Etwas verwirrend ist es ja schon, Texte für eine »ältere Zielgruppe« zu schreiben und dabei festzustellen, dass man bereits ab 50 von den Werbern in die große Seniorenkiste gesteckt wird, so zuordnungstechnisch.
Nicht wie die 50jährigen, die ich kenne: Bloggend, sehr aktiv nölend und nörgelig, Yogakurse gebend oder besuchend, Bauernkaten sanierend, Marathon laufend, alte Jeeps reparierend oder 25jährige Sozialpädagoginnen beglückend.
Sondern wie softe hoch betagte Rentner eben, die allmählich zu schwächeln beginnen, was den Haushalt angeht und vor dem Fernseher sitzend auf den monatlichen Besuch der holden Verwandtschaft warten, auf dass diese ihnen einen Treppenlift anbringt oder die Wasserkisten trägt.
Alles muss gut leserlich in Großbuchstaben, ohne Anglizismen aufbereitet und in gut verdaulichen Häppchen sein, Vertrauen einflössen und so wirken, als sei es gut zu bewältigen.
OK.
Das letzte Mal, als ich nachschaute, lagen zwischen 50 und dem Ende der durchschnittlichen Erwerbstätigkeit noch anderthalb Jahrzehnte - mindestens. Ich dachte immer, Senioren seien Rentner und umgekehrt oder so sollte es zumindest sein.
Doch wenn es um Zielgruppen geht, hätten sie einen wohl gerne schon ab 45 in der lukrativeren Schublade und beschränken sich nur mühsam mit der Einteilung auf 50. Dabei ist der Trend doch gerade andersherum, nie waren die Menschen so lange fit und aktiv.
Nicht nur die möchtegernen Ewigjungen, die fünfstellige Summen und gnadenlos viel Zeit investieren, um sich zu konservieren, sondern fast alle sind heute »jünger« als ihre Eltern im gleichen Alter. Auch ohne Tünche und Chirurgie, einfach so in sich.
Das ist kein persönlicher Verdienst, kein Lottogewinn und auch längst keine Ausnahme mehr (und wer sich ein bisschen pflegt und auf die regelmäßige Zuführung von Alltagsgiften wie Nikotin und Alkohol verzichtet, hält sich dann auch noch optisch einfach besser, finde ich).
Der werbetechnisch angepeilte Bedürfniswandel, den ein Erwachsener allen Klischees zufolge beim Eintritt ins Seniorentum erfährt, dürfte meinen Beobachtungen nach mit 50 noch recht weit entfernt sein, vielleicht sogar noch zehn Jahre weiter weg, als er es früher gewesen wäre.
Außerdem ist es wohl eher die Ausnahme, dass jemand mit gerade einmal 50 möglichst bald zu den Senioren gerechnet werden möchte, ganz im Gegenteil fühlt sich niemand gerne »alt« und älter sind immer die anderen, man selbst eher nicht.
Das kann man wunderbar immer wieder an 70jährigen beobachten, die über ihre Altersgenossen entsetzt erzählen, die seien ja so furchtbar ergraut und vergreist inzwischen … während sie selbst sich trotz flächendeckend vorhandener Spiegel fühlen, nun ja, wie fünfzigplus, nehme ich an.
Stimmt vollkommen. Meine Oma, sah wohl schon mit 30 aus wie 50plus. Ewig mit Dutt und Kittelschürze. Die schönen Kleider, die meine Mutter ihr kaufte, als sie 60, 70, 80 war, wanderten alle auf Nimmerwiedersehen “für gut” in den Kleiderschrank. Dummerweise kamen die “guten” Anlässe nie, weil meine Omi eine Hausfrau war, die NIE etwas unternahm, und brufstätig nur in der Jugend war, und in der Zeit, als mein Opa in russischer Gefangenschaft verbrachte, denn sie musste ja ihre Kinder durchbringen. 50plus, damals hätte man diese Frauen gut allesamt als Senioren durchgehen lassen können.
