Vermieterei

Auf dem Blog von Meik wird ein Zettel zitiert, den eine Vermieterin der alten Schule wegen Duschen nach Mitternacht verteilt hat und der mit »Abmahnung« überschrieben war. Da kann man nur einen gemütlichen, aber baldigen Umzug empfehlen, denn wenn man - und das wird so kommen - irgendwann entweder rausgeworfen wird oder dringendst weg will, findet man nicht so schnell eine Wohnung, als wenn man in aller Ruhe direkt lossucht.

Sag ich mal so, aus Erfahrung mit dieser Art Vermieterin: Spießer, die Miete beziehen müssen, keinesfalls aber die Hoheit über jede Aktion abgeben wollen, die in ihren Räumen stattfindet. Als ich aus meiner ersten Studentenbude geworfen wurde (‘hörbarer Herrenbesuch’ stand auf dem Zettel, die Abmahnung hat sie sich gespart, wobei ich mir immer noch sicher bin, dass nur ich zu hören war, aber Herrenbesuch alleine hätte natürlich auch gereicht in diesem speziellen Fall), gab es weit und breit kaum Wohnungen in jenem Städtchen und so musste mein Vater - ausgerechnet - Anteile an einer Wohnungsbausgesellschaft kaufen, um eine zu finden, die ich mir dann zunächst mit einer platinblond-pausbackigen Hobby-Lolita teilen musste, die sich leider nie so richtig festlegen konnte, mit welchem pilzinfizierten Boylover sie den Weg zum Kühlschrank versperrte, einfach indem sie die Tür des Durchgangzimmers dichtmachte.

Auf meine Beschwerde hin kam sogar einmal die Mama angefahren, um mir zu erklären, die Kleine müsse jetzt eben ausprobieren, wie es denn als Frau so sei und das sei ja alles so spannend. Ja. Wusste ich schon. Für was Unspannendes hätte ich meine erste hübsche kleine Wohnung sicher nicht verloren. Ich wollte alle paar Tage mal an meinen Kühlschrank und generell gesund bleiben und mit Menschen zusammenwohnen, die ihre Konflikte selbst austrugen, statt Mami anzurufen. Das war schon alles.

Später lernte ich die 6 goldenen Grundregeln:

1) Niemals mit dem Vermieter in ein Haus ziehen.
2) Niemals einen Mietvertrag unterschreiben, der dein Sexualleben zu regeln versucht.
3) Lässt sich (1) nicht vermeiden, wechsele das Schloss eigenhändig aus und behalte alle Schlüssel, sonst kann es durch (2) geschehen, dass ein 90jähriger betrunkener ehemaliger Soldat mitten in der Nacht schwankend und brüllend in deiner Mietwohnung steht und nach Sitte und Anstand zwischen Unverheirateten verlangt.

4) Prüfe deine Rechtsschutzversicherung darauf, ob sie Mietfälle mit abdeckt.
5) Habe eine Rechtsschutzversicherung.
6) Spätestens sobald Probleme auftreten, die deine Rechtsschutzversicherung hoffentlich abdeckt, trete einem Mieterverein bei und lass dich richtig beraten.

8 Kommentare Vermieterei

  1. Avatar Christian 06.06.2005 um 11:57 Uhr

    Ergänzung zu 1)

    1b) Niemals in eine Wohnung ziehen, die der Vermieter selbst bewohnt oder, noch schlimmer , selbst gebaut hat.

    1c) wenn es geht, vermeide private Vermieter. Wohnungsgesellschaften sind da doch viel neutraler.

    😊

  2. Avatar VolkerK 06.06.2005 um 16:00 Uhr

    Ich hab mal 5 Jahre in Düsseldorf direkt unter dem Vermieter gewohnt. Das war durchaus positiv als die Etagentherme langsam nur noch Fehle rangezeigt hat (weil so weit oben der Kaminzug nicht mehr gereicht hat) - er hatte das gleiche Problem noch eine Nummer heftiger und beeilte sich mit dem Anschluss an die Zentralheizung.

    Es ist halt die Frage, wer der Vermieter ist; wenn er nur zwei oder drei Jahre älter ist als Du und selber mit seiner Freundin dort wohnt sollte kein Problem bestehen.

    Ich hab damals nichtmal das Schloss ausgetauscht.

    V.

