Viertel nach 9. Das Word-Dokument starrt mich bösartig an. Aber es hilft alles nix, so vier bis fünf Seiten muss ich noch schreiben. Der Verlag wartet. Was hat mich nur dazu gebracht, diesen Buchvertrag zu unterschreiben? Das Wort alleine schon, nehme ich an: Buchvertrag. Der Stift krickelt entzückt meinen Namen unten auf das Papier und mein Unterbewusstsein schiebt die Tatsache weit weg, dass man dann aber auch einige hundert Seiten schreiben muss. Das Kind in mir will kein Kinderbuch schreiben. Es wird aber. Oh ja, es wird. Gleich. Direkt nach diesem Tagebucheintrag. Hülfe.
Ablenkung ist angesagt. Nur ein bisschen. Um 12 Uhr kommt Elke und verpasst mir eine Ganzkörpermassage mit Salzpeeling. Danach werde ich wie ein nasses Handtuch wohlig pennend in der Gegend rumliegen. Duschen muss ich vorher auch noch. Also zwei Stunden und sieben Minuten, in denen ich verdammt noch mal schreiben werde. Aber erst ein Tagebucheintrag und ein Milchkaffee. Und Mitsingmusik. Nur so ein bisschen. Sowas:
Perampampampam. Ich kann Euch sagen, der little Drummer Boy ist noch die harmlose Variante. Gegen Weihnachten mit Biene Maja käme das nicht an. (Nein, diese CD habe ich NICHT!!!) Keine Sorge, die Nachbarn hören mich nicht. Aber selbst wenn, so wäre mir das auch egal. Was hat man schon davon, sich darüber Gedanken zu machen, worüber sich wohl die anderen Gedanken machen? Es sind selten die Intelligenten und/oder Wohlmeinenden, die Zeit haben, sich viele Gedanken über andere zu machen (und auch selten die Gutaussehenden *g*). Von anderen Leuten beim lauten oder leisen Singen erwischt zu werden, das ist nicht peinlich - sondern führt dazu, dass man offenherzig angelacht und angelächelt wird. Erfahrungswerte. Manchmal singt auch einer spontan mit. Dem muss man dann gar nicht erst den Puls fühlen, um zu wissen: Der ist lebendig.
Leider bin ich im spontanen CD-Shopping fast genau so gut wie beim spontanen Handtaschenkauf. Deswegen wird es hier bald noch mehr zu singen geben. Hmmmm. Na gut, auch egal. Was man nicht alles tut, um das Schreiben hinaus zu zögern 😊 aber da ich dort heute noch anrufen muss/soll/will und dann die ersten Seiten vorlegen werde, schubse ich mich jetzt schwungvoll hinaus aus der virtuellen Welt und beisse in dieses stumme Word-Doc.
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