Das hat sich gestern so angehört, als ...


Das hat sich gestern so angehört, als sei das Wochenende mit Mama, Schwiegermama und Schwiegerpapa ein wenig stressig gewesen? Nicht doch. Ich bin ganz sicher, ich habe mindestens dreimal ausreden dürfen, bevor mir jemand ins Wort fiel. Und ich liebe es, gefordert zu werden. ‘s gibt doch nichts Schöneres als Besucher, die drei Wochen lang verkünden, sie wollten am liebsten nur gemütlich um eine gefüllte Kaffeekanne (oder halt zwei, einem mit decaf) sitzen und sich das gemeinschaftlich bezogene Nest der Besuchten ansehen .... und dann quasi beim Überschreiten der Schwelle bereits touristische Aktivitäten einfordern “denn so oft ist man ja nun nicht in der Düsseldorfer Gegend”.

Auch ist es quasi sehr erfrischend, genauestens erzählt zu bekommen, wie (nichtvorhandene) Kinder am besten gedeihen, wenn eine reine Hausfrau und eine immer berufstätig gewesene Mutter (an drei Tagen in der Woche halbtags, mit Kindermädchen und Haushälterin im Haushalt) aufeinandertreffen und zwar verschieden, aber sich durchaus einig sind. Gewissermassen. Sich hilfesuchend umschauend würde da wenig bringen, also schreibt man sich am besten ein unsichtbares “ich darf das bleiben, was ich will” in die Luft und schaut gelassen darauf, auch wenn der Druck wächst. Und wächst. Und wächst. Ein psychologisches Meisterstück ist der Satz “ich kann es mir wirklich nicht vorstellen, jemals auf ein eigenes Gehalt zu verzichten”, da fängt selbst ein schweigsamer Schwiegervater an, unruhig hin und her zu rutschen.

Grausam und karriereträchtig verlasse ich morgens das Haus, rücksichtslos und egoistisch verfolge ich meine äh Ziele? und übrigens, isch abe gar keine Kinder, die ich vernachlässigen könnte, weil ich einen Job und eine Homepage habe. Das sollte man vielleicht ergänzend erwähnen.

Nicht, dass keine Enkelchen erwünscht wären, oh nein, im Gegenteil. Wir hätten nach drei Tagen Beziehung anfangen können zu brüten, niemand hätte sich beschwert. Dass man schon eine rechte Vollidiotin sein muss, um einem Mann mitten in seiner Berufsausbildung bewusst eine Familie auf die Luftzufuhr zu drücken, tut dabei wenig zur Sache. Auf Ollis’ Seite wäre sogar eine Uroma vorhanden und es gibt Tage, an denen sinke ich dankbar auf die Knie, weil wir die Weisheit besitzen, ausser direkter Reichweite zu wohnen. Meine eigene Mutter ist merklich ruhiger geworden, seit eine meiner perfekten und gut erzogenen, grossen und schlanken blonden Cousinen ohne Ehemann ein dunkelhäutiges Baby zur Welt gebracht hat (*grins*). Die Bemerkung “klar hätte ich gerne ein Baby, am liebsten ein schokofarbenes” hat sie schon vorher zum Verstummen gebracht 😊 und sie hat nur einmal versucht zu kontern “aber jetzt bist du doch mit Oliver! zusammen”. Da dreht man sich eben um und fragt den Liebsten “Hey, kannst Du eigentlich auch schokoladenfarbene Babies machen?”, erhält die Antwort “Sicher, nur leider nicht mit Dir” und das Thema ist gegessen. Höhö.

Mal davon abgesehen ist es ja nun auch nicht so einfach, an Nachwuchs zu kommen. Man muss gleichzeitig zuhause sein, zum Beispiel, zumindest zum Zeitpunkt der Zeugung. Und dann ist da noch dieser Harlequin-Verhütungscomputer. Sobald es am Wochenende gemütlich wird, richten sich da irgendwo in der Osnabrücker Gegend seine Ohrläppchen in unsere Richtung aus und *brrriiiiiiiiiiiiiiiing* klingelt hier das Telefon mit einem Bericht aus der grünen Welt der Sanitäter. Auch Calisto kann das gut, bloss hat der schon zwei kleine Kinder und ist meist so müde, dass man immer behaupten kann, man sei von ihm bloss geweckt worden. Er versinkt dann dermassen in Neid ob der Kinderlosigkeit, in der man sich stets hinlegen und dösen kann, wenn man will - auch nach 5.30 Uhr früh, vor 19.00 Uhr abends - dass ihm andere Gedanken gar nicht kommen.

Am besten reiche ich den nächsten grosselterlichen Kinderwunsch direkt an den Harlequin-Verhütungscomputer durch, dann sind alle beschäftigt. Er versteht sich bestens mit Eltern 😊 nachdem wir uns geweigert haben, ihn hier mit einziehen zu lassen, hat er es bei Sparrow versucht und auch wenn ihre Eltern das entschieden abgelehnt haben, fanden sie ihn wohl ganz possierlich 😊)))

Und was den Drang nach Enkelkindern angeht, wir adoptieren am besten Melle 😊 dann ist der Grossteil der Aufzugsarbeit schon erledigt und sie kann sich auch direkt eine eigene Wohnung nehmen, das wollen Teenies doch am liebsten, wenn sie flügge werden. Das wird sie wohl sowieso wollen, denn es bedarf einer gewissen Gewöhnung, hier mit jemandem zu hausen, der am liebsten den QVC-Shopping Channel guckt. Nein, nicht ich.

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