Hausfrauenhorror: Handwerker

Über der Wanne hatte sich ein Riss zwischen den Kacheln gebildet, der nicht mit Fugenstopfzeugs zu kitten war. Das Silikon kam immer wieder raus, oxidierte und sah dann schäbig aus. Klare Sache, da mussten Fachleute ran. Ein Fliegenleger war sowieso im Nebengebäude zugange. Kam bei uns gucken, Termin wurde vereinbart, alles klar - sogar Originalfliesen hatten wir noch.

Der Mann kam und war nicht zuständig für das Abmontieren der Armaturen. Oliver machte das, bevor er zur Arbeit fuhr. Dann werkelte der Handwerker ein Stündchen vor sich hin. Als er fertig war, prangte in unserem weißen Badezimmer über der weißen Wanne eine Reihe weiße Fliesen. Leider befand sich direkt unter diesen Fliesen eine Art improvisierter Stuckrand aus halben Fliesen in einem provinziellen Kachelmuster in blaugrau-schwarz, das sich mit dem zarten Elfenbeinstich und der Marmorierung der anderen Fliesen beißt. Es sieht scheiße aus. Selbst wenn das ein schönes Muster wäre und wir ein Muster gewollt hätten und die Farbe richtig wäre, so wäre das immer noch ein “Stuckrand”, der an der einen Seite nicht ganz rumgeht und an der anderen dafür ein Stückchen übersteht. Den hat keiner bestellt.

Leider verstand dieser Fliegenleger nicht, was ich zu ihm sagte. Er spricht nicht gut deutsch. Was interessiert ihn also mein Gefuchtel? Gar nicht. Er machte weiter, und körperliche Gewalt gegen wesentlich kleinere Männer ist nicht so meine Schiene.

Ich rief die Hausverwaltung an, denen ich parallel auch gleich ein Foto gemailt habe, und bekam zu hören, das sähe doch sehr schön so aus. Seit ich gegen das wochenlang andauernde russische Hofbräuhaus auf dem Balkon des Hausmeisters protestiert habe, gelte ich bei der Verwaltung offensichtlich ohnehin als notorische Quäke und völlig verblödete Hausfrau und erfahre soeben, wie es sich anfühlt, wie eine behandelt zu werden. WÄRE ich eine, würde ich mir jetzt wohl umgehend die Kugel geben. Ein Schicksal, grausamer als ein langsamer Tod 😊

Jedenfalls erfuhr ich in einem gewissen pädagogischen Tonfall, das sei doch alles nicht so schlimm und ich würde mich nur dumm anstellen und solle das mit dem Chef des Handwerkers besprechen. Dieser erklärte mir dann am Telefon, das sähe doch aber fein aus so (gesehen hat er’s natürlich nicht) und wurde dann wütend, als ich mich weiterhin “bockig stellte”. Das sei mit meinem Mann so abgesprochen, da käme eine Bordüre hin, das ginge alles sowieso gar nicht anders - und ich solle mir nicht einbilden, dass man das dann noch mal neu machen würde, wenn ich es mir in zwei Wochen wieder anders überlegen würde (!). Er wurde laut. Mir fiel dann ein, dass ich mich gar nicht mit ihm unterhalten muss, wenn sowieso nichts dabei herauskommt. Ich beendete das Gespräch, indem ich ihn relativ übergangslos an meinen Mann verwies - in dem Tonfall reden Männer nicht mit mir, die gegen gutes Geld dafür sorgen sollen, dass die Wohnung hier instandgehalten wird. Und sonst gar nichts.

Der Sachbearbeiter rief wieder an, und als ich ihm zitierte, was der Chef des Handwerkers zu mir gesagt hatte, der Tonfall sei nicht sehr in Ordnung gewesen - daraufhin informierte er mich, das sei sicherlich nicht so gewesen (!) und liess deutlich durchblicken, ich würde wohl immer was zu meckern haben und er fände die Bordüre sogar ziemlich hübsch und überhaupt. Das war dann wohl der Moment, in dem ich ihn darum bat, zukünftig nur noch mit meinem Mann zu sprechen, da ich nicht darauf angewiesen sei, Gespräche mit Leuten zu führen, die mich ganz offensichtlich für eine mental eingeschränkte Hausfrau halten.

Ergebnis:

Ich habe drei Minuten gekocht vor Wut und dann beschlossen, dass ich definitiv zu schade dafür bin, mich über solche Menschen so aufzuregen. Die Herren haben sich darauf geeinigt, hier hin zu kommen und die Fliesen in Augenschein zu nehmen. Zweifellos werden sie mir alle drei einheitlich bestätigen, dass ich mich nur anstelle - dass die hässlichen grauschwarzgekachelten Fliesen ganz doll zum Rest passen - dass das Problem sich durch Überstimmung bereinigt hat. Sie werden sich auch mühelos darauf einigen, dass ich sowieso nur was zu meckern habe und es sich bei mir um eine frustrierte Furie handelt, die man nicht für voll nehmen muss - die Kommunikation mit Mister Oberwichtig-Sachbearbeiter verlief schon recht eindeutig.

Nüchtern betrachtet sehe ich wenig Chancen, solche Männer zu einem normalen Gesprächsverhalten zu erziehen und selbst wenn, was interessiert es mich? Allein die Aussage, das hätte der Handwerker sicherlich so nicht zu mir gesagt, nachdem ich wörtlich zitierte - das zeigt ja schon, dass es wenig wahrscheinlich ist, hier eine Art Normalität ins Gespräch zu kriegen. Er möchte mich gerne für eine Idiotin halten, die nur rumnölt? Bitte sehr. Soll er mit Oliver reden.

Der hatte in seiner Mittagspause wahrscheinlich eh nix anderes vor :-(

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