Summer in the City

Die Wärme wird bald über der Stadt zusammenklappen und einmal mehr durchwandere ich unser hübsches Häuschen und verschiebe potenzielle Umzugstermine ein halbes Jahr oder noch weit länger in Gedanken nach hinten. Es ist herrlich kühl hier drinnen, und besser noch: Es bleibt auch so, wenn draussen (und in anderen Wohnungen) alles zur Sauna wird. Vielleicht kann man ja doch sein Leben lang in zwei großen Zimmern hausen und wir probieren es einfach mal aus 😊

Vor dem Badezimmerfenster, das einen Licht- und Luftschacht hoch zur Strasse hat, tobt ein orangefarbener kleiner Frosch hin und her. Er muss sich irgendwie durch das Abdeckgitter gewürgt haben oder er ist schon länger da drin und auf der Unterlage aus feuchtem Laub und all dem, was mit totem Laub so zusammenhängt *bäh* weiter gewachsen. Nun wird er es in dem Schacht auch noch aushalten müssen, bis Oliver nach Hause kommt, denn ich kann einfach nicht sicher genug stehen, um in der Badewanne herumzubalancieren, oben das Fenster zu öffnen und dann erst den Frosch (die Frösche?) zu angeln und dann das feuchte Laub rauszuschaffen. Wäre er nicht so giftig orange, würde ich es vielleicht trotzdem versuchen, aber hm, nein danke, ich hab einfach keine Lust auf orangefarbene Dinge mit Beinen und muss mich noch um zu vieles anderes kümmern.

Mir geht es also heute wieder wunderprächtig, aber trotzdem frage ich mich, ob das sein muss, dass man solche Horror"tage” wie gestern verbringen muss, wo die Menschheit doch inzwischen aufstellbare Zahnpastatuben und selbstreinigende Backöfen, Klimaanlagen und Hormontabletten ge- und erfunden hat (mehr als vier Schmerztabletten auf einmal nehme ich nicht, dann leide ich lieber weiter). Schon

Oliver

den Männern zuliebe, die vielleicht nicht so gerne grundlos angebrüllt werden oder in brütender Hitze was Besseres zu tun haben, als Unmengen von stark gewürztem Fleisch aus einem griechischen Imbiss zu holen. War doch bisher immer so, dass Dinge sehr viel schneller entwickelt wurden, wenn sie Männern zugute kamen, also wie wär’s?

Alternativ hätte ich gerne die Erlaubnis, alle mir gänzlich unbekannten und mich trotzdem salbungsvoll-belehrenden Trullas einmal saftig zu ohrfeigen, die mir unaufgefordert eins vorsäuseln, dass sie mit einem Wärmfläschchen und einem Teechen und ein paar Dehnübungchen immer gaaaaaaaaaanz entspannt aus der Nummer wieder rauskommen. Ach wirklich. Wie schön. Und was geht mich das an?

Hmm-mm. Wenn ich es mir genau betrachte, ist es vielleicht doch noch nicht ganz überstanden. Ich sollte besser dankbar sein, dass das Häuschen so kühl ist und ich mich nicht wie ein Schmerzklumpen in der Sauna durch die Gegend wühlen muss. Ich sollte besser dankbar sein, dass es nur alle paarzig Jahre soooo schlimm ist wie diesmal. Ich sollte jetzt duschen gehen und dabei dem Frosch zuwinken.

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