Cyberkultur: Stand Alone

Erster Februar – auf Entzug. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwer fallen würde, einfach erst mal aufzuhören mit dem Notizblog. Ach was Quatsch. Doch, das hätte ich. Aber es geht nicht anders. Erstens nervt diese ganze Webloggerei viel mehr, als dass sie Spaß macht. Und dann habe ich auch noch mindestens einen anderen Grund. Wahrscheinlich fällt das wieder unter meinen schrägen Humor, den manche andere sich so hartnäckig weigern zu verstehen, aber ich finde den besagten Grund zum Schreien komisch. Wenn im Internet irgend jemand sagt/schreibt: “Das und das habe ich doch nur gemacht, um ein Buch darüber zu schreiben! Eine Diplomarbeit! Eine Vorlage für einen Film!” dann bin ich die Erste, die sich eins grinst und denkt: Na klar. Wenn sich bei mir was relativ Ähnliches ergibt, werde ich das also für mich behalten. Keine Sorge, es wird gewiss kein Buch.

Melle wusste schon seit Oktober, dass ich nach den Wellenbrecher-Büchern den Rückzug antreten würde, der Weihnachtsbuch-Herausgeberin Angel habe ich es im November gesagt und diverse andere Menschen wissen es seit Dezember. Nix Notbremse - langfristige Planung.

Drei Gründe gab es für mich, ein Weblog zu erstellen: Die neue Technik kennen lernen, Workshops darüber schreiben und verkaufen, für uns einen Blogger auf Hochzeitsreise nutzen: Den Notizblog einrichten, um von überall her unauffällige Einträge uploaden zu können und unsere Flitterwochen geheim zu halten, weil niemand merken würde, dass ich überhaupt unterwegs bin (das war für den Fall, dass ich mit dem Laptop nicht hätte online gehen können im Hotel). Das “Blogging” gefiel mir bei anderen zunächst ganz gut, ich wollte es auch mal ausprobieren, kürzere und interaktivere Beiträge zu setzen.

Drei Gründe gab es, erst mal wieder aufzuhören: Inflationäres Instant-Blogging bei mir und anderen und die dazugehörige zu schnell wachsende Community mit sämtlichen negativen Begleiterscheinungen. Der Notizblog hatte dann leider auch viel zu viele Besucher, die sich zu Reaktionen per Mail befleißigt fühlten – und zu viele andere Logger waren neidisch und suchten nach (möglichst schlechten) Gründen, warum die Abrufzahlen so hoch waren. Das ist die Art Nerverei, die ich in meiner Freizeit nicht brauche, und ich habe bisher nicht das Naturell entwickelt, einfach grundsätzlich alle zu ignorieren, egal ob sie kreatives Feedback geben oder nur pupsen. Und der dritte, hier bewusst nicht genannte positive Grund kam auch gut hin. Passte alles zusammen. Trotzdem weiß ich natürlich, was für eine heftige Welle an Analyseversuchen über diese “wichtige Schließung” nun bald rollen wird.

Eigentlich egal, mich ärgert höchstens, dass es (vorübergehend) allen Ernstes Leute geben wird, die sich einbilden, mich verscheucht zu haben. Dass ich nicht laut und heftig lache 😉 Die um sich greifende Streiterei in der letzten Woche hätte ich zwar nicht unbedingt gebraucht. Man muss über typische Frustbeulen, die sich wie Geier mit Mundgeruch auf jede Gelegenheit zum Mitstreiten stürzen, genau so wenig Details verlieren wie über diejenigen, deren Ego ihnen die Gnade versagt, einfach auch mal das Maul zu halten, wenn sie mit einer Sache nichts zu tun hatten. Kommt ja auch immer gut, so ein beifallheischendes Gesülz im zwischenbloggernden Bereich. Zumindest, wenn man es aus der Perspektive derer betrachtet, die es nötig hatten.

Was den Zoff an sich angeht: Ich verneige mich spöttisch vor diesem Meisterstück an weiblicher Niedertracht und Hintertücke: Es war unglaublich geschickt, mich zunächst damit für öffentliche Reaktionen lahm zu legen, indem man mir anlässlich der Anonymitätsdebatte per Mail das Geständnis machte, ein anonymes Zweitblog “aus gewissen Gründen” zu führen und dass man sich parallel ohnehin von früheren Notizblogeinträgen zum Thema XX schwer aufgewühlt und emotional verletzt fühlen würde. Dann noch hurtig die plärrende Schnullerbacke mimen, die sich zur freundschaftlichen Verteidigung einer Freundin aus völlig anderen Gründen aufschwingt – wohl wissend, dass ich die mir “anvertrauten” Details nicht ins Weblog setzen werde. Auf einen Schlichtungsversuch hin aufquieken, meine Mail sei höhnisch (!) gemeint, das sei ja alles so was von niederträchtig, ich sei durch und durch bösartig und hätte schlimmste Beleidigungen per Mail geschickt (gelogen), schon eilen sie herbei, die edlen Ritter aller Schattierungen. Dann fehlte nur noch die Behauptung, ich würde mich nun als Opfer bezeichnen (ausgerechnet ...) und schon war der Moment gekommen, an dem jeder weitere Klärungsversuch Zeitverschwendung war - denn oben genannte Ego-Booster und Mitläufer hatten die Gelegenheit bereits genutzt, sich auf Kosten anderer mal so richtig schön auszuleben. Wow. Ich bin froh, dass ich solche schmuddeligen “weiblichen” Überlebenstaktiken nie lernen werde und bestaune irgendwie auch diesen eiskalt und völlig hemmungslos durchgezogenen virtuellen Mordanschlag, auch wenn er letzten Endes witzlos blieb. Nein, das ist absolut nicht satirisch gemeint. Gegen Barbie in Nöten kommt eine erwachsene Frau nicht an, es sei denn, sie hat sehr, sehr viel Zeit. Das und nichts anderes ist der Grund, warum ich mich zu diesem Thema in der akuten Phase nicht mehr geäußert habe – es war witzlos. Was nicht heißt, dass diese Methode der Bekämpfung feindlicher Meinungen auch nur ansatzweise nachvollziehbar oder in Ordnung ist - ein halbwegs intelligenter Mensch liest ein Weblog oder eine Homepage einfach nicht mehr, wenn ihm was Grundsätzliches daran nicht gefällt. Punkt.

Dieses hier ist übrigens gerade kein Weblog. Es ist sozusagen “Stand Alone Text”. Und wenn ich so schaue, wie schön das ist, ohne die mitlesende Weblog-Community zu schreiben ... wird es vielleicht noch länger dauern, bis ich mich um eine aktive RückVerlinkung mit dem Rest meiner Website kümmere.

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