Erinnernswert.

Moments to remember: Die halbgeöffnet erstaunten Gesichtsausdrücke der Bekannten von Bekannten der Bekannten, zufällig auf derselben Party, als ich zuvorkommend nur DSL-Einsteigerangebote mit Installationsservice vor Ort herausgesucht und ausgedruckt hatte und nun freundlich in die Hand drückte.

Fassungslos offenbar, dass ich mich nicht freudig überschlug, um diesen wohlhabenden Menschen beim DSL-Anschluss in ihrer Villengegend eine Handvoll Euro zu sparen und mal eben hilfreich, edel und gut zu sein. Weil Mitdenken, Analysieren, Hardware-Listen machen, Auszeit von der Party vorm PC nehmen, Raussuchen und Ausdrucken zählt ja nicht. Es sollte dann bitteschön schon der volle Service sein, wo man doch Leute kennt, die Leute kennen, die Leute kennen, die man kennt und wo man doch gerade da ist.

Ich wollte aber nicht. Obwohl es doch kaum was Schöneres für jemanden mit so viel Freizeit (haha) gibt, als zu wildfremden Leuten zu fahren, die vorher eine mehrseitige Skizze des bisherigen Verlaufs des Laptop-Kabels quer über drei Maisonnette-Etagen gezeichnet haben, weil ihnen sich auch nach geduldigsten Erklärungen das Prinzip hinter WLAN nicht erschloss. Mehrmals gezeichnet haben. Auf jede einzelne Erklärung hin.

»Sie brauchen dann kein Kabel mehr, weil Sie eine Sendestation haben und das Notebook über Funkverbindung online geht.«
(Er zeichnet Holztreppe, Tisch oben, Tisch unten, zeichnet Kabel und sagt:)
»So ist es jetzt und das stört meine Frau, wo ist denn dann nachher das Kabel?!«
»Es gibt kein Kabel mehr. Kennen Sie Funkgeräte?«
(erklärt alles noch mal)
(Zeichnet Holztreppe aus anderer Perspektive und fragt nochmals).
(repeat. repeat. repeat.)
(ich nehme den Stift und streiche das Kabel durch. Aha-Effekt.)
»Aber wie groß ist das denn dann? Ich will keinesfalls einen GROSSEN Kasten da an der Wand!!!!«
(beginnt die nächste Zeichnung, vom Telefontisch. Später werden wir das mit den detaillierten Zeichnungen mehrfach wiederholen, und zwar für die Telefonbuchse und die Anschlussmöglichkeiten vom Notebook. Doch, ernsthaft. Was der Mann beruflich macht? Entscheidungsträger in einem IT-Konzern natürlich.)

Ach ja. Hätte ich fast vergessen. Das Gespräch BEGANN damit, dass er nach DSL-Funkverbindungen fragte (!) und ich sofort ungefragt freudestrahlend als Expertin empfohlen wurde.

Waaaaah!

Es gibt ja nun verschiedene Möglichkeiten. Ich gehe auf keine Party mehr. Wenn mich jemand fragt, was ich beruflich mache, erzähle ich irgendwas von Marketing und beginne damit, allen ein spontan erdachtes Pyramidensystem aufzuschwatzen, damit sie sich schleunigst anderen Themen zuwenden. Erwähnt jemand das Internet, presse ich die Lippen schmal aufeinander und ignoriere einfach alle Fragen. Oder ich gehe auf keine Party und kein Treffen mehr. Das fühlt sich sowieso wie ein guter Plan an, ich hab den Kopf so voll mit anderen Dingen.

(Und ... sie trug einen Nerzmantel. Das ändert sowieso alles, da erstirbt mir jede Freundlichkeit, wenn jemand in diesen aufgeklärten Zeiten Tausende von Euro in Tierleichen auf sich herumschleppt.)

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