  3. Avatar VolkerK 06.06.2005 um 16:09 Uhr

    @Christian: Ich hatte mit einer solchen Gesellschaft auch schon Ärger. Wollten “Gartenpflege” abrechnen obwohl nur ein Schotter- (und Schutt-)platz im Innenhof war. In Wirklichkeit waren es Abfallbeseitigungskosten (Schutt halt) und dafür hätte wir erstmal gemahnt werden müssen, das Haus vertragsgemäß selber zu reinigen. Oder die tropfende Wasserleitung im Keller. Die natürlich genau in meinem Keller tropfte. Nein, das sei nur Kondenswasser. Bis dann morgens mein Rad immer nass war, ich den Hauswart anrief und ziemlich deutlich wurde. Und der dann das Holzgitter, das meine Kellerwand darstellte, vond er Wand abgeschraubt und nicht wieder angeschraubt hatte, als der Installateur das Leck noch am selben Tag behob - und dabei die Hälfte meines Fahrradwerkzeugs und zwei teure Rennradmäntel verbraucht hat. Und dann noch dumm kommen wollte, weil ich die Wohnzimmerdecke mit Styropor beklebt hatte, nachdem ich gesgestellt hab, dass sie sonst neu abgezogen werden müsste, um irgendwas draus zu machen. Und dann die Kosten für die neue Decke von der Kaution abgezogen zu kriegen - ich hatte aber schriftlich, dass es zum Einzugszeitpunkt nich hieß “das ist eine Mansardendecke, die ist halt so”.

  4. Avatar Melody 06.06.2005 um 16:12 Uhr

    Völlig zu toppen sind alle diese Erfahrungen übrigens noch, wenn man VERMIETER ist. Meine Mutter hat Leute einziehen lassen, darüber schrübsen Langweiler mit mehr Zeit ganze Romane.

  5. Avatar Marc 06.06.2005 um 16:53 Uhr

    Ebenfalls wichtig:

    - Detaillierte Übergabeprotokolle. Sonst versucht der Nachmieter einem Flecken im Teppich anzudrehen, die schon vom Vorvormieter stammen. Oder man hat den “Müll” am Bein, den irgendein Vormieter im Keller, auf dem Speicher oder Wohnung “vergessen” hat.

    Auch zu vermeiden:

    - Vermieter, die die eine Wohnung, die sie in einer Anlage haben, aus Geiz nicht von der Hausverwaltung verwalten lassen wollen. Aber dann jammern, wenn man auszieht und sie zur Abnahme 80 km fahren müssen. Oder keine Ahnung haben, was zu tun ist, wenn ein Handwerker gebraucht wird.

    - Vermieter in einem frisch fertigen Neubau mit äh.. Schlammgarten, die einem die Einliegerwohnung im Souterrain ab dem nächsten Monat vermieten wollen, aber dort noch keine Küche eingebaut haben. Denn wenn möglicherweise deren Geld plötzlich knapp wird, dann klappt das mit der Küche leider nicht. Und will man dann Terz mit dem Nachbarn, dem Vermieter haben?

  6. Avatar Denny Schierz 06.06.2005 um 18:01 Uhr

    Man hab ich da ein Glück. Zwar war meine erste Wohnung (WG) eine Katastrophe (eigentlich wegen dem Mitbewohner, der meinen Kühlschrank regelmäßig leerte und 90% meine Playstation Games klaute), doch bei der jetzigen Wohnung bin ich happy. Ich komme immer irgendwie erst ab 1uhr, manchmal auch 2Uhr, zum duschen. Ich verstehe mich mit den Vermietern hervoragend und wollte garnicht woanders wohnen.  Sie stand bisher nur zwei mal vor meiner Tür, weil der Bass etwas zu laut war und unter meiner Wohnung ihr Schlafzimmer liegt 😉

    Nur die Größe (22qm²) und das schräge Dach, werde mich sicher irgendwann vertreiben.

  7. Avatar Marc 06.06.2005 um 18:45 Uhr

    Übrigens gilt die Regel

    1) Niemals mit dem Vermieter in ein Haus ziehen.

    auch für WGs. Denn wenn man Untermieter des Hauptmieters ist, dann ist das manchmal auch nicht einfach.

  8. Avatar limone 06.06.2005 um 20:59 Uhr

    wahrscheinlich habe ich mit meinen vermietern glück gehabt, denn in meiner ersten und meiner vierten wohnung wohnte die vermieterin im gleichen haus. allerdings waren beide liebe ältere damen, mit denen ich persönlich sehr gut zurechtkam. das in der ersten wohnung war aber auch mehr wg-mäßig, denn man musste schon ab und zu damit rechnen, dass der meist alkoholisierte mann der vermieterin zu den unmöglichsten zeiten unangekündigte reparaturen startete, in einem fall war dann mitten im hochsommer ohne vorwarnung das wasser ausgefallen. dafür reparierte er schon mal von sich aus einen blechschaden im anfängerauto (und produzierte ein jahr später selbst einen, die tür des 1 woche alten neuwagens war danach schrott). allen anderen hätte ich das übel genommen, aber mit den leuten war ich ja gleichzeitig befreundet… unterm strich überwog deutlich das positive. man muss sich die leute halt sehr genau ansehen.

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