Etwas, das ich wirklich hasse – und das will was heißen – sind diese “ach, das kann ich auch”-Momente im Leben. Angefangen von Torsten, der unbedingt auch einen Sandkuchen backen und demonstrativ einen größeren und ihn auch noch essen musste, als ich gerade die erste Schwarzwälder Kreation mit Muscheln meines damals 2,5jährigen Lebens in den Ostseestrand rammte. Über die eiligst (!) herbeigekaufte Tischtennisplatte, die ambitionierte Lebenskomplettkopierer aus der lieben Nachbarschaft sich zu meinen Teenagerzeiten aufstellen mussten, als sich herauskristallisierte, dass bei uns allabendliche Pingpong-Turniere der Jugendlichen stattfanden ... bis hin zu jenen charakterschwachen Damen, die einen Mann erst begehrenswert finden, wenn er zu meinen Füßen liegt oder halt an meiner Seite. Immer noch.
Es ist menschlich und normal, dass den lieben Mitmenschen der gelbgrüne Sabber aus den Lefzen läuft, sobald sie irgendwas erspähen, das anderen «gehört» und das sie selbst gern hätten. Ich verstehe das. Was nicht bedeutet, dass ich viel Verständnis dafür hatte, wenn andere schnurstracks meinen Partner, meine Projekte oder meinen Platz ansteuern. Ist ja alles schon passiert. Kreisende Geier reservieren sich ungefragt markenbezogene Domains, um gierig etwas abzugrapschen, das sie liebend gerne selbst ins Netz stellen würden. Angebliche Freundinnen vergessen so deutlich wie möglich meine Anwesenheit und werden sichtlich feucht beim Anblick des netten Gatten; ehrenamtliche Projekte werden von anderen gerne schon mal niederträchtig hinterrücks angepeilt, weil sie annehmen, sich damit schmücken zu können. Wenn der Löwenanteil der Aufbauarbeit getan ist, versteht sich.
Die anderen Kinder kommen eben immer an, wenn man fein spielt, und wollen unbedingt mitmachen, auch wenn der Sandkasten sofort und für alle unbrauchbar wird, sobald mehr als drei Burgen pro Quadratmeter aufgestellt werden und sich achtzig Leute zwei Förmchen teilen oder immer einer auf den Schoss will, obwohl der schon besetzt ist und so weiter. So ist das halt im Kindergarten, und das ist das Leben: Lauter geschlechtsreife Berufstätige, die sich aufführen wie egoistische dyslektische Lemminge mit Kreditkarten. Fein fein. (Und ich meine FEIN und nicht das affektiert genäselte betriebswirtschaftlich verursachte “fine”, das souveräne neudeutsche Sprachkenntnisse verdeutlichen soll). Dann ist das halt so. Der Strand ist groß.
Aber. Aber was ich nicht ertrage und nicht mit einem toleranten Lächeln akzeptieren kann, sind die “das könnte glatt von mir sein”-Menschen, die mit diesem Spruch zu nahe kommen – dir auf die Pelle rücken und wohl auch noch annehmen, auf diese Art und Weise einen Fingerabdruck auf einem Sandkuchen hinterlassen zu können, den sie nicht selbst errichtet haben. No way, Josè. Das könnte nicht von dir sein. Du kannst nicht meine Geschichten schreiben, nicht mein Leben leben und nicht wissen, wie mein Hirn tickt. Du verfasst nicht meine Texte, lachst nicht mein Lachen und wirst nie wirklich erfahren, was genau mich dazu bringt, mich zu paaren oder nicht. Machst nicht meine Fotos, spürst nicht meine Leidenschaft, kennst meine Wut nicht und hast nicht meine Impulse. Ob gut oder schlecht, ob nachlässig oder sorgfältig gefeilt, es ist meins ... und nie von dir. Never ever.
Schön und gut, ich kann niemanden abhalten. Der Satz fällt nicht oft, aber er fällt immer mal wieder. Gedankenlos dahingeplappert, zweifellos. Bisher bin ich peinlich berührt zusammengezuckt und habe es höflich ignoriert, wenn diese Bemerkung mir entgegen geschmissen wird. Eine Bemerkung, die alle Betroffenen abwertet, weil sie leider plump vereinheitlicht. Ab heute aber werde ich zurückfragen “Ach so? Wie kommst du denn bloß darauf? Das würde mich ja doch mal sehr interessieren.”
Und ich glaube, ich werde viel Spaß an den Erklärungen haben. Wenn denn welche kommen.
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