Als ich meine Webcam einschaltete, liefen ein paar mittelalterliche Gestalten durchs Bild - nicht durch mein Wohnzimmer, es war die blöde TV-Karte - daher gab’s auch kein Aprilfoto. Dabei hab ich was zu feiern und wollte virtuell rüberwinken: Ein Jahr in der Freiheit, der erste April ist mein Independence Day. Natürlich war es kompletter Irrsinn, nach dem Unfall zu kündigen, statt sich vom “System” durchschleifen zu lassen und das Jahr auf Krankenschein zu verbringen. Es war aber auch das Beste, was ich beruflich je getan habe 😉 und ehrlich gesagt ... ich glaube, meine Methode führt auch zu weit größerer Zufriedenheit (und mehr Geld).
Was ich wohl wirklich damit sagen will: Tage wie diesen heute habe ich auch in Festanstellung irgendwie überlebt, und da fühlte es sich nur an wie Gedächtnisstörungen, es waren damals keine. Aaaargh! Ich lebe mitten im Muppet Testlabor, und fühle mich wie ein Flüchtling aus Teletubby-Land. Es ist so lästig, sich nichts wirklich gut merken zu können. In der Praxis sieht das so aus, dass ich die Features und Funktionen einer Software kenne und beschreiben kann, aber dass eine blanke Stelle in meinem Schädel ist, wo die Infos darüber abgelegt sind, ob ich über das Thema schon mal geschrieben habe. Ernsthaft, vieles würde sich wiederholen oder ergänzen, aber blöder Weise nicht innerhalb meiner Birne. So ist irgendwie alles immer ganz wunderfein ... neu. Nun gut, ich kann nicht meckern, nicht wirklich, denn ich bin schnell und so geht’s dann eben auch. Irgendwie. Aber ich hätte nichts dagegen, wenn das noch mal besser würde. Hmpf.
So haben wir eben alle unsere kleinen Handicaps. Die Kunden können nicht meckern, kriegen sie doch immer frisch recherchierten “Stoff” 😉
Das Wetter ist wunderbar, das Treffen rückt immer näher und ich werde immer unerschütterlicher den Leuten gegenüber, die von mir was wollen. Meine Aufmerksamkeit, Zeit, Hilfe und so weiter ist erst dann wieder zu haben, wenn ich den bezahlten Rest geschafft habe - ich werde mich hoffentlich nicht mehr ärgern über das ständige Ziehen und Zerren an mir, aber ich habe daraus eine Lehre gezogen. Nicht mehr dermassen hilfsbereit sein in Zukunft, nämlich. Kein Seelenmülleimer für die rettungslos verlorenen absichtlichen Chaoten auf diesem Planeten mehr, niemandem mehr Geld leihen oder schenken, keine Bewerbungen schreiben für fast Fremde, keine Beratung für Recherche-Faule. Keine Druckerei, Werbeagentur und Texterin mehr, kein Chauffeur, keine Telefonseelsorge, keine Freizeitmoderatorin für Labertaschen und ein klares NEIN für Leute, die dauernörgeln. Das habt Ihr nun davon. Wetten, vorher war es praktischer?
Ich habe oft darüber gespöttelt und mich in Einzelfällen schon abgegrenzt. Aber jetzt habe ich einen Punkt erreicht, wo ich das auch wirklich ganz locker und easy in sämtlichen Bereichen durchziehen werde. Es wird mir alles ein bisschen viel und so habe ich eben das letzte Blatt vor meinem Mund ordentlich weit ausgespuckt.
Der Frühling ist nämlich da und wenn ich schon nicht viel davon habe, so möchte ich mich doch wenigstens freuen 😊
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