Spaßgesellschaft

Wenn man mal einige Tage intensiv andere Dinge “am Stück” tut, merkt man doch, wie viel Zeit das Rumgesurfe und Lesen von Weblogs/Diarys weggefressen hat. Und man merkt natürlich auch, dass es völlig reichen würde, alle zwei oder drei Tage mal eben komplett nachzulesen, was die Lieblingslogs machen. Alles kann man eh nicht mehr lesen, das macht ja auch nichts.

Verlockender Gedanke, was man mit dieser geballten Zeit Sinnvolleres anfangen könnte, wenn man ganz aufhört, online rumzulesen. Andererseits muss man ja auch ein paar Dinge tun, die Spaß machen 😊 Und wenn ich “ein paar” Dinge sage, dann meine ich nicht, dass man aktives Vollblutmitglied der sogenannten “Spaßgesellschaft” werden muss, denn die sind schlicht zum Kotzen.

Auf den ersten Blick scheint es so furchtbar einleuchtend, dass es von Vorteil ist, sich viele Dinge ganz bequem einteilen zu können und das auch zu tun. Das Leben ist kurz, wer weiß wann wir wieder so jung zusammenkommen und was keinen Spaß macht, wird halt weggelassen, verschoben oder verdrängt. Denn lustvoll bis in jede Konsequenz muss das Leben sein, in unsicheren Zeiten sowieso, denn wer von uns weiß schon, was noch alles kommt? Dann lieber jetzt leben. Sich “aus-“leben. Frei sein in den Entscheidungen machen und sich alles schön zurechtmachen, so wie es gefällt. Immer.

Verlockend. Herrlich. Die Freiheit nehm ich mir. Nur noch tun, was man wirklich will und sich den Luxus gönnen, auf den Rest zu pfeifen!

Dabei kommen dann am Empfänger-Ende (zur Zeit zufällig auch mal ich, in diesen Beispielen) solche Sachen heraus: Eine Absage VIER Minuten vor dem Termin, als eine Dame Mode vorführen sollte – die zweite Frau kam erst gar nicht so weit, auch bloß abzusagen und so verdankten vier Menschen diesen beiden unzuverlässigen Personen einen unglaublich stressigen und anstrengenden Arbeitsnachmittag, weil unnötig improvisiert werden musste. Hätten sie sich das am Vortag überlegt ... aber so? Ich habe noch bis weit in die Nacht hinein an den Fotos gesessen und hatte den ganzen folgenden Tag hyperschlimme Schmerzen, die andere Vorführdame konnte sich kaum noch aufrecht halten und die Auftraggeberin war völlig erschöpft, aber es ist doch schön, dass andere Leute ihrem Lustprinzip immer so konsequent nachgeben ...

Oder: Seit vier Wochen mit einer netten Nachbarin verabredet, sie mal zum IKEA zu fahren. Ausgerechnet gestern, wo es mir sowieso schon so verdammt schlecht ging und ich den Vormittag auch eigentlich für anderes brauchte: Vormittags Ikea heißt abends durcharbeiten. Aber wir hatten das schon so lange ausgemacht, sie hatte gesagt, wie sie sich freut - und so habe ich mich morgens hochgewuchtet und lange heiß geduscht und mich mit Kaffee vollgekippt und bin um die Ecke geschwankt, um sie für unseren Trip abzuholen ... und da latschte sie im Bademantel rum, meinte, sie hätte ja heute wenig Lust und das war’s auch schon.

Oh süsse Freiheit der spontanen Entscheidung? Schönen Dank auch.

So geht das schon seit Monaten mit allen und jedem. Na gut, einige Ausnahmen im engeren Bekanntenkreis, klar - aber ansonsten hat sich die schlampige Unzuverlässigkeit in Sachen Termine, Absprachen und so weiter langsam fest etabliert. Das sind natürlich dieselben Leute, die ganz furchtbar rummaulen, wenn man nicht immer dann quatschen und sich treffen kann, wenn sie gerade mal Lust haben.

Das sind dieselben Leute, die ausschweifend auf jede Party gehen, aber nie Lust darauf haben, dass sich andere auch bei ihnen “durchfressen”, und sei es nur alle acht Geburtstage einmal. Das sind die Menschen, von denen man übergangslos hört, sobald sie mal wieder Liebeskummer haben oder zum x-ten Mal “gemobbt” werden, die aber selbst unerreichbar und/oder desinteressiert sind, wenn man selbst im Sterben liegt und sich das NICHT nur einbildet.

Die gab’s schon immer. Das Erschreckende ist nur, die Anderen werden immer weniger. Wir sterben langsam aus :-(

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