Seit ich den Froschkönigbrunnen “just for fun” hier mitlaufen habe, muss ich immer mal wieder an eine Unterhaltung denken, an der ich vor ewiger Zeit mehr oder weniger unfreiwillig teilgenommen habe. Unfreiwillig, weil sich dort Damen unterhielten, mit denen ich ohne Außendruck wohl eher nicht viel zu tun hätte – Unterhaltung, weil ich natürlich auch smalltalken kann. Wenn’s sein muss. Sekt war im Spiel, wenn auch nicht bei mir.
Ein Mädel von etwa 25, nennen wir sie einfach mal Birgit P. (denn so hieß sie), hatte sichtlich Kummer und war froh, sich im Kreis mehrerer Frauen ein wenig zu enthemmen und aussprechen zu können. Erzählte eine lange und leider sehr detailgetreue Geschichte von einem Mann, den sie kennen gelernt hatte. Mit dem sie sich ein paar Monate lang getroffen hatte, telefoniert hatte, getanzt hatte, geschlafen hatte und der sich dann innerhalb von ca. 12 Stunden komplett verflüchtigte und ihr eiskalt mitteilte, sie habe doch wohl von Anfang an gewusst, dass es sich bei ihm nur um ein Sexabenteuer handelte. Das hatte er nämlich ganz am Anfang mal kurz gesagt: “Ich verliebe mich nicht und ich suche nur eine Affäre.”
Birgit wirkte ziemlich versteinert und schleppte nun offensichtlich mit diesem riesigen Brocken Kummer durch die Gegend. So weit also eine ganz normale Geschichte, leider. Wäre da nicht die andere Frau gewesen, nennen wir sie einfach mal Hackfleischfresse (denn so sah und sieht sie aus – so wie die meisten ihrer Schwestern im Geiste es tun), die sichtlich aufblühte beim Hören dieser Erzählung und nichts Besseres zu tun hatte, als Birgit einen gehässigen Kommentar nach dem anderen reinzudrücken und ihren Kummer kaputtzuanalysieren.
“Er hat mir Hoffnungen gemacht” sagte Birgit schließlich leise. Und Hackfleischfresse, deren stumpfe Knopfaugen unter den scheinheilig verschleierten Orgasmen der Niedertracht nachbebten, sagte huldvoll und süßlich eiskalt diesen Satz, der wie ein Todesurteil für Birgit klang und zweifellos auf eine sehr christliche Weise auch so klingen sollte:
“Hoffnungen macht man sich IMMER selbst.”
Wenn ich nun einen Eintrag wie diesen in den Froschkönig einwerfe, sehe ich immer die tief einknickende Birgit und das leuchtende missgünstige Mopsgesicht vor mir.
Hätte was sagen sollen, damals. Ich hätte Hackfleischfresse in einfachen und verständlich artikulierten kurzen Sätzen verklickern sollen, dass es durchaus nicht Birgit war, die hier das Problem hatte – sondern der kaputte und bindungsunfähige Größenwahnsinnige, der auf diese miese Tour aus seinen emotionalen Verantwortlichkeiten entfleuchte.
Statt dass er klipp und klar wie ein erwachsener Mann sagte “Das ist es nicht (mehr), was ich wollte/will” und anschließend dann das Gezeter durchstand. Schlimmer als die Reaktion nach der miesen Nummer wäre es doch eh nicht ausgefallen?
Aber zu Birgit in ihrem Trauernebel wäre ich in dieser Damenrunde eh nicht durchgedrungen und mit Frauen wie Hackfleischfresse unterhalten sich nur Menschen, die Angst vor den Konsequenzen haben, wenn sie es nicht tun. Verwandte, Nachbarn direkt nebenan und so. So ist es mir wahrscheinlich auch lebendiger im Gedächtnis geblieben, als wenn ich mich beteiligt hätte.
Der Satz “Hoffnung macht man sich immer selbst”. Der bleibt pappen. Boshaft gemeint, doch daneben gezickt, denn ... ja natürlich. Hoffnung ist handgemacht, self made, hausgebacken (nicht hausbacken). Liebevoll getöpfert, eigenhändig geklöppelt. Doch nur selten kommt sie ohne entzündenden Funken, belebenden Regen oder anregende Erlebnisse daher. Und selbst wenn, sie ist schön.
😊
Und für Birgit P. (auch wenn du es wohl niemals lesen wirst) noch mal in Klartext: Du darfst so bleiben wie du bist. Das geht schon klar. Nicht du hattest den Systemfehler, das war “er”.

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