Anonyme E-Mails bzw. Mails über anonyme Remailer

»Anonymisierte« Mails, meist über Dienste im Ausland versendet, die eine Möglichkeit anbieten, absenderbefreite Nachrichten abzusondern, scheinen in letzter Zeit für viele User zum Problem zu werden, zumindest hörte ich von einigen Fällen und plage mich auch selbst mit einem verwirrten Liebeskranken.

Grundsätzlich zu anonymen Mails: Mir fällt nicht ein einziger Grund ein, warum man E-Mails von jemandem lesen oder empfangen sollte, der seinen Namen nicht dazuschreiben und eine normale Mail-Adresse benutzen kann, die Freemailer sind heutzutage unpersönlich genug. Aber anonymisierte Nachrichten kommen ja sowieso nie von Menschen, mit denen man zu tun haben will.

Allerdings scheint es, dass von den Belästigten nur selten jemand weiß, dass von echter Anonymität für den Versender keine Rede sein kann - und dass man sich sehr gut wehren kann. Wer sich bei einem solchen Service registriert, dessen IP und andere Daten werden ganz offensichtlich so säuberlich registriert wie in jeder anderen potenziellen Verbrecherkartei auch 😉 und jedem Nutzer wird eine User-ID zugeordnet. Diese »Mitgliedsnummer« wird mit jeder Mail versandt und ebenso enthält jede Nachricht einen Hinweis, bei wem man sich beschweren kann, wenn man sich belästigt fühlt.

Diese Daten stehen im HEADER der Mail. In diesem Beispiel (als TXT-Datei gespeichert) lautet die User-ID 1005 und in den Comments innerhalb des Header-Textes wird aufgeführt, an wen man sich wenden kann. Noch ein Beispiel als TXT-Datei.

Es genügt, dem Betreiber des Remailer-Dienstes eine kurze Mail zukommen zu lassen, in der darum gebeten wird, keine Mails über diesen Server mehr zu empfangen, weil es sich um eine langfristige und anhaltende Belästigung durch eine potenziell gefährliche Person handelt. Als Anlage eine Beispiel-Mail mit Header mitsenden, die Anbieter können meist eh kein Deutsch und werden schon deshalb wahrscheinlich vorsichtshalber das volle Programm fahren.

So kann man hoffen, dass die Daten des Absenders ziemlich lange beim »Anonymitätsdienst «gespeichert werden, wozu ja sonst kein Anlass wäre. Wenn er den Dienst und die Vorgehensweise wechseln sollte, wiederholt man die Prozedur - irgendwann gibt es dann vielleicht sehr viele akribisch protokollierte Daten über das Verhalten des Stalkers an verschiedenen sehr gut über Datensicherheit informierten Plätzen im Web.

Lustig daran ist, dass der Verfolgungswahn dieser Menschen dann wohl endlich einen Sinn macht. Alles andere ist lästig.

Natürlich kann man auch ganz pragmatisch bei der ersten Mail über einen Remailer einen Filter setzen, der diesen Absender vollautomatisch im Papierkorb versenkt.

8 Kommentare Anonyme E-Mails bzw. Mails über anonyme Remailer

  1. Avatar Blacky 21.09.2003 um 16:14 Uhr

    Rein prinzipiell gebe ich dir recht. 99% der Mails, die über Remailer gehen, sind einfach Müll oder semikriminell.

    Aber das eine Prozent das ürbig bleibt, hat durchaus seinen Sinn. Ich habe zeitweise einige Selbsthilfe-Mailinglisten betreut, bei denen Anonymität wichtig war, da sich die Leute sonst wohl gar nicht geäußert hätten. Mißbrauch fand praktisch keiner statt.

    Nun wollen aber viele, die von den 99% genervt sind, daß man anonyme Remailer ganz verbietet (viel Spaß dabei, einen Remailer in Pusemuckel, Südostasien zu verbieten). Und genau das halte ich für falsch. Nicht, daß ich diese Befürchtung bei dir hätte. Wollt’s nur gesagt ham.

  2. Avatar Melody 21.09.2003 um 16:18 Uhr

    Hallo Blacky,

    aber wer in einer Selbsthilfe-Mailingliste anonym bleiben will, kann sich doch auch einfach eine GMX- oder AOL-Adresse zusätzlich anlegen und muss nicht über einen Anonymisierungs-Dienst im Ausland gehen, der die IP verschleiert etc.

