Betreutes Wohnen für Aussteiger

Am Nebenmittagstisch ein Mann, der aufs Possierlichste davon erzählt, wie schwierig es für seine Ex war, dass er über 20 Jahre gebraucht hat, bis er auch nur die grundlegendsten Haushaltsdinge kapiert hat. Zum Beispiel, dass man die anderen fragt, was sie brauchen, bevor man loszieht und sich selbst ein eigenes Joghurt kauft. So lustig. Zwanzig Jahre. Ha ha ha haha.

Dann beginnt er mit einer Ode auf Frauen 45+, weil diese bei der Beziehungsanbahnung nicht auf der Suche nach einem Kindsvater, einem Eigenheimbereitsteller oder einem Agenda-Vervollständiger seien, sondern sich ganz auf ihn und die Beziehung mit ihm konzentrieren würden.

Ich gewinne den innerlichen Nobelpreis für ausgeübte Selbstbeherrschung und schicke Gammastrahlen an seine Gesprächspartnerin: Sister. Don’t. Es sei denn, du stehst darauf, beim betreuten Wohnen der ausführende Part zu sein. 

Sie lächelt versonnen und stimmt butterweich zu. Frauen ab Mitte 40 seien allerdings ein Hauptgewinn. Vor allem für sich selbst.

Ich highfive mental im Kreis und kann beruhigt von dannen wandern. Aber eines Tages werde ich vielleicht diese irre Alte mit den leicht violetten Haaren sein, die sich in fremde Gespräche hängt. Wer weiß.

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