann vergammelt - aber auch keine leeren Teller. Weder Zölibat noch Gruppensex und schon gar nicht das ach so moderne Möchtegern-SM. Weder Öko-Futter noch Trashkost, weder Glatteis noch schwüle Hitze. Weder die hohlen Dumm-Dummies, die pseudo-unterhaltsam plappern. Noch die sich selbst darstellenden Inszenierungskünstler, an denen noch weniger echt ist - weil das Originelle nun mal sorgfältig geplant sein will. Mogelpackungen. Halbgares. Meine Fingernägel scheinen sich in letzter Zeit bei solchen Leuten nach innen, ein Stück höher zu ziehen, als hätte ich Krallen, die ich abwehrend ausfahren kann.

Es ist ein wenig wie eine neue Haut, die sich hervorquält, Schicht um Schicht. Ob mir das erhalten bleibt, kann ich nicht sagen. Anhaltender und immer gegenwärtiger körperlicher Schmerz reduziert und klärt, ich spüre meinen Körper, meine Haut ganz nah. Wenn ich im Schlafanzug unter Menschen gehen würde, ich würde es nicht merken, denn die Verpackung interessiert nicht mehr, ich bin ich - und ob ich geschminkt und wie ich frisiert oder angezogen bin, das ist nicht relevant. “Passend angezogen”, tja, was ist das. Wenn ich in meine Haut passe, bei mir und mit mir selbst zuhause bin und locker zu allem stehen kann, was ich bin und sage, dann ist es nicht interessant, was für ein Stoff mich gerade auf welche Weise bedeckt. Sondern nur, was ich sage und zu wem. Schmerzen habe ich, ja. Aber trotzdem fühle ich mich in mir wohl. Es liegt sicherlich auch daran, dass ich gekündigt habe und mich nicht mehr einem festen Arbeitsrhythmus unterwerfen muss.

Trotz der Schmerzen: Es ist eigentlich sehr angenehm, so gross - aber sicher und entspannt dabei zu sein. Das von den Medien unterstützte Schönheitsideal sieht sicherlich anders aus als über 1,80m gross und rundherum massiv (obwohl ich da seit den Teletubbies wieder Zuversicht schöpfe, höhö). Aber ist es nicht auch ein Zeichen von Schwäche und mangelnder Charakterstärke, wenn man sich solchen Vorgaben kritiklos unterwirft oder zum Push-Up des eigenen Egos Menschen braucht, die in die Schablone passen? Ich kenne jedenfalls sehr viele klapperdürre Menschengestelle, die jeden Zentimeter an sich selbst hassen und bekämpfen oder sogar schlimm vernachlässigen, also kann Schlankeit der Schlüssel zum Nirwana nicht sein. Und gross bin ich wirklich sehr gerne 😉

Ein sicherer Auftritt wäre auf gesunden Füssen wiederum natürlich noch einfacher. Eine lange Weile konnte ich es verdrängen, dass es schon wieder fast 3 Monate sind, in denen ich versuche, die Folgen dieses Unfalls auszukurieren. Der eine Fuss juckt und ist dunkelrot entzündet, der andere genaugenommen auch, ausserdem habe ich eine riesige Entzündung mitten auf dem einen Schienbein und in dem einen Bein ist Wasser. Wasser! Das muss man sich mal vorstellen (oder lieber nicht). Hätte nie gedacht, dass sowas so wehtut. Und die Tabletten verursachen Schmerzen, Übelkeit und Schüttelfrost - scheinen aber nicht zu helfen. Ich werde also etwas anderes tun müssen.

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