Ein Baukran vor dem Sonnenaufgang ist der Wecker aus konfusen Träumen. Während zwei kleine Männer in 50m Luftlinie mit einer kleinen Kabine auf und ab fahren, die große Antenne gegenüber anfassen, wieder herunterfahren, einen anderen Mann hochfahren und andere Teile der Antenne anfassen, hallt ein galoppierendes Geräusch in unserem langen Korridor nach und ich denke zuerst, dass ich noch träume.

Von Bonanzawelt, schwarzweiß mit eingefärbten Ecken, in der alle Probleme und Problemtypen sich innerhalb einer sauber abgezirkelten Folge einkreisen und lösen lassen. Als Randerscheinung auftretende Damen ohne Unterleib servieren Bohneneintopf neben Planwagen, deren Bewohner immer mal wieder vor einem Hinterhalt gerettet werden müssen. Männer beschäftigen sich mit dem aktuellen Konflikt, woraufhin es ins Science Fiction Genre abrutscht, denn sie reden die ganze Zeit über das, was sie beschäftigt. Gelegentlich gerät eine Frau in Not, oder eine wertvolle Kuh. Das sind Herausforderungen, die einer heldenhaften und dennoch harmonischen Lösung durch echte Kerle bedürfen. Streithanseln werden durch Kinnhaken besänftigt, und alle Hunde sind wie Lassie. Eine strenge Ordnung herrscht, und wer sich für ein anderes Leben entscheidet, wird entweder ausgestoßen oder gleich erschossen, aber im Grunde ist das ja alles so, wie der liebe Gott es gewollt hat und jeder kennt seinen Platz und ist dort wohl geborgen - so lauten die gestickten Sinnsprüchen, die adrette kleine Mädchen in der Bibelschule anfertigen, während sie auf später warten. Später ist, wenn man alt genug ist, einen Ernährer zu finden. Alternative Lebensgestaltungen werden nicht ermutigt, sie existieren einfach nicht. Auch die vereinzelte alte Jungfer und Lehrerin des Dorfs findet in Folge 1017 einen verschrobenen verwitweten Kauz aus den Bergen, der ihrem Leben endlich

den Sinn gibt. Alles ist einfach in Bonanzawelt, weil gut geregelt. Wahrscheinlich ist auch Hygiene wichtiger, als es angesichts mancher Cowboys den Anschein hat, eventuell sind die Tiere sogar gegen Tollwut geimpft und …

Im Korridor hört man ein anhaltendes Galoppel Galoppel Galoppel im Takt von »Raw Hide« und als ich endlich hinsehe, kann ich ein zartes kleines Katzenmädchen dabei beobachten, wie sie immer wieder selig hin und her sprintet und das Rutschen auf dem Parkett genießt. Vor dem Fenster wird immer noch mit dem Kran navigiert. Der Waldkaterfratz schläft den ruhigen Schlaf der Ungerechten, er hat gestern einen Teller und ein großes Wandbild mitsamt Glas erlegt, Löcher in einen Stoffschrank gerissen und mit dem Nachbarsmädchen geschmust.

Wenn ich konzentriert arbeiten will, wird er sich langweilen und sehr gekonnt einen Zweijährigen in der Trotzphase imitieren. Solange er aber schläft, galoppelt es glücklich im 10m langen Flur. Yeehaw.