... Ein Offline-Lesetip

Die Klapse
Seit ein paar Jahren abonniere und verschenke ich diese Schülerzeitung bei jeder möglichen Gelegenheit und jetzt lege ich sie Euch ans Herz.. Warum? Weil es eine ganz besondere Schülerzeitung ist, nämlich die der Schule in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Düsseldorf.

 


Anfang der 90er habe ich ein paar Jahre lang für Special Olympics als ehrenamtliche Helferin gearbeitet und deshalb hat ein Kollege mir ein Exemplar der KLAPSE mitgebracht. Nun hat Kinder- und Jugendpsychiatrie auf den ersten Blick nicht viel mit Sportveranstaltungen für geistig behinderte Menschen zu tun. Auf den zweiten aber doch, denn beide - Special Olympics als weltweise Organisation und die “Klapse” als kleine Düsseldorfer Schülerzeitung - bemühen sich unter anderem um die Förderung von Verständnis und Toleranz. Ich war also gleich begeistert. Vor allem, als ich feststellte, dass die KLAPSE wirklich von den Kindern und Jugendlichen selbst gemacht wird. Sie schreiben die Artikel und geben die halbjährliche Zeitung auch sonst selbst heraus.
Es ist keine einfache Lektüre, aus dem Mund einer 12jährigen zu erfahren, wie sie den Missbrauch durch ihren Vater erlebt oder zu lesen, wie ein Scheidungskind die psychiatrische Abteilung beschreibt. Aber vielleicht ist es genau das, was die meisten von uns einmal lesen sollten, um ein paar Vorurteile abzuwerfen?! Die KLAPSE beschreibt sich selbst in der Ausgabe 12 wie folgt:
  • Klapse, was ist das?
    Eine Zeitung von Schülern, die die “Geländeschule” (eine Abteilung der Schule für Kranke Düsseldorf) der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Rheinischen Landes- und Hochschulklinik Düsseldorf besuchen.
  • Klapse, für wen?
    Wir schreiben unsere Zeitung für alle Menschen, die sich für ihre Mitmenschen, insbesondere für Patienten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie interessieren
  • Klapse, warum?
    Wir veröffentlichen Artikel über unser Leben und unsere Krankheiten, um über unser nächstes Umfeld hinaus zu verdeutlichen, wer wir, psychisch Kranke, sind und was wir können.
  • Klapse, welche Ziele?
    Wir möchten erreichen, dass wir irgendwann mit unseren Freunden, Kollegen, Lehrern, Chefs usw. genauso offen über unsere psychischen Krankheiten und dem damit verbundenen Klinikaufenthalt sprechen können, wie andere über ihre Migräne, Grippe, Knochenbrüche, Pilzinfektionen, Kurzsichtigkeit oder…....

Wir wollen nicht mehr ständig unter der Angst leiden:

  • in Schulen ausgegrenzt zu werden
  • Arbeitsplätze zu verlieren oder gar nicht erst zu bekommen
  • Freunde zu verlieren, weil Eltern ihren Kindern den Umgang mit uns verbieten
  • oder automatisch für schwachsinnig gehalten zu werden

weil wir stationäre oder teilstationäre Hilfe zur Behandlung einer psychischen Erkrankung irgendwann in unserem Leben in Anspruch genommen haben.

 


Gleichzeitig hoffen wir, durch unsere Aufklärungsarbeit auch denen helfen zu können, die dringend Hilfe brauchen, sie aber aufgrund von Unwissenheit und Vorurteilen gegenüber “Psychiatrie” oft weit von sich weisen.”
Was hier durch diesen kurzen Ausschnitt leider nicht so richtig rüberkommt: Klapse lesen macht Spass. Und durch die vorgestellten Bereiche der Psychiatrie und interessante Interviews ist sie auch ziemlich lehrreich. Willi, der Redaktionswurm, begleitet den Leser durch Erzählungen, Gedichte und Erfahrungsberichte, was sicher etwas damit zu tun hat, dass schon sehr junge Kinder sich beteiligen dürfen.
Ein erstes Buch gibt es auch schon: “Wenn die Seele überläuft” von M.-L. Knopp und Klaus Napp, herausgegeben vom Psychiatrieverlag: “Kinder und Jugendliche erleben die Psychiatrie. Das Buch enthält an die 70 kurze Geschichten über die Psychiatrie und das Leben - über Themen wie Angst, Depressionen, Suizidversuche, Psychosen, Eßstörungen und Drogen. Es ist also kein erheiterndes Buch. Man kann es dennoch leicht lesen und darin blättern, weil die Geschichten in ihrer Kürze jeweils für sich stehen. Das Buch ist ein Erfolg, das lässt sich jetzt schon absehen. Drei Wochen nach Erscheinen musste der Verlag es nachdrucken. Fast eine Sensation.” (Asmus Finzen, Soziale Medizin).

Das Buch habe ich selbst noch nicht, ich werde es mir zusammen mit dem zweiten “Reif für die Klapse” (erscheint im März) zulegen. Warum jetzt auf einmal über die Klapse schreiben, wenn ich doch schon jahrelang ein Abo habe? Ganz einfach: Alle Ausgaben der KLAPSE bis auf eine habe ich weiterverschenkt, damit möglichst viele Leute sie zu lesen bekommen. Und diese eine fiel mir jetzt beim Ausräumen der Schränke in die Pfoten und ich habe direkt Herrn Napp angerufen, um der KLAPSE Unterstützung bei der Erstellung einer Homepage anzubieten. Ich bastele sowieso gerade an einer Webseite für eine heilpädagogische Einrichtung und hätte mich selbst klapsen ähm ohrfeigen können, dass ich nicht früher darauf gekommen bin, dass die KLAPSE auch ins Web gehört. Die KLAPSE-Redaktion war aber soeben selbst darauf gekommen und ich habe versprochen, zu helfen, wenn und wo ich kann.
Es wird also in absehbarer Zeit eine Homepage dieser einzigartigen Schülerzeitung geben, und bis dahin könntet Ihr Euch und anderen doch eigentlich ein Abo spendieren. Das ist nämlich so dermassen preiswert und unterhaltsam, dass Ihr vor Scham versinken solltet, wenn Ihr es nicht tut. Vor allem unter dem Aspekt, dass sich jeder Leser genau dieses Textes nachgewiesenermassen ein recht teures Hobby leistet 😊)))

Einfach das Geld (auch in Briefmarken) für die nächsten DREI KLAPSEN in einen Briefumschlag stecken und schicken an: KLAPSE E.V., Abo-Bestellung, Bergische Landstrasse 2, 40629 Duesseldorf. Bitte Absender-Adresse und Verwendungszweck nicht vergessen - so ein Mini-Abo ist übrigens auch ein nettes Mitbringsel bzw. Geschenk! Wahrscheinlich solltet Ihr dazuschreiben, dass Ihr auch die Winter-Ausgabe 96/97 noch gerne als ersten Teil dieses Abos hättet, sollte sie noch nicht ausverkauft sein - sonst gibt es die erste KLAPSE erst im Sommer (da bin ich mir aber nicht ganz sicher). Die KLAPSE erscheint zweimal im Jahr, im Sommer und im Winter .... und ausserdem, wer schon immer mal in einem Förderverein sitzen wollte, hat hier eine nette Chance *smile*
P.P.S. Soweit ich weiss, gibt es das KLAPSE-Abo auch fürs Ausland - Sponsoren machen’s möglich? Gerade habe ich meine letzte Ausgabe verschenkt, wenn ich die Faxnummer wiederfinde, trage ich sie hier nach. Bis dahin gibt’s ja auch die Schneckenpost 😊

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