Aber heute? Ich trapaziere mal einach das Beispiel “Madonna” noch ein bisschen. Da können sich manche 20jährige ein Scheibchen abschneiden. Viele Frauen überlegen Ende 40 noch immer, was sie werden wollen, wenn sie mal groß sind und starten mit 50 aufwärts richtig kraftvoll durch.
Sorry, wenn ich 50 bin, möchte ich nicht mit 80jährigen Tattergreisinnen in einen Topf geworfen werden. Und mit 80, ich hoffe, ich empöre mich dann noch, dass die Hundertjährigen wohl in meiner Schublade nichts zu suchen haben 😉
Die Zielgruppenfinder sollten wirklich langsam umdenken und beispielsweise Zeitschriften in Jahrzehtschritten konzipieren. Ich glaube schon, dass Frauen ab 60 noch ein paar andere Ansprüche haben, als 50jährige. Wobei irgendjemand nie ins Raster passen wird, aber das ist ja das Schöne heutzutage 😊
Mein Plädoyer für 50plus, 60plus, 70plus, 80plus, 90plus und unendlich *ggg*
@Petra
Aber wirklich: . !
Mir ist es ja immer eine große Freude, wenn wieder das unsägliche Gespräch von «Senioren ans Netz» aufkommt, zu sagen, dass die Leute, die uns die PCs gaben heute so zwischen 80 - 50 sind. Dann gucken sie meist dumm. Mich freut es.
Jung oder alt biste zu allererst im Schädel.
Stimmt! Allerdings gibt es schon so das Eine oder Andere zu bedenken. Ich bin 51, im Großen und Ganzen fit, berufstätig und fühle mich überhaupt nicht alt. Ich empfinde es eher als Witz, nun zur Gruppe der “Senioren” zu zählen.
Andererseits habe ich z.B. grauen Star. Wird demnächst operiert. Grauer Star bewirkt, dass ich schlecht sehen und noch schlechter lesen kann. Ich brauche auf Bildschirmen also große Schriften. Immer noch bei ca. 80% der Webseiten ein Anlass zu Wutausbrüchen.
Tja, so gewisse Alterszipperlein kann man eben auch schon im jugendlichen Alter von 50 bekommen. Pech gehabt.
...und ich hoffe dabei immer nur, ich werd auch ma so alt wie ich mich (manchmal) fühle…
(ein dummer spruch, sorry, aber der musste sein. ansonsten: nix hinzuzufügen. ich reg mich über genug anderes auf…)
viele liebe grüsse!
Ob man sich nun von Madonna was annehmen muss ... aber sie holt das Letzte noch raus, das stimmt 😊 es geht aber auch ein wenig eleganter, denke ich.
Wenn diese Werber die gleiche Industrie sind, die Schabernack mit den schrumpfenden Kleidergrößen treibt und sich an Eßstörungen bereichert, sehe ich dunkelblau für intelligente Abstufungen.
Siegfried, dann drück ich mal die Daumen für die OP! Männer haben ja eh noch einen Altersbonus, ungerechterweise ...
Cecie, tsts 😊 ich habs gelesen, du bist so nett wie eine Altenpflegerin, aber die Frisurentante hat ‘s überlebt? *g*
autsch. touché ;o)
der schnitt ist - oh wunder - tatsächlich halbwegs ok. aber ich habe grad eh eine art von mich-kann-nix-schocken-es-geht-in-die-richtige-richtung-phase. geiles gefühl!
(sorry, leichter tunnelblick im moment bei mir. und ich strebe ja tatsächlich eine therapeutische umschulung an, von daher passt das. friseur halt, nech)
schönen abend!
Naja, deswegen haben doch die Marketingverantwortlichen auch den schönen Begriff der “Best Ager” kreiert - klingt doch deutlich besser als “Senioren”
http://www.stern.de/lifestyle/leute/:Best-Age-Sie-Damit/559772.html
Das schlimme ist bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen brauchts genau das: Große Schrift, keine Fremdworte, sonst können die das überhaupt nicht mehr aufnehmen in dem ganzen übrigen Wust, der sie bombardiert.