Das Leben, Männer und überhaupt.

Zwischen 10 Uhr und 10 Uhr 23 verfasste ich eine lange und erbitterte E-Mail darüber, dass Männer offensichtlich nicht in der Lage sind, Bratkartoffeln in einer Bratpfanne zu machen statt in einem Wok und dass es wahrscheinlich einen Grund dafür gibt, dass in unserer Küche immer genau die Arbeitsmittel zerstört werden, an denen ich hänge und ich diesen gerne allmählich mal erfahren würde, um Gegenmaßnahmen einzuleiten und wie inspirierend es sein kann, fünfundzwanzig Minuten am Stück geschwärztes Kryptonit vom Boden eines geschätzten Woks zu entfernen mitten in dem Chaos, das Männer hinterlassen, wenn sie kochen – aber nicht aufräumen oder abspülen.

Als ich an der Schreibstelle angekommen war, die von der y-chromosomenbedingten Entropieseuche handelt, jener Männerkrankheit, die den Zwang erzeugt, jede auf- oder freigeräumte Stelle sofort mit gebrauchten T-Shirts, Computerzeitschriften und mitgewaschenen Papiertaschentuchknüffeln zu übersäen und eine private Müllhalde vor, hinter und neben einem Flachbildschirm zu errichten, also als ich an diese Stelle kam, fielen mir die nicht zugeschraubten Zahnpastatuben ein.

Und ich löschte die Mail, statt sie zu verschicken.

Es gibt sie natürlich. Dieselben Männer, die Software entwickeln und sich in ihrer Freizeit erfolgreich mit Astrophysik beschäftigen oder Vergaser reparieren, sie sind nicht in der Lage, einen Deckel wieder in eine Zahnpastatube zu drücken, nicht mal, wenn man vorsichtshalber schon welche gekauft hat, bei der man den Verschluss nur zuklappen muss.

Jedes Mal also, wenn ich mit unterschiedlichen missbräuchlich verwendeten Badezimmer-Hilfsmitteln den dicken Pfropfen herauspopele und dabei das Waschbecken mit getrockneten Zahnpastabröckchen zuschmiere, nur um dann mühsam eine dünne Wurst Zahncreme durch den engen Kanal des beginnenden Wahnsinns zu quetschen … jedes Mal denke ich an das nette Klischee von Beziehungskrisen, die sich durch nicht zugeschraubte Zahnpastatuben einleiten und denke mir: Das kann uns ja nicht passieren. Mein Mann hilft mir, unterstützt mich, wir sind auch in Projekten gute Partner und wir haben es hier schön miteinander, warum also wegen so einem Fliegendreck streiten?

Ich kaufe mir jetzt also einfach zwei Tuben und verstecke eine.

4 Kommentare Das Leben, Männer und überhaupt.

  1. Avatar Damaris 21.09.2005 um 11:52 Uhr

    ich glaube, bei uns verzweifelt eher herzblatt mit mir :o))

    und es mag auch frauen geben, die jeden zentiemeter, der mühsam erkämpft und freigeräumt wurde (von mann versteht sich), flugs mit dekorationsgegenständen voll stellen :o)

    liebe grüße

  2. Avatar Nicole 21.09.2005 um 12:42 Uhr

    Kryptonit - das muss ich mir merken *lach*

    Die Zwei-Tuben-Methode läuft hier erfolgreich, kann ich nur empfehlen. Komischerweise ist die Männertube jetzt auch immer geschlossen, vermutlich, weil keiner mehr hinterherräumt?

    Liebe Grüße!

  3. Avatar Petra 23.09.2005 um 09:48 Uhr

    Die Entropieseuche ist eindeutig nicht zwingend y-chromosomenbedingt!! Ich wage sogar zubehaupten, dass in dieser meiner Familie die xx-Menschen schlimmer sind (und ich nehme mich da gar nicht aus *g*)

    Aber im Grunde lassen zumindest alle vier Kinder (beiderlei Geschlechts!) alles fallen, wo sie gehen und stehen. Und wenn ich dann mal was freigeräumt habe, habe ich irgendwann keine Kraft mehr, den Ort mit Zähnen und Klauen dagegen zu verteidigen, dass alle wieder was draufklatschen. -> “Wie oft habe ich gesagt, dass auf dem Glastisch nur das Windlicht stehen soll???” *Gläser, Bounty-Papier, Mickymaus-Heft, Bravo, gefaltete Wäsche wegräumt und kapituliert*

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