Mitten in der Nacht aufzuwachen, wenn man schon wieder geträumt hat, dass man aufgrund der anhaltenden Hetzkampagnen einer erbitterten Feindin in ein Konzentrationslager gebracht wurde, ist nicht besonders erfrischend. Der stechende Schmerz in der Herzgegend ist wieder da, der mich durch die letzten Tage begleitet hat und Atmen war auch schon mal einfacher.
Ganz sicher bin ich nicht zurechnungsfähig, was diese suchtartige Bindung an die virtuelle Welt angeht (kein 😊 ok?) . Ich erinnere mich an die Nacht, als ich mit diesem geschwollenen blaugrün verfärbtem Fuss am Computer sass. Mir liefen heisse kleine Tränen über das Gesicht, obwohl ich gar nicht weinte und das dumpfe Hämmern in meinem rechten Bein dröhnte bis zu den Fingern hoch. Die tippten und tippten. Schrieben in das Treffpunkt-Forum von T-Online einen Forenbeitrag, erzählten von Schmerzen und Blut und dem Schnitt in ein vertrautes Bein in einem fremden Land. Stumm und wutentbrannt stand T. hinter mir und wartete darauf, dass er mich in die Notaufnahme bringen konnte. Aber ich musste mir die Haare waschen und sie dann trocknen und frisieren, denn mit schmierigen strähnigen Haaren geht man nicht mal auf seine eigene Beerdigung. Und ich musste ein Fax an Katrin schreiben und dann in den Treffpunktbereich von BTX, um einen letzten Beitrag zu setzen, bevor ich ins Krankenhaus gebracht wurde. Warum, weiss ich nicht. Vielleicht habe ich gedacht, ich würde sterben. Vielleicht dachte ich, zuhause kann so etwas Schlimmes wie das mit meinem Fuss doch gar nicht passieren. Vielleicht ist da immer noch das 8jährige Mädchen in meinem Kopf, das mich bei der Hand nimmt und mit mir fortläuft, damit wir mit den Schmerzen alleine sind, sie und ich ... die wir beide fast an einem Blinddarmdurchbruch gestorben wären. Man geht nicht zum Arzt
man geht in eine dunkle Ecke
meistens geht es vorbei
man wird stärker im laufe der jahre
Calisto hat vorgestern gemeint, der Notarzt käme wenn ich ihn bei Atemnotattacken anrufe aber mit diesem lauten wagen und dem ganzen trara ... Will ich nicht.
In meiner Firma gab es mal jemanden, der einen Herzinfarkt hatte. Sie haben ihn in ein Auto geschleppt und in ein anderes Gebäude gefahren, sechs Kilometer weit weg. Damit der Betriebsarzt ihn angucken und einen Krankenwagen rufen konnte. Ich finde, er sollte Lotto spielen. Vielleicht hat er ja zweimal so grosses Glück, jetzt, wo er trotzdem noch lebt.
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