Bis 18 Uhr hat mich gestern regelmässig ein Pakete-Lieferservice nach dem anderen aufgeschreckt - nur das Paket war nicht dabei. Langsam begann ich in meiner Funktion als Weihnachtsmädchen ein klein wenig fingernägelknabberig zu werden und nahm den Akt auf mich, der Lieferung noch einmal hinterherzutelefonieren.
Zuerst hatte ich eine jener Damen am Apparat, die ich in Gedanken immer “Susi la Tuss” nenne: Sooo kleinmädchenhaft und in jedem konkreten Fall absolut ahnungslos, aber definitiv auch schnippisch, leicht herablassend und zu blöd für den Job. Sorry, Guys’n Girls ... eine kompetente Hotline ist in deutschen Landen inzwischen eine Ausnahmesituation. Man traut sich auch nicht, so einen Glücksgriff weiter zu empfehlen, denn man weiß ja inzwischen, was dann passiert: Die Firma wird erfolgreich, fast übergangslos überlastet - und das Niveau für die Kundenbetreuung sinkt ins Bodenlose. Tusch, Pauken und Trompeten für jede Firma, die ihre Mitarbeiter für die Hotline nicht nur schult, sondern sogar fest angestellt beschäftigt! Wie qualifiziert man sich eigentlich für einen Job als getarnte menschliche Warteschleife? Ach ja, das weiß ich ja. Preiswert war das Schlagwort. Auf die Schnelle austauschbar war die genaue Beschreibung. Man kann von Leuten, die ausgenutzt werden, wohl nicht wirklich erwarten, dass sie auch nur die geringste Ahnung haben, wie man Kunden betreut. Oder doch?
Nachdem Susi mich über vierzig Dinge belehrt hatte, von denen ich ihr gerade vorher durchaus glaubwürdig versichert hatte, dass ich sie bereits wusste und probiert hatte - die Bestellverfolgung auf der Homepage nämlich - brach die Leitung zusammen. Ausnahmsweise war es nicht schade darum. Frohen Mutes wählte ich neu an. Bei so einem Saftladen dieselbe Telefonkatastrophe zweimal nacheinander zu erwischen, ist technisch und sowieso unmöglich.
Also sprach ich dann mit Susis Papa. Wer sonst soll das gewesen sein, der zunächst mal versuchte, mir alle Funktionen meines Web-Browsers zu erklären, obwohl er mit einem einzigen Klick im System hätte nachschauen können, ob das Paket ausgeliefert wurde? Ich schaltete auf megastur. “Hab ich ausprobiert. Ja, das auch. Hab ich probiert. Ja, weiß ich. Nein, hat nicht geklappt.” Als er gemütlich Anlauf nahm und auch noch aufs Inkompetenteste meine Systemkonfiguration mit mir durchsprechen wollte, fragte ich ihn so höflich wie möglich, ob er denn überhaupt die Berechtigung habe, im Bestellsystem mal eben schnell nach meinem Auftrag zu sehen. Das hat er dann sogar nach einer Wiederholung kapiert, auch wenn er mich erst überreden wollte, meinen armen Internetzugang dann zu nutzen, wenn das böse Netz nicht so überlastet ist (um 4 Uhr früh?) und es stellte sich heraus, dass das Paket angeblich gestern ausgeliefert wurde. Da dasselbe Paket angeblich auch schon Montag ausgeliefert worden war, das nämlich hatte Susis Mama mir glaubwürdig bestätigt, am Dienstag nämlich ... breche ich noch nicht in Jubelschreie aus. Sondern warte erst mal ab *grrrrr*
Nun gut. Es passieren auch nette Dinge, und die kommen doch tatsächlich mit der Post. Gestern u.a. ein seeeehr edler Stollen. Und ein Paket exzellenter Kaffee 😊 *g* nein, ich verrate nicht, von wem. Doch durfte ich das schon aufmachen!!! Es stand gar nichts drauf von wegen “erst am 24.” und hätte gut auch eine Lieferung ... äh irgendwas sein können. Ist jedenfalls originell. Ich mag Leute, die sich Gedanken machen - und mir einen noblen supermilden Kaffee schicken, weil ich gezetert habe, dass Kaffee mir eigentlich zu “hart” ist 😊
Abends war Olli auf seiner Firmenweihnachtsfeier und ich habe mich mit Anlauf kopfüber in einen Berg Geschenkpapier, Klebeband und gefütterte Umschlage gestürzt. Un-glaub-lich. Stunden hat mich das gekostet, dabei schaffe ich es dieses Jahr nicht mal, so viele Weihnachtskarten wie sonst zu verschicken. Doch, das find ich schade. Ich hab das immer gern gemacht. Alles postfertig (Tusch!). Bis auf zwei Pakete. Eins ist für Ollis Familie, eins für Martin und Familie. In beiden fehlt noch je ein Geschenk. Eben diese beiden Dinge sollen schon seit Tagen geliefert werden. Hoffentlich kommen sie heute!!! *grmpf* Ja ich weiß. Ich wiederhole mich. Aber wenn’s doch nun mal das ist, was mich beschäftigt??? 😊
Weihnachten ist eine Gelegenheit, jemandem eine Kleinigkeit zu schenken, die demjenigen hoffentlich gefällt. Etwas, womit er nicht rechnet - oder was er braucht, oder was genau passt ... ich fürchte, ich kann weder in das scheinheilige familienmässige Geschwärme noch in das schlechtgelaunte Gemoppere der Konsumverachter einstimmen. Es hat was Organisatorisches, Fliessendes für mich. Und Kerzen, Gewürze und besinnliche Zeit. Früher war es auch immer kostbarer Urlaub, klar. In diesem Jahr erledigte ich dann eben so ziemlich alle Aufträge zeitig, so dass ich jetzt bald zwei oder drei Wochen kürzer treten kann. Ich freu mich auf Weihnachten. Die guten nachdenklichen Phasen kommen, wenn sie kommen, durch unseren gemeinschaftlichen Adventskalender.
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