Gestern habe ich einmal alles installiert, was ich gekauft hatte und das hier noch ungenutzt herumflog. Grafiktablett und ViaVoice, um präzise zu sein. Schon mal eine Spracherkennung installiert? Erst kommt die Software, dann lernt sie sprechen. Zwar habe ich es geschafft, den Probetext flüssig vorzulesen, aber dann musste ich das Handtuch werfen. Im Diary merkt man es nicht, denke ich, aber irgendwas in meinem internen Vokabelspeicher ist nicht in Ordnung. Meiner, nicht der vom PC.
Ilona beschreibt es in ihrem Diary als Folge des Schlaganfalles, den sie vor ein paar Wochen hatte: Die Sprache schleppt, zieht sich dahin und holpert auch schon mal. Wer bei dem Wellen-
brecher-Treffen im Dezember dabei war, weiß, was ich meine. Ständig gab mein Hirn ganz andere Worte heraus, als jene, die ich eigentlich sagen wollte - von einigen wusste ich die Bedeutung nicht mehr - andere kamen einfach und hörten sich tückisch beim flüchtigen Hinhören wie im richtigen Zusammenhang an, aber das waren sie nicht. Für die anderen war es wahrscheinlich höchstens belustigend, wie ich fast daran verzweifelte. Aber das tat ich. Ich habe keine Lust, auf Obst zu zeigen und “das Rote da” zu sagen, weil ich nicht weiß, wie Äpfel heißen und wenn ich dann versuche, wirklich anhand der Farbe einzukaufen, sagt mein Hirn das zwar ... aber mein Mund gibt ein “bitte drei Pfund Birnen” von sich, auch wenn ich vielleicht 500g Äpfel meine.
Wer jetzt noch nicht weiß, warum ich die Sprachausgabe nicht benutzen kann, dem kann ich auch nicht helfen 😉 Versuchen werde ich es sicher noch mal. Ich bin auch nicht lahmgelegt, ich habe nur viele Lücken und auch schon mal einen Moment des Schrecks, weil viele Worte zu fehlen scheinen, aber die kommen dann nach ein paar Minuten und meistens sind es die richtigen. Technische Abläufe kann ich immer noch ganz gut beschreiben, da ich sie anschliessend sauber schrittweise nachvollziehe - sobald es um Emotionen geht, muss ich darauf achten, alles zehnmal Korrektur zu lesen. Tue ich eigentlich auch. Jedes Mal, dass ich es nicht tue, rächt sich leider. Da es aber schon sehr viel besser als im Dezember ist, hoffe ich, dass es komplett wieder vergeht. Am Alter liegt es jedenfalls nicht, und die Computertomographie war noch nicht.
😉
Anna hat in ihrem vorletzten Tagebucheintrag über die Sache mit dem Alter geschrieben und ich habe den Tag lang geschmunzelt. Sie schreibt “Mir ist da sofort eine Chatkollegin vom #servus eingefallen, die sich mit ihren 35 Jahren so herrlich jung vorkommt weil die meisten dort schon ein paar Jährchen länger leben.” Weil ich nun mal fast 35 bin und von den jugendbetonten Sprüchen der knapp über 20jährigen so gar nicht angetan, war das natürlich für mich persönlich ziemlich lustig. Da denken die 15jährigen insgeheim, sie hätten ja noch die kostbare Gabe unendlich langer Jugend. Die 20jährigen bilden sich ein, dass dem Rest der (älteren) Welt bei weitem nicht so tolle Möglichkeiten offenstehen und offensichtlich gibt es auch die Gruppe über 30, die sich ganz dolle darüber freuen muss, dass andere noch “reifer” sind. So freuen sich auf diesem Planeten voller Deppen die Dicken über noch Dickere, die Alternden über schon ältere, die Assistentinnen über die Sekretärinnen und die Kleinen über die noch Kürzeren. Man sollte doch meinen, dass so viel Freude zu ein wenig Harmonie und Ausgeglichenheit führt?
Ich jedenfalls glaube, dass nur eine ganz hohle Nuss so freudig erregt daran knacken kann, so “herrlich jung” zu sein. Es ist schließlich eine Eigenschaft, die sich ganz schnell von selbst erledigt. Du denkst, du bist jünger als ich? Ach was, ich bin bloss schneller.
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