Kleine Kater sind auch nur Männer.

Als wir vor zwei Monaten ein verschüchtertes Katerbaby kauften, gingen wir davon aus, jetzt erst mal ein gutes Dreivierteljahr lang ein entzückendes winziges Jungtier bei und mit uns wohnen zu haben. Nicht einen Miniaturluchs, der nach wenigen Wochen schon größer ist und strenger riecht als jede Hauskatze der Umgebung.

Der momentan langbeinig neben mir über die Fensterbank stelzt ist schon jetzt mit knapp fünfeinhalb Monaten fast vier Kilo schwer und so hoch und lang wie Miss Peppermint, nur eben noch nicht ganz so umfangreich. Was vor allem daran liegt, dass die Miss sich ein Kilo Kummerspeck angefuttert hat, seit der Nachwuchs ihr ständig von hinten um den Hals fällt und ihr zärtlich in die Öhrchen beißen möchte. Das findet sie nicht gut.

Mädchen finden das wahrscheinlich generell nicht gut, wenn Jungs grundlos nach ihnen hauen und sie ständig feste schubsen, während Rüpel jeder Behaarungsstufe es offensichtlich für eine grenzgeniale Anmache halten, angebetete Weibchen erst einmal kräftig zu zwacken. Ein Naturgesetz? Ein fehlgeleitetes vielleicht?

Die kleine dicke Dame im Pelzmantel findet seine Belästigungen jedenfalls empörend und faucht anhaltend verstrubbelt. Recht hat sie. Er betet sie trotzdem an.

Krabbelt Miss Peppermint aus ihrem Häuschen, leuchten grüne Kateraugen zärtlich auf und das stramme Kerlchen macht sich sofort auf, seine Herzdame bei nächster Gelegenheit zu zwacken: Ein Paradebeispiel an Unbelehrbarkeit, denn verhauen werden mag er nicht - aber er zwackt weiter.

Dass er es ganz anders meint, ahnt man nur, wenn man beide den ganzen Tag lang sieht und Kenzo dabei beobachten kann, wie er sehnsüchtig an Peppers Rücken schnuffelt, wenn sie auf der Sofabank schläft. Er würde sichtlich gerne zärtlich mit ihr schmusen und kennt trotzdem nur zwei Annäherungsmethoden: Feste zwacken oder stundenlang stumm bewundern. 

Manchmal schafft er es für ein paar Minuten, das Köpfchen in ihr dickes Fell zu betten und sie liegen dann beide entspannt nebeneinander – bis die Teenie-Pfoten zucken und er sie zwackt oder am Schwanz zieht. Scheinbar kann er einfach nicht anders, Peppermint zu triezen ist einfach viel zu schön.

Die Miss trägt es mit Fassung und schaltet innerhalb von Zehntelsekunden auf wohliges Schnurren um, wenn man sie mitten im Geschlechterkampf auf den Arm nimmt.

Sie reinigt dann sorgfältig alle Stellen, die er berührt hat. Kein gutes Zeichen bei einem verehrten Fräulein, doch der Jüngling nimmt das nicht zur Kenntnis. Ist er doch selbst stellenweise hintenuntenrum etwas knuspriger als ein sehr reinliches Tier es sein sollte und muss gelegentlich daran erinnert werden, dass Hygiene zu einem harmonischen Zusammenleben gehört, da fällt ihm so was wohl eher nicht auf.

Ich muss dabei an gewisse männliche Teenager denken, die sich wochenlang nicht waschen wollten, bis erwachsene Teilnehmer am Familien-Quiz im Winter mit dem Gartenschlauch drohten. Am Ende hat sich das Müffeln immer noch ausgewachsen.

Und wenn nicht, dann haben wir zehn bis zwölf prachtvolle Kilo Gestank mit Krallen, die jede Alarmanlage ersetzen.

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