Trauma

Es ist wieder passiert. Jemand kam hier vorbei, redete kurz und sachlich und sah dann Nandi, um in Entzücken auszubrechen. Kein Wunder, wenn man den plauzbäuchigen kleinen Blondkater kennt. Dann aber tauchte Miss Peppermint auf, auch “Lady von Minz” genannt, und er fiel, der böse Spruch: “Die ist ja fast noch schöner!”

Au backe. Als Katzenmutter weiß ich, wie tief so ein bedenkenloser Spruch ein kleines Katerherz treffen kann. Nandi setzte sich auch gleich sehr aufrecht hin und guckte schwer betroffen. Oliver sah ähnlich drein. Der Termin entschwand und ich wusste, nun mussten wir reden!

Wir lieben beide Katzen sehr. Und nach so einem traumatischen Zwischenfall ist es ganz wichtig, ihnen das zu erklären. Miss Peppermint gähnte gelangweilt, aber das kleine triumphierende Aufblitzen der grünen Schlitze ist mir nicht entgangen. Nandi saß voller Selbstzweifel vor dem Spiegel und fragte sich und uns, ob denn brömböriger Puschelplüsch nicht mehr gefragt sei! Ob es denn nicht mehr ausreicht, wenn man eine kleine dicke Stirn gegen andere Leute rammt und dabei ein Grunzschnaufen und ein Örksen von sich gibt!

Das Fräulein ließ sehr lässig eine schneeweiße Pfote hängen und leckte betont langsam ihre verlockend griffige kleine Hüftspeckrolle. Mehr traute sie sich nicht, obwohl sie sicherlich gerne ein lachendes Gurren abgesondert hätte, dort im weißen Satingebirge. Sie wisperte, dass Nandi vielleicht ganz niedlich sei, aber eben nicht so schön. Wie sie.

Und was man denn von jemandem erwarten könne, der achtmal am Tag begeistert angehoppelt kommt, weil er die Geräusche eines langes Kusses für ein Zeichen von Nahrungsaufnahme hält .. und was abhaben will.

Nandi versteht das nicht. Aber was denn schlimm daran sei, mal eben nachzusehen, wenn man ein leises Geräusch hört, das auch Schmatzen sein könnte? Man kann dann ja liebevoll brömmen (wenn man schon nichts zu essen bekommt) und ein bisschen was abkriegen. Liebe nämlich. Und überhaupt. Viele Leute würden ihn auch sehr schön finden, sagt er. So.

Wir sind ja auch verschieden, sagte die Miss und gähnte possierlich und höchst elegant. Worüber ich froh bin, brömmte Nandi und fiel gemütlich um, um noch eine Weile an seiner Imitiation von Pu, dem Honigbär zu arbeiten.

Wie gut, dass er so was nicht wirklich persönlich nimmt. Bei Kindern wäre jetzt schon fast der Moment gewesen, psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen *ggg*

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