    Es mag zwar auch den einen oder anderen edlen Grund für sowas geben, aber mir fällt keiner ein, den man nicht auch halbwegs normal erledigen könnte, ohne seine Identität preiszugeben.

    Normal ist hier wohl ein Schlüsselwort. Cyberstalker sind ganz groß im Kommen, glücklicherweise aber inzwischen auch die Gegenmassnahmen.

  3. Avatar Blacky 22.09.2003 um 11:30 Uhr

    Auf einer dieser Mailinglisten ging es auch im illegales (Leute, die ein Verbrechen begangen haben und nun damit fertigwerden müssen), und wenn ein entsprechender Ermittler einen Absender @gmx.de in die Finger bekommt, hat er den realen Absender ganz schnell am Wickel. Ganz so einfach ist es also nicht.

    Aber ich gebe dir nach wie vor darin recht, daß das Mißbrauchspotential groß ist.

  4. Avatar Melody 22.09.2003 um 11:49 Uhr

    Hi, das ist aber ein ziemlich krasses Beispiel 😊 ich hab eine ähnliche Diskussion gelesen vor ein paar Jahren, da ging es um P__ä*dophile, die sich mit ihrer Veranlagung auseinandersetzen wollten.

    Bleibt die Frage, ob “damit fertigwerden müssen, dass man was Illegales tut” eine Rechtfertigung für solche Anonym-Dienste ist. Eher nicht. Es bleibt dabei, wer diese Remailer nutzt, wirkt fragwürdig und darf nicht wirklich erwarten, als vollwertiger Kommunikationspartner akzeptiert zu werden. Ob er unterschreibt oder nicht.

    Und das sage ich nicht nur, weil die beiden Header im Text Originale sind. Von wem der Schrott kommt, weiß ich natürlich. Er hat nicht viele Themen und eine typische, dennoch inspirationsbefreite Ausdrucksweise.

  5. Avatar Blacky 23.09.2003 um 12:48 Uhr

    Klar, wie gesagt schätze ich den Anteil von sinnvollem zu sinnlosem/fragwürdigem ca. 1:99 ein. Und es bleibt natürlich jedem unbenommen, derartige Mails zu ignorieren.

    Ein weiteres sinnvolles Beispiel ist mir noch eingefallen: Mal angenommen, ich finde zufällig heraus, daß das Online-Banking der Bank XYZ inhärent unsicher ist. Wenn ich eine nicht-anonyme Mail schreibe, riskiere ich Strafverfolgung. Schreibe ich keine Mail, bleibt das Ding offen. Mit echter Anonymisierung bin ich geschützt. Die einzige Alternative in diesem Falle ist, zur Presse zu gehen (z.B. c’t o.ä.), was aber auch nach hinten losgehen kann.

  6. Avatar Melody 23.09.2003 um 12:54 Uhr

    Zufällig herausfinden und Strafverfolgung riskieren. Ah ja. Hör mal, wenn du so weitermachst, überzeugst du mich im Nu davon, Anonymität in jeder Form für absolut abschaffenswert zu halten

    😊

  7. Avatar Blacky 23.09.2003 um 13:33 Uhr

    Ja, genau, zufällig herausfinden und 2 Jahre auf Bewährung bekommen. Aktenzeichen kann ich dir heute abend raussuchen.

    Nur daß es jedem gesunden Menschenverstand widerspricht, heißt nicht, daß die deutsche Justiz nicht so handelt. Hierbei immer empfehlenswert: Udos Law Blog.

  8. Avatar Melody 23.09.2003 um 13:55 Uhr

    Nein, lass das Aktenzeichen mal stecken. Als Argument für die Wichtigkeit von Anonym-Remailern ist mir das zu weit an den Haaren herbeigezogen 😉 und ich habe gewiss nicht vor, jetzt auch noch eine Online-Recht-Diskussion daraus zu machen.

    Ich bleibe dabei: Es wäre kein Verlust für das Web, wenn diese Verbrecherdienste komplett plattgemacht würden. Dass das nicht geschehen wird, weiß ich selbst 😊)

HINWEIS: Kommentieren ist in diesem Eintrag nicht mehr möglich.