Heute Nachmittag schleppte ich die Bettwäsche in den Keller und stopfte sie in meine Waschmaschine. Die Hälfte war drin, da kam eine mir bisher meines Wissens völlig unbekannte Nachbarin aus dem Haus nebenan und sprach mich mit Namen an, obwohl ich mich nicht bewusst daran erinnern kann, sie je getroffen zu haben: »Wollen Sie gerade waschen?« Nun hätte ich antworten können, dass ich meine Bettwäsche nur in das lustige eckige Ding stecke, um danach einen USB-Adapter anzubringen und damit durchs Internet nach Hawaii zu surfen.
Aber man wird ja milder mit den Jahren und so nickte ich nur freundlich und stopfte weiter. Ihre Maschine, so erfuhr ich umgehend, würde nur 40 Minuten brauchen, es handele sich um eine Kurzwäsche … Wer mich kennt, weiß, dass ich jederzeit bereit bin, mir in meinen 16-Stunden-Tag ein Eierührchen auf Termin zu stellen, damit eine Hausfrau von nebenan mal eben vor mir waschen kann, schließlich muss jeder außer mir (ich arbeite ja nur) tagsüber schon schauen, wo man bleibt. Durch intensives Training, das mir nehmefreudige und gebekarge Mitmenschen in den letzten Wochen und Monaten verpasst haben, bin ich allerdings inzwischen auf einer etwas höheren Stufe von Feng Shui gelandet oder habe meinem Karma einfach ein paar Muskeln antrainiert.
Jedenfalls bin ich nicht mehr bereit, mich hinten anzustellen, nur weil jemand frech genug ist zu fragen und da ich auch nicht diskutieren wollte, meinte ich nur, sie könne ihre Maschine gerne trotzdem anstellen, die 10 Cent würde ich ihr gerne schenken. Sprichwörtliche 10 Cent meinetwegen, was kann es schon groß kosten, so eine Waschmaschine durchnudeln zu lassen – jedenfalls weniger, als eine überflüssige Diskussion über eine sehr eindeutige Angelegenheit: Ich war nun mal zuerst da und wollte nun auch waschen.
Dann hab ich den Vorfall wieder vergessen. Bis mir gerade erzählt wurde, diese neue Nachbarin sei so eine gewissenhafte Pfennigfuchserin, sie habe extra neue saubere Listen für die Zählerableserei in der Waschküche hingelegt, die sie selbst gemacht hätte und würde regelmäßig bei anderen vor der Tür stehen, weil irgendwo eine verrutschte Zahl auf dem Strom-Counter angeblich zu ihren Ungunsten abgelesen worden sei.
Wenn ich mich richtig erinnere, war der letzte Satz, den ich zu ihr sagte: »Ach was, nun vergessen sie doch diese 10 Cent, ich müsste doch ein erbärmliches Leben führen, wenn ich bei so was gegenrechnen wollte.« Sie hat mir zugestimmt – und die Maschine lief auch schon.
:D
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