Fünf Phasen Schnellwaschgang

Manchmal bekommt man Mails, nach denen man sein Blog zunächst einfach so vom Server löschen möchte, damit die arme Seele endlich Ruh’ hat, auch wenn es nicht die eigene ist. Aber auch die eigene könnte irgendwann Schaden nehmen, Schlieren kriegen vom fremden Hass und Neid und Nachrede, Rufmord und Gehässigkeit. Man denkt darüber nach, ob ein bisschen Blog das alles wert ist.

Dieser Moment dauert 12 Sekunden, wenn überhaupt. Dann fällt dir wieder ein, dass es immer schon solche Menschen gegeben hat und sie auch immer geben wird, immer sind sie nur im Rudel stark und ihre Schwächsten sind die lautesten. Wer solche Dinge sagt, schreibt und verbreitet, wird immer mit der Masse grölen, den uniformierten Gruß der scheinbar Stärksten grüssen, liebedienern in der und für die Gruppe und den ersten Stein einer Steinigung werfen, sich das Recht zu einer Verurteilung herausnehmen - und dann auch noch lautstark und anhaltend weinen und sich ungerecht behandelt fühlen und den Mob loshetzen, wenn jemand sich zu wehren wagt.

Es wird sie immer geben, und sie werden ihre Handlungen immer als gerechtfertigt empfinden, denn die Wand aus hassverzerrten Fratzen ist nur von außerhalb solcher Cliquen sichtbar. Innen ist mit dem Versprechen von Seelenheimat und kuscheligen Zusammengehörigkeitsbelobigungen tapeziert.

Das sind keine Menschen, an denen man Entscheidungen ausrichtet. Man kann und sollte nur selbst dafür sorgen, nicht dazu zu gehören. Das ist einfach. Man muss nur etwas haben, das sie nicht haben oder besser sein oder anders.

Anders reicht eigentlich schon.

Nach den 12 Sekunden Anfangsschock das Erkennen: Wieder einmal nicht sehr begabt, aber immerhin begabt genug, um den Zweck zu erfüllen. Dazu kann man wohl nur gratulieren, denn: So weit muss man erst mal gehen. Nein, so tief. Ein sehr geschickter Schachzug. Für eine Ratte auf einem Schiff, dessen Schornsteine längst unter Wasser stehen.

Erkennen also. Wut und der Wunsch, einmal richtig fett von links nach rechts mit dem Handrücken ohrfeigen zu dürfen, wo es offensichtlich mehr als nötig ist, verblassen sehr schnell wieder.

Es folgt das Begreifen, dass man irgendwie schließlich auch sehr viel Macht haben muss, um überhaupt mit solchen Mitteln bekämpft zu werden. Ich muss an Zirbel denken, in deren Küche ein Schild hängt: »Mok wat du wullt, de lüd snakt doch!« So ist das wohl. Und man wird stärker, wenn man das erkennt, nachdenklicher und sieht immer seltener nach unten.

Vom Vorfall bleiben ein Posting und seltsam kaltes Mitleid, reich garniert mit Verachtung.

1 Kommentar Fünf Phasen Schnellwaschgang

  1. Avatar Melody 08.01.2005 um 15:14 Uhr

    Dies ist eines der seltenen Postings, zu denen mich fremde Meinungen nicht die Bohne interessieren. Wer trotzdem unbedingt eine hat, kann sie ja mailen.

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