Anleitungen für die Männerjagd

Anleitungen für die Männerjagd gibt es scheinbar reichlich, auch solche von und durch die Exemplare der allgegenwärtigen Gattung der wohlmeinenden Freundin. Mir fällt dazu nur auf und ein, dass immer jene Damen die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben meinen, die kaum ihren eigenen Beziehungsmustern folgen können. Umso wohltuender muss es sein, andere zu beraten und ausführliche Gebrauchsanweisungen für den Umgang mit den unbekannten Wesen des anderen Geschlechts durchzukauen, ohne selbst ein Risiko einzugehen. Gespräche darüber, wie lange man als erfahrene sexy Jägerin damit warten muss, ihn wie zugesagt anzurufen, um sich nicht als die heulsusige verzweifelt suchende Sachbearbeiterin zu entpuppen, die man (Beispiel!!) wirklich ist, sind ein richtig schönes Muster direkt aus der Praxis. Wenn Männer solches Geplauder mithören müssten, könnten viele Menschen eine Menge Geld für Verhütungsmittel sparen und stattdessen in ihre Altersvorsorge stecken, denn die Natur hat es aus guten Gründen so eingerichtet, dass wir automatisch davor zurückschrecken, uns mit völlig gestörten Personen zu paaren. Da ist es dann auch völlig egal, ob es schlauer ist, jemanden nicht sofort nach dem Flirt mehrmals am Wochenende telefonisch zu bedrängen – für solche Entscheidungen braucht man halbwegs normalen Menschenverstand, keine Schritt-für-Schritt-Anweisung für künstliche Coolness von theoretisch unbeteiligten Dritten.

Je länger ich darüber nachdenke, desto überzeugter bin ich davon, dass die meisten dieser Anleitungsbücher und beratenden Freundinnen das exakte Gegenteil des Gewünschten bewirken. Die Annahme, dass man sich nur nach einem gewissen Muster verhalten muss, um einen möglichst maßgeschneiderten Traumprinzen zu ergattern, führt eigentlich nur dazu, dass Millionen verdammt netter Jungs jeden Alters von in ihre Wunschlisten vertieften Möchtegern-Diven nicht einmal wahrgenommen werden, weil sie zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn oder zu kahl sind, nicht oft genug ins Fitness-Studio gehen, kein schickes Hobby oder es versäumt haben, sich einen prestigeträchtigen Job zuzulegen. Wenn die Damen sich schon so viel Mühe geben, alle natürlichen Verhaltensmuster aus sich herauszuprügeln und taktisch zu agieren, wünschen sie sich selbstverständlich auch ein angemessenes Gegenstück. Jeder anwesende noch atmende Mann wird in Sekundenschnelle durch das Raster im Kopf geschoben. Da ist kein Spielraum für ein unbefangenes Kennenlernen, denn entweder kommt er in Frage oder nicht und wenn er in Frage kommt, setzt die große Taktikmaschinerie ein. Wir verdanken es vermutlich dem glücklicherweise rücksichtsloser durchgesetzten Fortpflanzungsdrang moderner Männchen, dass noch niemand ausgestorben ist.

Wie man es besser macht, weiß ich natürlich auch nicht. Die gute Nachricht ist: Wer sucht, hat heutzutage viel mehr Zeit. Laut der Frauenzeitschrift PETRA scheint die Midlife-Crisis nur ein Märchen zu sein und von ernsthaften Lebensphasen-Problemen sind die Mittelalten nicht öfter betroffen als andere. PETRA: »Früher läutete der 40. Geburtstag den Abschied vom Vergnügen ein. Heute weiß eine Frau, dass 40 werden nicht den Abgesang auf Schönheit und Kinderkriegen bedeutet und dass ein Mensch das ganze Leben wächst und lernt. In der Frauenzeitschrift PETRA vergleicht Entwicklungs-Psychologe Paul Baltes vom Berliner Max-Planck-Institut das Leben mit einer Hügellandschaft, in der sich Höhen und Tiefen abwechseln. Dass der Körper ein bisschen schlapper wird, heiße in keiner Weise, dass die innere Entwicklung welke und die Gefühle Falten würfen.«
(PETRA, 40 ist die neue 30, Pressemitteilung vom 18.08.2004)

»40 ist die neue 30.« Mal so als T-Shirt-Spruch angedacht … ich frage mich, wer den verstehen würde. Männer auch?

6 Kommentare Anleitungen für die Männerjagd

  1. Avatar kaltmamsell 19.08.2004 um 12:54 Uhr

    Der “halbwegs normale Menschenverstand”, eben. Ich habe nie verstanden, warum der Umgang zwischen Männern und Frauen auf Partnersuche überhaupt von den Regeln der guten Erziehung und des zwischenmenschlichen Respekts abweichen muss. Lügen, Missachtung oder Aufdringlichkeit sind einfach ungezogenes Verhalten.

    Andererseits - was weiß denn ich? Ich war ja nie auf Partnersuche, ich habe lediglich einen gefunden.

  2. Avatar 3.14a 19.08.2004 um 21:55 Uhr

    In Sachen Partnersuche kann man ohne weiteres behaupten, “wer nicht sucht, der findet”.(Diese These lässt sich wohl ohne weiteres statistisch untermauern.) Daher spielen auch sämtliche ausgeklügelten Taktiken eine eher untergeordnete Rolle.

  3. Avatar limone 20.08.2004 um 01:14 Uhr

    mag sein, aber die gleichung “je länger allein, desto gestörter” hat nach wie vor viel wahrheitsgehalt, und da geht’s dann tatsächlich manchmal nicht mehr ohne “nachhilfe”, weil das natürliche empfinden dafür, was angemessen ist und was nicht, aufgrund von akuten entzugserscheinungen verloren geht. wer’s nicht glaubt, lese einfach nur eine weile in einer beliebigen singlebörse die foren-diskussionen…

  4. Avatar Angel 20.08.2004 um 10:32 Uhr

    Ui, feiner Spruch 😊 Allerdings glaube ich auch, dass das ohne Erklärung zu Missverständnissen führt. Was mich allerdings nicht davon abhalten würde so ein T-Shirt zu tragen 😉))

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