Schwangerschaftsbeschwerden

Wie geht es mir? Das frage ich mich auch immer, wenn man mich so anspricht. Gut natürlich, da gelassen und sehr glücklich. Zwischendurch immer mal unkomfortabel selbstverständlich, da der positive Schwangerschaftstest schon eine Weile zurückliegt.

Was die große Auswahl an herkömmlichen Schwangerschaftsbeschwerden angeht, so habe ich mich nach anfänglichem Frieren und viel Müdigkeit dann irgendwann zielsicher für anhaltende Innenraum-Giftgasattacken entschieden. Der Volksmund sagt wohl Blähungen dazu.

Andere Beschwerden hatte ich zwar auch, aber alle immer nur einmal: Einmal gespuckt, einmal Verstopfung, einmal Durchfall, einmal metallischer Geschmack im Mund, einmal Sodbrennen, eine dramatische Blutung mit Krankenhausaufenthalt, ein Sturz mit anschließender Überwachung am Wehenmonitor, einmal Eisenmangel, ein wahrhaft heftiger Ischias-Anfall, ein krasser Wadenkrampf, einmal Nasenbluten, einmal Migräne, einmal angesichts einer wirklich nicht schmackhaften Pizza ein Weinkrampf. (Hämorrhoiden lassen wir aus).

Man könnte meinen, ich hätte ein Lehrbuch durchgearbeitet. Nur dass ich gar keins gelesen habe: Ich werfe von Anfang an alle diesbezüglichen Materialien, die man mir aufzwingt, ohne Umwege ins Altpapier.

Keine schlimmen Beschwerden also. Interessant sind in diesem Zusammenhang vor allem die leuchtenden Augen der lieben Mitmenschen, die bei Kenntnisnahme jeden Details durchgehend begeistert versichern »Wart’s ab, das kommt noch viel schlimmer!«.

Nein, das sind gar keine Psychopathen, jedenfalls nicht alle. Es ist schlicht und nervtötend ganz normal, dass man sich als schwangere Frau ununterbrochen so eine Scheiße anhören muss. So wie sich neben einem Unfall auf der Autobahn der Verkehr staut, kramt angesichts eines schwellenden Bauchs (fast) jeder sofort seine Horrorgeschichten, schlechten Erfahrungen, Fehlgeburten, ja sogar Abtreibungen und totgeborenen Babys hervor, um schön ausführlich darüber zu berichten, wie das denn so war.

In Ermangelung eigener Katastrophen greifen diese Menschen (und es sind leider zuviele) dann auch gerne auf Nachbarn, Verwandte, Bekannte oder Geschichten aus dem Goldenen Blatt zurück, Hauptsache man kann mal mitreden. Schließlich muss man keine Ahnung haben, um zu wissen, dass eine Schwangerschaft beschwerlich und gefährlich ist und wer könnte ein interessanterer Empfänger für solche Nachrichten sein als eine Schwangere?

Dummblupp über Schwangerschaftsbeschwerden ist da also wirklich noch die harmloseste Variante. Ob Übelkeit, Sodbrennen, Ischias oder Wadenkrämpfe: Irgendwer weiß immer besser als ich, dass es eh noch schlimmer wird.

Muss es aber gar nicht. Vielleicht wird auch einfach alles immer besser, so war es nämlich bisher.

Meistens höre ich mir trotzdem pseudo_geduldig alles an, dann geht es am Schnellsten vorbei und ist manchmal ja sogar nett gemeint. Außer bei den Geschichten über tote Babys, da bin ich inzwischen rigoros und verbitte mir das umgehend - davon habe ich jetzt mehr als genug gehört, danke sehr.

Die eine Schwangerschaftsbeschwerde, die ich schon aus Neugier gerne gehabt hätte, lässt allerdings auf sich warten. Kein Heißhunger, kein seltsamer Appetit.

Jaja, ich weiß schon: »Wart’s ab, das kommt schon noch!«

17 Kommentare Schwangerschaftsbeschwerden

  1. Avatar Narana 21.07.2007 um 17:37 Uhr

    Solche mitteilungsbedürftigen Mitmenschen sind doch wirklich die fiesesten Gestalten, die auf der Erde herumwackeln dürfen.

    Dir und dem Zwerg weiterhin alles Gute!

  2. Avatar aboese 21.07.2007 um 17:51 Uhr

    wenn ich das mal so vor dem hintergrund meiner unglaublich überlegenen erfahrung aus 4 wochen vorsprung sagen darf: glaub den anderen kein wort, natürlich wird es besser 😉). mich nerven am meisten die bauchtatscher. bald spann ich elektrozaun drum.

  3. Avatar Sannie 21.07.2007 um 18:59 Uhr

    > angesichts einer wirklich nicht schmackhaften Pizza

    > ein Weinkrampf

    Das ist ja nur zu verständlich!

    (Alles Gute wünsche ich natürlich, hatte die Info glatt überlesen.)

  4. Avatar Tina 21.07.2007 um 19:53 Uhr

    Uiuiui, ich würde mal sagen, das sind ja doch recht erhebliche - soziale - Schwangerschaftsbeschwerden. 😉

    Aber so ein kleines Wesen in sich zu beherbergen, bis es fertig ist, das ist ja auch etwas so Wundervolles und Wunderliches, ich finde das schwer spannend und kann die Aufmerksamkeit verstehen. Allerdings weniger die besserwisserisch-mitmachenwollende.

    Hab dazu nämlich immer nur Fragen, nie Antworten, die ich aufdrängen würde. 😊

  5. Avatar melody 21.07.2007 um 20:43 Uhr

    Danke euch 😊

    Tina, wenn du das schon erheblich findest, solltest du es auf kackfreche Fragen hin mal mit der Ansage versuchen »Nein, ich habe tatsächlich keinen einzigen Test durchführen lassen, um mich der Tatsache zu vergewissern, dass wir ein ‘HAUPTSACHE GESUND Kind’ kriegen«.

