Douglas Adams stirbt, Patricia wird geboren. Bestimmung ...


Douglas Adams stirbt, Patricia wird geboren. Bestimmung kann das kaum sein, denn der eine war erst 49, die andere hatte es einige Wochen zu eilig. Auf Mailingliste X stellt sich der vierzehnte Frischling dieses Jahr mit dem Satz “wahrscheinlich bin ich hier ja wohl nun das Küken” vor - würde sich aber gewaltig empören, wenn jemand auch nur ansatzweise unterstellt, dass 18 Jahre Lebenserfahrung nicht exakt soviel Tiefe, Lebensweisheit, Mitspracherecht und Urteilsfähigkeit beinhalten wie 38,58 oder 78. Auch das Thema “bin ich der/die Älteste hier?” wird immer gern genommen. Warum, das weiß ich nicht. Im Nebenhaus schreien Kinder. Der auf mich bäuerlich-inzestuös wirkende Schädel der Gloria von TurnTaxi gibt im Fernsehen (!) die Weisheit von sich, dass “Afrikaner Aids haben, weil sie zu gern Sex haben” und ich weiß, auch wenn diese Frau nur 6 Jahre älter ist als ich, so ist sie doch vier Generationen weit entfernt. Wie alt kann man mit 41 sein, wie jung mit 85? Wie alt sieht man eigentlich heutzutage mit 34 aus? Warum sagen immer alle “ich sehe jünger aus”, wenn das dann doch heissen würde, dass alle jünger aussehen und das also gar nicht tun, weil dann ist ja dieser Look der richtige für das entsprechende Alter? Ist es wichtig, wie man aussieht oder wichtiger, dass man ein junges und kraftvolles Herz hat, das weder verknöchert noch verschleimt noch verspiessert?

Die letzte Nacht war dunkelblau. Der Tag ist zu weiß. In der Sonne muss ich blinzeln und wie jedes Jahr und jeden hellen Sonnentag denke ich an Suzanne, wenn ich nach der großen bananengelben Skisonnenbrille greife, die ich beim Autofahren trage. “Oh dear, I need my sunglasses. Premature wrinkling, you know!” sagte sie ständig. In meinem Auto in Deutschland, in ihrem Auto in England. Suzanne war ein klasse Kumpel, Kollegin aus der englischen Mutterfirma. Viele Mails, lots of fun, spontanes Treffen in Düsseldorf und wüstes Heimsuchen der Altstadt. Gegenbesuch in England. Ich weiß noch sehr genau, wie unser letztes Gespräch verlief. Es ist unlöslich mit Fältchen durch Sonneneinwirkung, Sonnenbrillen im Auto und Suzanne verbunden. Wir sahen uns in England und sie wollte mich zum Flughafen fahren. Ich stolperte anschließend eine Stunde lang durch eine Vorgartensiedlung, bis ich an ein Taxi kam und hätte beinahe meinen Flieger verpasst.

Suzanne, sie war praktisch schon auf dem Weg nach Hongkong, wollte dort für ein oder zwei Jahre arbeiten. War sehr aufgeregt und versuchte, sich gut vorzubereiten. Hatte so ein Buch gekauft, das ihr von einer Freundin empfohlen worden war. Erzählte viel daraus und ich hörte gerne zu, freute mich an ihrer Vorfreude. Bis eben zu dem Moment, wo sie mir die Gebrauchsanleitung für Chinesen erläuterte. “You have to speak firmly with them, you know. Show them you will not let them make a fool of you. They are a lazy and arrogant people. Especially English women have to show them their place, never tolerate ...” Das war wohl der Moment, in dem ich mein Glas fallen liess. Na gut, mit Wucht auf den Boden warf. “You are not travelling to a country full of servants, but to visit another culture and people. You are going to be a secretary in Hongkong, how can you talk to and about a country full of strangers as if they were servants?! You do not know anything yet about the level of education of any of the people you are going to work with!”

Das war’s dann wohl. Mantel über den Arm geworfen, Tasche gegriffen und raus. Manche Dinge sind einfach so. Sie kreischte mir noch irgendwas darüber hintherher, dass wir Deutschen ja alle Nazis wären und dass sie sich in Hongkong in so elitären britischen Kreisen bewegen würde, dass die Chinesen in dem Umfeld ganz garantiert Dienstmädchen und Hausdiener wären ... und ich dachte immer nur “ugly bloody British bitch, your brain has suffered from premature wrinkling”.

Fältchen durch Sonneneinwirkung sind aber nicht der Grund dafür, warum ich ein Dutzend Skibrillen hier herumfliegen habe fürs Autofahren. Sie sind einfach groß genug, um ÜBER eine normale Brille gestülpt zu werden, ohne dass es zoppelt, und schützen rundum. Sehen übrigens auch recht krass aus. Was mich ja nicht notwendiger Weise stört. Warum auch. Darüber könnte man noch lange schwafeln, aber nicht heute. Mir ist schwindelig, und das Zimmer dreht sich beschwingt. Solange ich die Tasten nicht verlasse, geht’s zwar - aber ich werde mich lieber hinlegen. Und Antworten auf Mails auf später verschieben.

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