Dem Dienstag ins Gesicht gähnen, weiche müde Kätzchen aus dem Bademantel ziehen und in der Mail ein Zitatgeschenk von Max Frisch finden:
Erfolg hat auch immer etwas mit Verfolgung zu tun.
Da war ich schon ganz entzückt, aber ich bekam noch eins, von Jonathan Swift diesmal:
Fast jedes Genie verursacht augenblicklich eine Allianz der Mittelmäßigkeit.
Würde ich umlegen auf “Fast jede Begabung löst augenblicklich eine Allianz der Unterdurchschnittlichen aus” aber erstens weiß ich nicht, ob das außerhalb des Webs auch so übel gilt und dann müsste man für manche Leute das Wort Allianz wahrscheinlich auch noch ausführlich erklären *ggg*
Zitate faszinieren mich nicht erst, seit sie wiederholt auf den Punkt bringen, was mein Hirn mit den Ausfallerscheinungen nicht immer zusammenstellen kann. Sie sagen mir, dass andere Menschen ähnliche Erfahrungen gemacht haben, dieselben Dinge verachten und belachen und bewundern und lieben. Eine Zeitlang hatte ich eine Menge selbstbeschriftete T-Shirts mit meinen liebsten Aussagen. Das war im letzten Jahrhundert, in den wilden Jahren unbefangener Liebe ohne AIDS, als es völlig OK war, wenn du dein Leben in einer guten Jeans und weißen T-Shirts verbrachtest.
Auf dem ersten stand aus sorgfältig aufgenähten Buchstaben aus einem Männerunterhemd “Italians do it better”, was meine Mutter nicht zu schätzen wusste, nachdem es ihr jemand übersetzte. Obwohl in ganz klein “best pizza in the world” darunter stand. Ihre Abneigung konnte auch damit zu tun haben, dass ich gerade einen blonden Napoletano importiert hatte. Aber auch im Sommer darauf und ein ganzes Leben weiter konnte man auf mir noch gelegentlich lesen wie .. naja nicht gerade in einem Buch, aber wie auf einem beschriebenen T-Shirt eben.
“Fools look to tomorrow; wise men use tonight.” Oder auch: “Kleine Männer brauchen auch Liebe” (von einer Höhe von 1,82 m plus 9 cm Absatz, wohlgemerkt). Nachdem ein mir damals uralt, ja ein fast verwesend erscheinender Mann von fast 40 Jahren *LOL* mir mehr oder weniger vorgeworfen hatte, mein Puppengesicht würde nicht zu meinem Benehmen passen, brachte ich an einem legendären Montagmorgen drei Tische in der Kantine meines Arbeitgebers zum Verstummen mit “I may not look like it - but I’m a love machine”. Deswegen war der aber nicht alleine legendär, sondern weil mir irgendwann zu warm wurde und ich meine Jeans drastisch kürzte, weil ich vergessen hatte, dass ich an eben dem Nachmittag einen amerikanischen Geschäftsführer eskortieren musste. John P. zuckte nicht mit einer Wimper, aber ich habe einen entscheidenden Reifungsprozess durchgemacht in jenem Konferenzraum und in dem Restaurant mit 18 Sternen und überhaupt waren beschriftete Shirts danach nie wieder so wie vorher. Waaaaaaargh! 😊
Aber es tut mir nicht leid. Nicht im Nachhinein und überhaupt. Gibt nur ganz, ganz wenige Dinge, die ich bereue. Hier noch ein paar Zitate 😉
Wir mögen keinem gerne gönnen / daß er was kann, was wir nicht können.
Wilhelm Busch
Es ist Menschenbrauch, den umzubringen, den man fallen sieht.
Aischylos
Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich ein Gewissen hat, einen Arzt, der für mich Diät beurteilt, und so weiter, so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen.
Imanuel Kant
Man sollte niemals zu einem Arzt gehen, ohne zu wissen, was dessen Lieblingsdiagnose ist.
Henry Fielding
Fernsehen gefährdet das Familienleben, weil es mehr Anlaß ist für Nüßchen als für Küßchen.
Karl Wenzel
Der alte Arzt spricht lateinisch, der junge Arzt englisch. Der gute Arzt spricht die Sprache des Patienten.
Ursula Lehr
Und nun noch eins, das auf englisch besser flutscht:
“We do not have to visit a madhouse to find disordered minds; our planet is the mental institution of the universe.”
Johann Wolfgang von Goethe. Und der hatte nicht mal einen Internetzugang.
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