Krieg gegen das Fett

»Rund und gesund: Übergewichtige fühlen sich von Gesundheitsaposteln verfolgt. Dabei ist der Zusammenhang zwischen Fettpolstern und frühzeitigem Tod nicht eindeutig belegt. Ein kritischer Blick auf eine Debatte, die zunehmend hysterische Züge trägt
http://zeus.zeit.de/text/2004/41/M-Dicke

‘Als das eigentliche Übel bezeichnet Campos den Diätwahn einer essgestörten Mittelklasse und ihrer »Anti-Fett-Krieger«.’ Die Armen. Na gut, jeder kennt sie. Auffällige Aufregung über ein Gewicht, das genau diese Menschen rein gar nichts angeht. Scheinheilige Idiotie, das Vorschieben der Gesundheitsbesorgnis als Deckmantel für wahrhaft Ungesundes, das in diesen Köpfen schwelt. Was jemand wiegt, geht andere nichts an. So wenig wie man sich einzumischen hat, wenn jemand sich die Lunge rausraucht, den Schädel plattsäuft oder dauerkifft, Bungee jumping betreibt oder sonst was. Klappe halten, um die eigenen Angelegenheiten kümmern, mehr kann man zu diesen Hysterikern eigentlich nicht sagen. Ob die nun alle eßgestört sind, weiß ich nicht - viele sind auch sicher einfach nur dumm und halten sich für zum Prediger berufen. Interessant finde ich, dass die Fettnazis, auch als Fettrassisten bekannt, hier als eine Bewegung namens »Fettismus« genannt werden. Das zumindest ist für mich ein neues Wort.

Fettnazis sind keine lohnenden Bekanntschaften, egal wie viel man wiegt - also kann ich nicht viel dazu sagen, wie die aktuelle Generation deutscher Fettrassisten sich im Detail äussert, in Weblogs lese ich nach dem ersten Satz nicht weiter, würde ich ja auch nicht bei türkenfeindlichen Äußerungen oder debilen Scherzen über Minderheiten (nicht zu verwechseln mit gutem schwarzen Humor, aber wer in Bloggerland kann das schon auseinanderhalten, meistens versagt die Gemeinde schon an einfachster Satire). Wenn jemand solche menschenverachtenden Bemerkungen macht, fliegt er von meiner internen Blogroll, da gibt’s dann auch nichts mehr zu klären - aber das ist dann ja auch nicht weiter wichtig, denn für solche Menschen bin ich minderwertiger Dreck ohne Existenzberechtigung und sie können sicher gut auf mich verzichten. Müssen sie auch.

Denn ich kümmere ich doch lieber um meine eigenen, gut gepolsterten Angelegenheiten. Meistens bestehen die zumindest zum Teil darin, in ein System einzuzahlen, das solche Menschen in vielerlei Hinsicht spätestens im Alter weit dringender brauchen werden als ich.

UPDATE: Sie sind ziemlich dick, treiben Sie eigentlich Sport? Das müssen Sie tun!” - “... sollte ich mich tatsächlich für Sie entscheiden, wären Sie denn überhaupt bereit, jeden Morgen eine halbe Stunde zu joggen?” Das ist ein Fettnazi, ermutigt durch Fettismus.

Wie denke ich mir doch so gelegentlich ... schön, dass manche nicht unsterblich sind.

Update II

6 Kommentare Krieg gegen das Fett

  1. Avatar ingeborch 30.09.2004 um 20:49 Uhr

    “Ob sie ihr Kind abtreiben würden, wenn es eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit hätte, dick zu werden, wurden junge amerikanische Paare gefragt. 75 Prozent antworteten mit ja.”

    schlachtet die hässlichen und die welt wird schön.

  2. Avatar Thomas J. 30.09.2004 um 21:11 Uhr

    Schlachtet die Dummen, und die Welt wird klüger (hey NEWS, das darf auch ohne Zusammenhang zitiert werden!). Nur bleiben dann von den 75 Prozent nicht mehr viele übrig.

  3. Avatar Melody 01.10.2004 um 00:59 Uhr

    Wenn die 75 Prozent sich aus denen zusammensetzen, die ein Kind töten würden, nur weil es Gefahr läuft, dick zu werden ... wäre eine Komplettschlachtung ja kein Verlust und die Welt mit einer Population aus bloggenden Karnickeln besser dran.

  4. Avatar Melody 01.10.2004 um 11:28 Uhr

    Der merkwürdige Kampf gegen die News muss hier genau so wenig stattfinden wie das Dummbluppgesülz über angebliche Eliten, OK? Wenn ich mich in irgendwas Unwichtiges reinhängen möchte, garantiere ich, dass man es merkt.

  5. Avatar Melody 02.10.2004 um 11:28 Uhr

    Fettnazis allerdings wollte ich hier gerne ein paar auflisten, um mal zu verdeutlichen, was für ein Drecksbenehmen die meisten inzwischen als normal betrachten.

    Glücklicherweise erblickte ich bei der ersten ausgewählten Homepage doch noch vorher ein aktuelles Foto der Besitzerin, eine Art Mumienhaut auf Skelettschädel - die Trägerin findet mollige Menschen offziell abstoßend. Angesichts des sich kokett reckenden und streckenden hageren Altmädchens habe ich es dann wieder aufgegeben - so drastisch muss ich nicht vorführen, dass diese Art von Fettnazi mit dem Hass ihre eigenen Problem betäubt.

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