Wieder eine Baustelle, wieder eine verblüffende Renovierungsmassnahme am Haus.

Um die Ecke vor dem Fenster ein farbenfroher verbaler Schlagabtausch italienischer Bauarbeiter. Ich schließe die Augen und mache einen Zeitsprung auf den Corso Vittorio Emanuele in Napoli. Wenn ich hinausschauen würde, müsste ich vermutlich entdecken, dass die frechen und lustigen Männerstimmen in meinem Kopf zu einhundertzweiundvierzig Zentimeter großen Schnauzbartträgern gehören.

Da schaue ich doch lieber in den versponnenen Windungen meiner Kopfsphäre noch einmal zu, wie Michele mit den dunkelgrünen Augen den schönen Patrizio an der Hand nimmt und mit sich zieht, weil die Mittagspause der beiden vorbei ist. Registriere Monikas erplatteten Gesichtsausdruck - sie hat noch nie zwei Hetero-Männer gesehen, die mit solcher Selbstverständlichkeit Händchen hielten (oder zwei andere). Spüre ein Lachen in mir aufsteigen und lasse mit wohlig gestreckten Krallen die Tiefenwärme im Nackenfell nachprickeln, die Michèles eisgekühlter kleiner Eifersuchtsanfall ausgelöst hat. Vielleicht ist es auch die Sonne, sie ist überall.

In einer kleinen Zeitblase wird Patrizio für immer schön sein, Michèle auf ewig ein grünäugiges Raubtier und Moni noch keine Hausfrau.

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