Gestern auf der Party war mal wieder einer präsent, der nicht anwesend war. Solche unsichtbaren Männer haben keine Zeit und ihre Partnerin ist alleine auf der Feier, oft nur auf dem Sprung für ein oder zwei Stunden, dann eilt sie zurück zu ihm. Dass er nicht kommen konnte, macht sie verlegen, weil er in Wirklichkeit einfach nicht kommen wollte und sie hat daher gute Ausreden für ihn parat. Solide, glaubwürdige Angelegenheiten - Geschäfte, meistens. So was kommt vor bei wohlhabenden Geschäftsmännern und fällt deswegen nicht weiter auf und wenn das Thema seiner Abwesenheit zur Sprache kommt, stehen schnell einige halbausgesprochene Aussagen im Raum herum und entweder fällt erst gar nichts auf oder man könnte ein Geheimnis vermuten. Es ist aber keines, sondern nur ein Verhaltensmuster.
Ein Muster, das immer dann zu entstehen scheint, wenn eine junge Frau Mitte 20 die Lebenspartnerin eines deutlich älteren Mannes wird. Auf den Partys, auf denen ich sie dann wahrnehme/treffe, sind sie natürlich schon Mitte 30 und älter und bereits seit fünfzehn oder zwanzig Jahren die nachgerückte jüngere Partnerin, wohlversorgt, manchmal sogar trotzdem mit einem echten Job und einmal sogar eine, die nicht in ‘seiner’ Firma arbeitete. Sie kommen alleine und sehr aufgebrezelt an, erklären mehr oder weniger oder auch gar nicht verlegen die Abwesenheit des Lebenspartners und gehen dann früher, weil er ja wartet. Es scheint offensichtlich, dass er keine Lust hat, sich den Abend mit ihrem Bekanntenkreis um die Ohren zu schlagen, während sie sich nahtlos (schmückend?) in seinen einfügt. Manchmal wird es auch ganz offen ausgesprochen: Ihm liegt nicht viel dran, also arrangiert man sich. Sie gibt ihren Wunsch auf, heißt das. Umgekehrt natürlich undenkbar, wie sie dann lächelnd erzählt, mit einem gewissen pervertierten Stolz der in Besitz genommenen. Erinnert mich immer an »aber man muss doch verstehen, dass er so eifersüchtig ist« bei dem pflaumenblauen Auge von A., das zu den beiden kornblumenblauen nur sehr schlecht passte.
A. hat fünf Jahre lang jede Party ohne ihren Freund besucht, der den Abend lieber dösend vor dem Kamin verbrachte, bis auf einen. Da saßen sie gemeinsam an einem Tisch etwas abseits und unterhielten sich auf eine Art und Weise, die niemanden dazwischenließ. Das muss zwei Jahre nach dem Veilchen gewesen sein und ein halbes Jahr vor der Trennung und dem neuen (noch älteren, noch reicheren) Freund, aber das tut ja nichts zur Sache – jedenfalls nicht zu dieser. Gestern Abend dann C., wie immer teuer und sehr exquisit gekleidet und wie immer ohne B., der »geschäftliche Termine« hatte. Ich hatte das wiederkehrende Muster zu spät erkannt und fragte nach, wann man den B denn nach all dieser Zeit auch mal kennen lernen würde. Woraufhin eine Art Kulissenschieberei zwischen Eingeweihten und neugierig Zuhörenden begann, sogar ein verschwörerisches Zwinkern in meine Richtung beinhaltete diese Scharade.
Diese Art von unnötiger Geheimniskrämerei funktioniert ja auch ziemlich gut. Lenkt perfekt davon ab, dass der unsichtbare Mann einfach keine Lust hat, für seine Partnerin mit zu den Menschen zu kommen, die ihr am Herzen liegen, ihm aber nicht. Bis man das Muster mal klar erkennt. Dann ist es nicht mehr so spannend, auch wenn noch so viel Getue darum gemacht wird und die Brillis sehen aus wie Glassteine auf Blech, wenn man ihren Preis kennt. Das Zwinkern allein … nein, da hakt man dann nicht mehr nach. Vielmehr frage ich mich, woher das viele Verständnis allerseits kommt, wenn der unsichtbare Mann und sein Verhalten mal zur Sprache kommen. Was würde wohl geschehen, wenn diese Frauen so viel Geld und Unabhängigkeit wie ihre Partner hätten – würden sie sich immer noch allein auf Partys ihrer Freunde begeben, um nach drei Stunden das Aschenputtel zu machen, damit der Herr des Hauses nicht ungehalten wird? Ich hab da so meine Zweifel.
Bei finanzieller Unabhängigkeit und Absicherung würde das meiner Meinung nach ähnlich wie bei Hollywoodstars laufen. Alles mit sehr viel mehr Wechseln, weil keiner vom Geld des anderen abhängig ist. Viele werden dann nur noch dünne Beziehungsbretter bohren.
Eine unabhängige Frau würde sich automatisch (auch) egoistisch aufführen? Naja.
Vielleict würde auch Normalität einkehren oder der modernde Geldsack sich eine andere Barbie suchen 😊
so ein paar kenne ich auch ... genau das gleiche muster.
Das hängt nicht vin finanzieller Absicherung ab. Eine Freundin hat auch einen älteren Freund, beide sind Künstler, also nicht derbe reich. Wir wollten ihn mal kennen lernen und waren gespannt, wls wir in ihrer Studentenbude (Konstaka) zum Essen eingeladen waren.
Er lag mit Grippe im Bett.
Dann zogen sie nach Berlin und wir hatte da zu tun, verabredeten uns.
Sie kam allein, wieder Grippe.
Wir kennen sie seit 2000 und haben ihn nicht einmal gesehen.
Eine Zeit lang haben wir an seiner Existenz gezweifelt, ihn für eine Art “Harvey” gehalten.