Es war die richtige Entscheidung, Nandi nicht einschläfern zu lassen, als der Tierarzt es letzten Dienstag vorschlug. Tagsüber sitzt er in seiner kleinen Papphütte, er schläft sehr viel und inzwischen liegt er auch meistens richtig bequem dabei, statt sich aufrecht zusammenzukauern. Wenn man an ihm vorbeikommt und seinen Namen sagt, fängt er an zu schnurren und dann hört man ihn noch lange nachbrömmen. Miss Peppermint lungert in seiner Nähe herum, lässt ihn aber in Ruhe. Futter ist immer noch sehr interessant und das Medikament wird in Sauerrahm oder in Katzenfutter gemengt eifrig weggeschlabbert. Für Thunfischpizza mit frischem Fisch, die neuerdings auffällig oft hier auftaucht, wird sogar aus der Hütte gehopst und auf dem Sofa geschnurrt.
Gestern Abend war er so elend und klapperig, dass es kaum auszuhalten war und uns der Mut richtig tief sank. Ich habe ihn gebeten, sich nicht wegen uns zu quälen, er darf gehen, wenn er nicht mehr kann. Wie man so ein Tierchen eben bittet - richtig losweinen geht ja nicht, wenn dann so ein kleiner tapferer blonder Kerl denkt, er muss mich trösten. Lässt sich aber doch nicht immer vermeiden. Als ich mich von ihm verabschiedete, ging ich davon aus, dass er morgens auch schon eingeschlafen sein kann. So schlimm war sein Tag.
Heute Morgen kam er dann neben mein Kopfkissen, um mich wachzuschnurren und rannte anschließend quäkschreiend und erstaunlich munter zur Badewanne, um sich das gewünschte Nass herbeitropfen zu lassen (das Getränk muss schon frisch sein und menschgezapft, das verstehe ich). Dann hat es ihm wohl auch wieder gereicht – also bis zur Pizza abends – aber immerhin, heute war wohl ein guter Tag.
Ich bin froh über all das hier und jetzt, denn ich habe dadurch gelernt, was es heißt, wenn jemand sagt, ein Tier sei »dankbar«. Das hatte ich anhand meiner bisher strunzgesunden plüschigen Mitbewohner nicht erfahren können, auch wenn sie sich stets sehr vertrauensvoll verhielten. Nun liegt dort ein Häufchen goldenbepelzter Knochen mit großen bernsteinfarbenen Augen und lässt sehr deutlich erkennen, wie schön er es findet, dass er jetzt hier bei uns sein darf. Er weiß es. Er weiß ganz genau, was geschehen wird.
Und er ist dankbar.
Wunderschön, dass es die richtige Entscheidung war.
Wunderschön, dass es ihm so gut geht. Nicht physisch, aber sonst.
Ich drück euch weiterhin die Daumen. Für jeden neuen Tag. Immer weiter. Immer wieder.
Melody, mir geht das Herz auf.
Ja natürlich weiß er es.
Er lebt, atmet, fühlt. Und das sein ganzes Leben lang schon bei dir/euch. Natürlich will er auch jetzt bei euch sein. Und ist dankbar, dass es so ist. Ich bin fast sicher, dass er selbst entscheidet, wann er geht. Ihr braucht keinen Tierarzt. Zumindest will ich das glauben.
Ich finde nur eines schade: Dass Nandi nicht lesen kann…
Fühl dich umarmt.
Ich sitz hier schon wieder mit Tränen in den Augen….. Alles Liebe
Karin
Liebe Melody, knuddel Dein “Häufchen goldenbepelzter Knochen” von mir.
Dass Ihr langsam Abschied nehmen könnt, ist wertvoll.