Zonk. Wieder eine schwanger. Und ich erstarre ...

Zonk. Wieder eine schwanger. Und ich erstarre in höflicher Verzweiflung, weil mir keine der Damen eine Gebrauchsanweisung erteilen kann - wie spricht man angemessen mit werdenden Müttern, wenn es um den Ableger geht? Die eine hat panische Angst - die nächste eine fast unglaubliche Sicherheit, einer ist schlecht, einer nicht und so weiter. Wer neu im Geschäft ist, die liest sich eifrig in das Thema ein und umgibt sich mit dieser angehenden Aura. Notfalls mit Gewalt *g* Und ich, ich zwirbele eine Haarsträhne oder einen Katzenpuschel und weiß nicht, was ich sagen soll. Glückwunsch, klar. Aber das ist dann schnell erschöpft. Die ersten drei Monate ist den meisten übel. Der vierte und fünfte Monat sind von Kreativitätsschüben geplagt, soweit ich das nun mitbekomme. Dass man danach erst mal 15 bis 20 Jahre keinen ernstzunehmenden Freiheitsdrang mehr zu pflegen braucht, das steht schon mal fest. Fassungslos stellt man fest: Wer trägt, hat Mitleid mit denen, die es gerade nicht tun. Und umgekehrt. In beiden Fällen völlig unangebracht, da bin ich mir sicher.
Es übt. Doris hab ich verblüfft mit dem Fachwissen über Kinderhochstühle, von ihr dann was über Babynahrung und Nachtkerzenöl bei Neurodermitis gelernt, damit wiederum die nächste erstaunt, die das nicht wusste ... und so weiter. Ich nicke und ich staune und ich habe nicht die allergeringste Ahnung, worüber ich mit diesen doppelten Personen reden soll, die alle auf mich wirken, als würden sie gleich anfangen, die Sofakissen auseinanderzurupfen, um sich damit ein Nest zu bauen. Hülfe!

Versteht mich bitte nicht falsch. Ich hab nix gegen Kinder, auch nichts gegen Babies und schon gar nichts gegen Mütter. Ich habe bloss keine Ahnung, wie man solche Gespräche führt - und bei weitem nicht alle schwangeren Damen haben das Internet, um sich Gleichgesinnte zu suchen! Manche erzählen einfach alles drauflos und ich habe keinen Schimmer, was eine sichere Antwort sein kann - wenn jemand Angst hat - keine Angst hat - einen Jungen will - keinen Jungen will - und so weiter.

Es waren doch gute Sitten, als man erst verschämt und mit rosigen Wangen das süsse Geheimnis gestand, wenn die Taille sich rundete und die Adleraugen und scharfe Zunge der holden Schwiegermama die neue Familie rücksichtslos outeten. Man musste keine Bilder angucken, auf denen das Innere einer Wäschetrommel zu sehen war und auf dem offensichtlich alle ausser einem selbst große Ähnlichkeiten mit allen noch vorhandenen Ahnen aufspürten. Niemand wollte wissen, ob Rebanna-Tasmea Jasmina ein unendlich toller Name ist und ob Jungs später darin unterstützt werden dürfen, Barbiepuppen im Intimbereich zu rasieren. Es reichte, wenn man sich mitfreute - man musste anschliessend kein ernstes Gespräch über “bleib ich zuhause und bin ich bloss verblödete Mutter oder arbeite ich weiter und bin eine geldgeile Karriereziege” führen. Keine erzählte schon vorher von Spritzen ins Rückenmark und Kaiserschnitten (uaaaaaaah) und Wochenflussbinden, da bin ich ziemlich sicher! Und ganz bestimmt gab es keine Listen unter dem Motto “Bernd-Ottokar und ich suchen uns lieber selbst Geschenke aus und wollen entweder Bargeld oder folgende ökologisch wertvolle Baby-Überlebensausrüstung ...”

Oh Baby. Nun reich mir doch bitte endlich einer eine Gebrauchsanleitung für diese Gespräche.

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