    Dann darfst du dir Geschichten anhören, die bei sensibleren Gemütern die Plazenta lösen würden, einfach aus dem Grund, dass die Leute so unglaublich gerne Recht haben und ihre “Argumente” notfalls auch brutalstmöglich anbringen - es gibt so blöde Menschen, man glaubt es kaum.

    Sie möchten dann wohl gerne von mir als Schwangerer hören, dass ich es in Ordnung finden oder respektieren würde, wenn sie ihr bereits seit Monaten entstehendes (hypothetisches) Kind noch abtöten, sollte es sich als fehlerhaft erweisen. Super Leute gibt’s. [Und damit meine ich nicht die Familien, die tatsächlich vor so einer schweren Entscheidung stehen, die haben mein vollstes Mitgefühl. Sondern Otto und Ottilie Normalverbraucherar…, die nicht darauf verzichten können, ihre ach so wichtige Meinung notfalls auch gewaltsam zu plakatieren.]

    Doch auch diese Menschen werden (egal für was) niemals und nirgends eine Perfektionsgarantie erhalten können, und das finde ich sehr gut und richtig so.

  6. Avatar Ute 21.07.2007 um 20:48 Uhr

    Warum man einer Schwangeren ungefragt Horrorgeschichten über Fehl- und Totgeburten erzählt, werde ich auch nie verstehen.

    Erzählen diese Leute einem Menschen in Chemotherapie auch, daß er ja mit soundoviel Prozent Wahrscheinlichkeit doch noch in den nächsten fünf Jahren sterben wird? Nein? Komisch. Dabei ist diese Wahrscheinlichkeit in unseren Breiten wesentlich höher.

  7. Avatar Kirsten 21.07.2007 um 21:29 Uhr

    Inzwischen hab auch ich es gepeilt und wünsche alles Gute! Also, meiner einen Freundin hat in der Schwangerschaft ja immer ganz furchtbar der Bauch gejuckt… 😉

  8. Avatar Marion 21.07.2007 um 23:01 Uhr

    Ha, du ärgerst dich über ungefragte Einmischung und Horrorgeschichten? Warte mal ab, das wird noch schlimmer 😉 Lass das Kind erst einmal da sein, in Erziehungs- oder anderen Fragen hat auch jede(r) eine Meinung. Z. B. wegen Stillen oder Nicht-Stillen werden regelrechte Mütterkriege geführt…

  9. Avatar Lydia 22.07.2007 um 07:34 Uhr

    Meine “coolste” Schwangerschaftsbeschwerde war der extreme Ekel vor Schokolade in jeder Form. Hat meinem Übergewicht richtig gut getan. Der Zustand hat leider nicht ewig angedauert, sodass ich heute… aber das ist eine andere Geschichte. 😉

    @Marion: Und wenn das mit dem Stillen durch ist, kommt das Schlafen im Elternbett, die Sinnhaftigkeit diverser Impfungen und schließlich das Sauberkeitstraining. Ein Konkurrenzkampf nach dem anderen. *augenroll*

  10. Avatar Ralf 22.07.2007 um 12:14 Uhr

    Die guten Ratschläge könntest du, wie ungewollte und geschmacklose Geschenke, zweitverwerten. Ich hätte Interesse an den guten Ratschlägen bezüglich Wadenkrämpfe und übelste Flatulenzen. Alle wirksamen Gegenmittel sind herzlich willkommen.

  11. Avatar samulli 22.07.2007 um 21:04 Uhr

    Ui, wie üblich bin ich mal wieder die Letzte, die irgendwas mitkriegt. Wenn ich schonmal ein paar Tage nicht hier vorbeischaue… :o)

    Herzlichste Glückwünsche erstmal. Immer wieder schön zu hören, wenn jemand ein Kind erwartet, auf dass er (sie) sich richtig freut. :o)

    Was die blöden Ratschläge angeht, ist auf Durchzug schalten wahrscheinlich die beste Strategie. Diskutieren hieße ja nur, die nervigen Zeitgenossen wichtig zu nehmen. Jemandem, der einer Schwangeren irgendwelche Horrorstories erzählt, hätte ich allerdings schon ein oder zwei ausgewählte Sachen zu sagen - notfalls auch non-verbal. Die abgrundtiefe Blödheit und Gefühllosigkeit mancher Menschen ist doch echt unfassbar…

  12. Avatar Wapiti 23.07.2007 um 11:21 Uhr

    “Es ist schlicht und nervtötend ganz normal, dass man sich als schwangere Frau ununterbrochen so eine Scheiße anhören muss.”

    Wie gut, dass ich so menschenscheu bin - zum Glück hab ich mir so was nie anhören müssen 😉

    Halt durch! :-D

    Liebe Grüßle,

    Wapiti

  13. Avatar SnapHappy 23.07.2007 um 20:05 Uhr

    Ich spar mir alles rumgerede und Erfahrungen hab ich auch keine anzubieten, darum schlicht und ergreifend aber dafür umso ehrlicher gemeint:

    Herzlichen Glückwunsch und alles Gute!

    SnapHappy

  14. Avatar creezy 25.07.2007 um 13:27 Uhr

    Eh egal, denn das alles geht vorbei, ist im Verhältnis zu dem was danach kommt kurzweilig. Wenn Ihr erst mal dieses tollen schlaflosen Nächte habt, weil das Baby nicht durchschläft … und knappe 16 Jahre später, weil das Baby das erste Mal in der Disco ist … ,-)

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