Gestern morgen habe ich den Fehler gemacht, ...


Gestern morgen habe ich den Fehler gemacht, viel früher als sonst ins Büro zu fahren, in der irrigen Hoffnung, es dann wenigstens einmal pünktlich zu schaffen, da wieder zu entfliehen. Hat natürlich nicht geklappt. Die Kollegin in der anderen Abteilung hat bereits kapituliert und lässt sich ihre Überstunden auszahlen, aber ich hoffe doch sehr, dass ich mal wieder ein paar freie Zusatztage an den Urlaub hängen kann. Auf dem Rükweg gestern abend habe ich dann beschlossen, dass ein grösserer Umweg sich lohnt, wenn man dafür einen Salat von meinem Lieblingsitaliener bekommt. Müde, aber zufrieden stolperte ich ins Restaurant - und da hatte ich wieder mal eine Begegnung mit der anderen Art.

Ich suchte mir also einen Salat aus und liess mir noch etwas Lachs vom Vorspeisenbüffet einpacken und lehnte mich dann an die Wand und wartete, gesessen hatte ich an dem Tag schon genug. Am Ecktisch sass eine Familie mit zwei oder drei Kindern und Schwiegermutter, Oma oder was-weiss-ich. Die Mutter der quengelnden Kinder hatte einen prachtvollen Lasagnefleck auf dem selbstgestoppelten Pulli, geschwollene Augenschatten und einen äusserst bösartigen Blick drauf. Sie zischte deutlich hörbar quer über den restlos leeren Teller, wie typisch es doch sei für “so eine Dicke”, in Restaurants nur Salat zu essen - wo man doch deutlich sehen könne, dass ich sonst ganz andere Sachen fressen würde. Nun hätte ich mich natürlich vorbeugen und das verbissene dickliche kleine Gesicht tätscheln können und ihr dann erklären, dass ein Insalata Capricciosa bei dem Italiener pfundweise Sosse, Fisch, Schinken, Ei usw enthält und eine Pizza kalorientechnisch sicher um Längen schlägt. Aber ich denke mal, sie wird wohl einen frusterfüllten Tag gehabt haben, sicher nicht den ersten in diesem Monat 😉 und wenn es ihr hilft ... solche haben Mitleid verdient.

Ehemann, ein grosser durchschnittlicher Rothaariger, kümmerte sich rührend um das kleinere Kind. Es ist eine bösartige Vermutung von mir gewesen, dass er sich so tief in den Kinderwagen beugte, um den Blicken und dem Geblähe seiner Holden auszuweichen. Im Gegenteil, er hatte diesen weichen, samtigen Blick drauf, dieses sehnsüchtige sexy Schmachten: Die drei süssen langbeinigen Mädchen am Nebentisch sahen aber auch wirklich niedlich aus. Da lief nicht nur dem Baby der Sabber übers Kinn, sondern auch dem Mann des Plappermauls, die vor ca. 17 Jahren und hundert Fastenkuren auch mal besser aussah und nicht so fies war? Dann kam mein Salat, aber es kam auch der Geschäftsführer, der mich begeistert begrüsste (ein deutliches Zeichen dafür, dass wir zu oft dort essen!) und während Frustine mich noch mit abschätzigen Blicken begutachtete, packte ich mein Essen ein, verabschiedete mich und schenkte ihr ein freundliches Lächeln - eigentlich schenkte ich es Tina Turner, die perfektes Timing bewies und ein “What you see is what you get” durch die Musikanlage schmetterte. Aber das hat Frustinchen sicher nicht begriffen. Wenn sie Frauen über ihren optischen Marktwert definiert, wird sie sicher den Freitod wählen, sobald sie mal unvorbereitet in einen Ganzkörperspiegel läuft, oder könnte es gar sein, dass sie nur andere so kommentiert? 😉

Es irritiert mich immer wieder, wie solche Frauen sind und vor allem, wie sie auf mich reagieren, und während ich mit A. zur Arbeit und zurück kurve (er hat immer noch kein neues Cabrio *g*) führen wir erbitterte lustige Streitgespräche über ‘Tussen’, die wir beide gleichermassen verachten. Gestern habe ich vor Lachen fast einen Bordstein geknutscht mit dem Wagen, als ich ihn kopfschüttelnd fragte, ob solche älteren “Mädels” denn nicht begreifen würden, dass ihnen höchstwahrscheinlich nach 20 solchen Jahren der Ehemann mit jeder, aber auch jeder mit einem erfreulicheren Charakter durchgehen wird und A. ganz trocken nur “no risk, no fun” konterte. Da hat er natürlich recht: So ‘ne Dame sieht sich selbst ja durch ganz andere Augen. Weia 😊 A. meint, dass es daran liegt, dass ein Haushalt zwar stressig ist, aber doch eben reichlich simpel. Wer sich weder beruflichen noch persönlichen Anforderungen stellen muss und auch wenig Reibung durchläuft, hält sich zwangsläufig irgendwann für den Nabel seiner kleinen Welt. Meinte A. Meine ich auch. Kann man das für sich selbst verhindern? Bange Fragen quälen mich 😉))) ich glaube, ich bastele mal lieber weiter an meiner Karriere. Wenn ich mich richtig erinnere, wird der Stapel auf meinem Schreibtisch bald so gross wie die aufgeblähte Zimtzicke von gestern sein. Obwohl, das geht eigentlich noch.
Greetinx!

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