Unlustiges Gefühl.

Die neuesten Abmahn-Skandale im deutschen Teil der Blogosphäre habe ich nicht so detailliert mitbekommen, da ich ziemlich beschäftigt war und einiges verpasst habe. Jetzt lese ich gerade ein bisschen nach und überlege, ob ich nun tatsächlich mein ganzes Archiv offline setzen oder mitsamt Comments noch mal lesen sollte, um zu schauen, ob irgendwann irgendwer auf meiner Site irgendwen krass beleidigt hat. Oder ggf. um jeden Eintrag mit einem Firmennamen noch mal zu prüfen?

So ein fremder oder eigener Knebel kann doch aber nicht Sinn der Sache sein. Ich erinnere mich daran, mit einigen Geschäftsführern ganz friedlich diskutiert zu haben, einmal habe ich einen Eintrag entfernt, um meine Ruhe vor einer besonders hartnäckigen Nervensäge mit dem Drang zum Product-Placement zu haben. Die anderen konnten stehenbleiben. Aber wird das so zukünftig weiter so einfach sein?

8 Kommentare Unlustiges Gefühl.

  1. Avatar Ralf 09.04.2006 um 09:42 Uhr

    Wenn man sich die letzten Fälle mal näher betrachtet, dann sind es nur auf den ersten Blick “Abmahn-Skandale”.

    Es stimmt schon das in allen Fällen die Anwälte rumgetobt haben wie der berühmte Elefant im Porzellanladen. Mit Privatpersonen, nichts anderes sind die meisten Blogger ja, sollte man halt anders reden als mit Juristen oder Geschäftsführern. Die sind für gewöhnlich eine ganze Ecke abgebrühter als ein Privatmensch.

    Aber so wirklich zu unrecht war keine der Abmahnungen!

    Bei Euroweb ging es nicht darum die Meinungsfreiheit zu beschneiden. Euroweb ging davon aus das die negative Kritik von einem Konkurrenten stammt. Euroweb bezog sich also auf das Wettbewerbsrecht und auf unlauteren Wettbewerb.

    Das mit TI-D war ja auch in der Blogsphäre teilweise sehr kritisch beurteilt worden. Der ursprüngliche Eintrag war sehr sehr grenzwertig. Da wurden Behauptungen aufgestellt und auch ein paar Daten veröffentlicht, die wohl kein Unternehmer gerne veröffentlicht sieht.

    Und im letzten Fall (flyerpilot.de) war es am Ende alles ganz anders als dargestellt. Da hatte der Unternehmer vorher versucht mit dem Blogger Kontakt aufzunehmen und die Geschichte gütlich zu regeln.

    Es wird nichts so heiß gegessen wie es oftmals aufgetischt wird.

  2. Avatar creezy 09.04.2006 um 12:32 Uhr

    Das Ganze ist sehr grenzwertig. Für mich heißt bloggen in erster Linie schreiben und ich fühle mich an dieser Stelle der Pressefreiheit sicher immer näher als dem Anwalt irgend eines sich in seinem Image pseudo-beschädigt gefühlten Unternehmens. Dafür würde ich auch im Zweifelsfalle kämpfen. Denn dieses Recht ist mir lt. Grundgesetz (noch) zugesichert.

    Dennoch: ich denke, es ist meine Pflicht aus Hauseigentümerin und Gastgeberin (Blogmuddi), dass sich dort alle gleichermaßen wohlfühlen dürfen. Ggfs. muß man den einen oder anderen Gast in seine Schranken weisen.

    Das ist aber auch schon die Beschneidung eines einzelnen Individuums in seiner Freiheit zur Meinungsäußerung. (Die üblichen Trolle nehme ich an der Stelle mal aus.)

    Ich habe aber sehr wohl bei Anlage meines Blogs im Januar mir schon bewußt im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, es nur so zu händeln, dass ggfs. Domain als auch Bildupload keine Rückschlüsse auf meine Person im realen Leben zulassen.  Ich fühle mich nicht wirklich wohl dabei, habe aber auch wenig Lust als Bloggerin ständig in Angst leben zu müssen. Dabei habe ich generell nichts Sittenwidriges noch Illegales vor. Ich will nur frei von der Leber weg quatschen dürfen.

    Dieser Prozess zeigt aber sehr deutlich auf welchem unschönen Weg wir uns in Deutschland im Bereich Medien bewegen. Ich fürchte, das ist vielen in der ganzen Dimension gar nicht so klar. In Magazinen u. Zeitungen wird Inhalt über Anzeigen gekauft, ggfs. bereits vorhandener Inhalt auf Wunsch des größeren Anzeigengebers redigiert. In Foren, Blogs – im Grunde auf privatem Grund und Boden – darf Meinung nicht geäußert werden, denn sobald jemand denkt, er würde dadurch geschädigt, hat er die besseren Rechte. (Leider machten die Idioten, die z. B. Ex-Partner/Innen so gerne defamieren, auch eine solche Rechtsprechung erst möglich. Darf man nicht vergessen!) Auch in den visuellen bzw.tonalen Medien erhält nur noch Sprachrecht, wer ausreichend bequem und formbar ist. Das ist die eingentliche Crux an der ganzen Sache, das Blog nur der kleine Stein in einer großen Entwicklung weg vom mündigen Menschen.

  3. Avatar Ralf 09.04.2006 um 19:58 Uhr

    Creezy, ich denke viele sitzen grade einem gewaltigem Irrtum auf. In Deutschland darf man weiterhin seine Meinung frei äußern.

    Aber das Recht auf freie Meinungsäuißerung hört spätestens da auf, wo das Recht auf Schutz der Persönlichkeit verletzt wird. Oder anders ausgedrückt: Beleidigungen sind keine freie Meinugsäußerungen. Auch wenn sich so mancher anscheinend nur in Beleidigungen ausdrücken kann.

    Auch hat das Veröffentlichen von Adressen, Telefonnummern und Namen nichts mit freier Meinungsäußerung zu tun.

    Die Blogsphäre hat leider in letzter Zeit sehr viel Panik verbreitet was die Sache mit den Abmahnungen anging. Zum Teil dadurch, dass wichtige Fakten und Punkte einfach weg gelassen wurden. Kaum einer hat mal die Vorgeschichte, wie es zu der Abmahnung gekommen ist, geschildert. Es wurde immer nur laut geschrien das dieser oder jener Beitrag abgemahnt wurde.

    Ganz genau genommen gab es in vielen Fällen noch nicht einmal Abmahnungen! Rechtsanwälte haben Briefe oder E-Mails verschickt und es wurde gleich der große Kriegsrat eingerufen.

    Das meiste was in den letzten Wochen vorgefallen ist, ist bei genauerer Betrachtung Panikmache und wildes Geschrei. Viel Wind um Nichts.

  4. Avatar melody 13.04.2006 um 02:30 Uhr

    Volker *g*

    ich hab die Adresse vom Schreiner verloren, kannst du mir die bitte noch mal senden?

    Chi, welcome back - ich hoffe, du bist gut erholt

    😊

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