Wer hat an der URL gedreht? Ist ...


Wer hat an der URL gedreht? Ist es wirklich schon so spät?? Eigentlich ist es ja “in der Früh”, aber ich meinte mehr die große Uhr. Obwohl ... nein es kommt mir nicht “spät” vor, im Gegenteil. Nun bin ich also 35 und ein Glückwunsch nach dem anderen kommt durch die Mailbox angesaugt, seit Mitternacht - und schon seit ein paar Tagen per Antikpost. Danke euch allen! Ich würde jetzt gerne mit einem geniesserischen Milchkaffee in der Hand im Bett sitzen und alle Weblogs und Diarys lesen, die ich letzte Woche verpasst habe, aber wenn ich das mache, werde ich bis nachmittags keinen Handschlag arbeiten. Heute aber brauche ich den Abend. Offline. Ein Eintrag hier muss also reichen.
😉


Eigentlich hatte ich wenig Lust auf diesen Geburtstag. Bei uns stehen im August noch ein paar größere Familienfeierlichkeiten an, einschliesslich Olivers Geburtstag und ich selbst mochte es noch nie, auf einen bestimmten Tag zum Feiern festgelegt zu sein. Das anhaltend schwüle Wetter der letzten Wochen machte auch nicht gerade Lust auf Partyvorbereitungen und dann kommt noch hinzu, dass die Leute einen neuerdings oft sowas fragen oder fragen wie:


  • “Naaaaaa, irgendwann kommen jetzt sicher auch bei dir bald die Falten?!”
  • “Was machen denn die FAMILIENpläne?”
  • “Tick tack tick tack, höre ich da eine biologische Uhr?”
  • “Ich will euch ja nicht reinreden, aber wenn ich da mitzureden hätte, würde ich mal so langsam ...”

... und ich habe da nun mal dieses kleine medizinische Problem. Meine Zunge nämlich. Ich hab sie manchmal einfach nicht im Griff. Wenn es etwas auf dem Planeten gibt, das dringend abgeschafft werden müsste, so sind es betuliche zutraulich-lästige Leute, die zwar selbst wie sexfreie Zombies leben - sich aber eine interaktiv verstreute Meinung leider leisten können. Zeitlich betrachtet natürlich. Dies “sich leisten können”. Sonst nicht. Leider haben manche Anlässe es so an sich, dass sie den Möchtegern-Animateur und den dämlichen Sprücheklopfer auch aus netten Leuten herauskitzeln: Wer sich mir mit platten Sprüchen aufdrängt, muss mit den Antworten leben, doch wozu soll ich eine größere Party geben, um mir die dämlichen T-Shirt Sprüche auch noch live anzuhören?

Was den Fuss angeht, die Botschaft ist endlich auch in meinem Kopf angekommen: Es ist recht unwahrscheinlich, dass ich jemals wieder - wie früher - vier- bis fünfmal in der Woche zwei bis vier Stunden lang Sport treiben werde und es hilft mir auch nix, dass ich das gelegentlich schmerzlich vermisse. Die Zeiten haben sich halt geändert, diese Autoimmunkrankheit mit ihren wiederkehrenden Infektionen ist nicht von Pappe und es ist nur logisch, dass man nach anderthalb Jahren Bettruhe (naja fast) Muskelkrämpfe und Verkaterungsschmerzen hat, wenn man dann einfach losmarschiert und fünf Stunden pausenlos übers Pflaster trabt.

Vielleicht war es auch einfach nur PMS.

Jedenfalls sitze ich hier und mir geht es wunderbar und wir haben doch noch ein paar Freunde eingeladen (aber lieber am Wochenende) und ich mache gleich ein paar Geschenke auf und 35 passt wie ein bequemer Laufschuh, der keinerlei Verschleißspuren aufweist. Kein spontaner Zerfallsprozess hat um Mitternacht eingesetzt, weil nun die Hälfte meines Lebens vorbei ist 😉 graue Haare liegen bei uns nicht in der Familie, meine Mutter hat mit 60 immer noch kein einziges ... und auch sonst kann ich über die Erbanlagen nicht klagen: Immer wenn ich schaue, ob ich Lachfältchen kriege, finde ich garantiert einen Pickel. Sonst nichts.

Eigentlich entspreche ich dem Bestandsaufnahmen-Typus: Was hat sich verbessert, was verschlechtert, was habe ich (nach Plan) erreicht, was nicht? Bis 20 wollte ich zuhause ausgezogen sein, bis 25 einen interessanten Job mit vielen Auslandsreisen haben (erinnert mich bloss nicht daran), bis 30 ein Buch veröffentlicht haben, mit 35 auch beruflich selbstständig sein. Soweit OK, ich kann nicht klagen.

Die Haare sind nicht also nicht weiß oder grau, die Zähne noch alle drin, die Oberweite ist noch da, wo sie hingehört und die Gesundheit an sich stabilisiert sich langsam, aber deutlich sichtbar. Sogar den Leberfleck hoch oben auf dem Wangenknochen, den ich mit 14 sehnlichst herbeiwünschte, bekomme ich gerade *grummel*

Was soll ich sagen? “Ich bin 35 und das ist gut so.”

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