Ariana hat meine gestern wütend hingeschnauften Hinweise über die Optimierung von Webseiten für Sehbehinderten-Lesegeräte mit einer sehr schönen Mail und äusserst professionellen Tipps ergänzt. Darüber bin ich sehr froh, sonst hätte ich mir diese Arbeit heute abend machen müssen, und ich bin doch verdammt müde 😉) ausserdem hätte ich nur schätzungsweise 80% von dem gewusst, was sie hinzugefügt hat, ich bin also doppelt froh - danke!
Bevor ich das jetzt hier einfüge, muss ich noch sagen, dass ich gestern “noframes”-Tag geschrieben habe, der Einfachheit halber, aber schon durchaus eine inhaltlich sinnvolle Aufbereitung der Frames-Eingangsseite meinte - siehe zB den Quelltext vom Froschkönig. Dass man auch Grafiken mit ALT-Tag usw versehen muss, usw. Aber jetzt der Input von Ariana 😉
Sie schreibt: ”... Blinde und Sehbehinderte. Ich hab in Marburg studiert, wo “naturgemäß” viele Blinde wohnen (denn in Marburg gibt es nicht nur ein Gymnasium speziell für Behinderte und die Hörbibliothek, man ist auch komplett auf sie eingerichtet - von der Piepsampel bis zum sprechenden Geldautomaten). “Damals”, vor 3 Jahren also, konnten die noch nicht mal Windows benutzen, denn jedes “clicken sie HIER” ist ja völlig witzlos… inzwischen hat sich da einiges verändert, und so wäre mein damaliger Job heute wohl überflüssig (wie sollte damals ein Blinder in einer Kartei oder Datei ein zu leihendes Buch finden und lesen?!?).
Deshalb habe ich auch, sobald es ging, damit angefangen, meine Seiten blindengerecht zu gestalten. Ich würde auf jeden Fall, wenn Du es richtig machen willst, weitergehen als nur den No-Frames-Tag zu verändern. Meine Seiten sind komplett so konzipiert, dass man völlig ohne Navigationsleiste ebenfalls von A nach B kommt, ohne dass - so meine ich - das groß auffällig wäre, oder? Das heißt, die No-Frames-Version wird mit der Frames-Version schon mitgeliefert und ist über die Startseite (ich nenne sie jetzt scherzhaft Portal, weil die Marketing-Leute das ja so wollen) direkt erreichbar.
Fast alle meine Seiten sind Bobby 3.1-zertifiziert. Das würde ich Dir auch empfehlen. Link: http://www.cast.org/bobby/ Dort kannst Du Dir ein Tool herunterladen, um die Blindengerechtigkeit Deiner Seiten zu testen. Man vergisst leicht einiges - so habe ich meine Startseite auch nicht durchgekriegt (grad probiert), weil ich einen ALT-Text vergessen hatte… ich bin immer wieder dran und checke Seiten, um sie zu überarbeiten. Hoffe, ich habe bald mal alle Fehler behoben.
Nun, generell sollte man (u.a.) folgende Regeln befolgen:
IMMER Alt-Texte definieren, die Sinn machen (d.h. nicht “grmpf.jpg 7575KB”, sondern “Foto von Nicole mit 17 Jahren”) - bei aussagekräftigen Bildern, zum Beispiel Charts, Erklärungstext hinterlegen mit kleinem Link am Bildrand (z.B. e für Erklärung). Auch “lächerliche” Bilder brauchen ALT-Texte… zumindest, um den Bobby-Test zu bestehen (auch Linien und so - daran krankt es bei mir häufig).
Keine Frames, kein CSS, kein JavaScript, keine Applets, keine ImageMaps - das verstehen die Browser für Blinde meistenteils nicht. Kann man alles zwar einsetzen, sollte aber nicht überlebenswichtig für die Seite sein.
Verzicht auf Tabellen oder Überschriften definieren. Die kann man ja in Hintergrundfarbe machen. Bei http://www.ariana.de/multimedia/hallo.htm findest Du ein Beispiel. Die Worte sieht in dem Fall nur ein Blinder 😉 [mal mit der Maus den Text markieren ab “Inhaltsverzeichnis”]
Verzicht auf blinkende Gifs - nicht wegen der Blinden, aber wegen der Epilepsie-Kranken. Ein paar sind okay, zu viele scheinen die gesundheitlich zu belasten.
Hast Du noch Tipps, die Bobby nicht kennt? So, und nun regen wir uns gemeinsam auf 😉))
Farbkombinationen sollten für manche Geräte nicht festgelegt werden, das weiss ich noch. Ebenso Schriftarten, da sollte man bei Tahoma oder Verdana bleiben, zumindest als Alternative. Tabellen sollen einfach und nicht allzu verschachtelt sein. Nach Möglichkeit sollten einem die Seiten dann trotzdem noch gefallen 😉)
Das ist alles schon sehr detailliert. Mein Ansatz ist es eigentlich, dass zumindest Navigation in allen Inhalten ermöglicht und nach Möglichkeit erleichtert werden soll - man wird wohl kaum viele “Webmaster” dazu bringen, sich mühsam sehr viele Details reinzuziehen und die auch umzusetzen, die ihnen weder persönlichen Nutzen noch Geld bringen, dafür ein weniger spektakuläres Layout :-( aber ein einfaches Bewusstsein müsste sich bei einigen mehr wecken lassen (vielleicht durch einfach strukturierte Sätze? *g*).
Wenn keine Seiten mehr durch Frames förmlich versperrt sind, ist schon viel gewonnen. Ebenso wie bei beschrifteten Grafiken. Wenn man noch mehr als das erreichen kann, umso besser 😉 aber irgendwo muss man anfangen. Es wurschteln verdammt viele Leute mit irgendwelchen Editoren durch die Gegend und dazu muss man eben nicht allzuviel wissen. Die kriegt man sicher nicht alle von Null auf Hundert in Sachen Optimierung… das sehe ich ganz deutlich an dem Aufwand, den es für mich selbst bedeutet, meine eigenen, handcodierten Seiten stückweise durchzuarbeiten.
Ich seh das aber weder als Mission Impossible noch ist es meine Aufgabe, die Welt zu retten… wenn ein paar Leutchen jetzt umdenken, war es doch schon effektvoll genug für einen Webdiary-Eintrag, richtig?
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