Stories for Spike

Es war einmal ein schwarzer Arm voll Kater, dessen Aufgabe es war, das Haus vor Flugsauriern zu schützen. Ein Job, den er souverän erledigte, denn seit seinem Einzug war keiner mehr gesichtet worden. Ab und zu aß er als Bonus eine Spinne auf.  Das freute die Frau, die keine Spinnen mochte und es OK fand, wenn etwas aufgegessen wurde, das ihr nicht gefiel. Diese Frau nahm dicke Tiere wie den flauschigen Kater gerne hoch, um sie umzudrehen – bekanntlich gehört ein felliges flauschiges Bäuchlein zu den feinsten Dingen, die man streicheln kann.

Der schwarze Kater hatte ambivalente Gefühle diesbezüglich. Einerseits mauzte er kläglich, um die Würdelosigkeit einer Lage zu beklagen, in der alle Pfoten nach oben zeigen. Andererseits hatte sie diese zarten Finger, mit denen sie seine Ohren durchknuschelte und sein felliges Gesicht sanft knetete und es dauerte meist nur ein kurzes Miepsen und ein einziges widerstrebendes Maunzgeräusch lang, bis quasi gegen seinen Willen ein tiefes Ganzkörpervibrieren einsetzte und er die Stirn gegen ihre Handfläche rammte. „Siehst du“, sagte sie dann. „Da ist ja mein Geräusch.“

Der Kater fiepste meist noch mal, um klarzustellen, dass die Würde eines majestätischen schwarzen Tieres trotz aller beinahe unfreiwilligen Hingabe ja auch sehr wichtig war und hob dann unauffällig die Hinterpfoten samt Popo an, damit sie besser ans Bäuchlein kam. Das tiefe Brömmen vibrierte gegen ihre Handflächen direkt bis ins Herz. Zur Belohnung erzählte sie ihm eine kurze Geschichte.

Vor gar nicht langer Zeit zog in ein kleines Haus in einer anderen Stadt ein kleiner schwarzer Hund mit ein. Er fand Leute gut. Fressen und Spielen und Spazierengehen auch, aber vor allem Leute. Die Frau war einige Male dabei, wenn der kleine schwarze Hund die Gäste begrüßte, die in sein Haus kamen. Dabei stellte sie folgendes fest:  Die Frauen freuten sich, dass der Hund sich freute und dann freute der Hund sich und die Gastfrau freute sich noch mehr.  Die Männer freuten sich auch. Aber mindestens drei verschiedene Männer sagten an unterschiedlichen Terminen ganz unabhängig voneinander während der spielerischen Hundebegrüßung lachend bis freundlich empört, dass der kleine Hund seine Begrüßungsliebe offensichtlich komplett *wahllos* an buchstäblich jeden ausgegeben würde.

Wahllos, so erklärte die Frau dem Kater, wahllos ist kein besonders nettes Wort, wenn man es mit Zuneigung kombiniert.  Oder auch sonst.  Früher oder später, so meinte sie zu dem seidigen Brocken auf ihrem Arm, würde der kleine Hund Erfahrungen machen und dann würde er ganz von selbst zurückhaltender werden. Der Kater, der schon einmal kurz einen Hund auf dem obersten Treppenabsatz gesehen und anschließend eine Therapie und drei Tage Ruhe gebraucht hatte, wusste sehr gut, worauf sie anspielte.

Sie überlegten gemeinsam, ob das Hundebaby in der Geschichte etwas anders machen sollte. Die Frau fand, dass der kleine Hund alles richtig machte, denn weniger Liebe kann ja keine Lösung sein. Der dicke schwarze Kater fand, dass Wahllosigkeit besser zu Hunden passt als zu Katzen. Dann klingelte es an der Tür und der Kater wollte eiligst vom Arm, um unbeteiligt in Sichtweite herumliegen zu können, sobald der Gast den Raum betreten hatte.

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