Eine Mischung, die sich anfühlt wie das Entkorken meines ganz persönlichen Flaschengeistes, der aus guten Gründen dort tief unten im dunklen Glas verschlossen saß. Das Fieber kommt natürlich von der Schilddrüsenkrankheit - wenn ich das nicht von selbst vermutet hätte, ich hätte es spätestens in dem Moment gemerkt, als die Haut aufplatzte und ich feststellte, dass schon beim Berühren meiner Kopfhaut lange Haarsträhnen zwischen meinen Fingern hängen bleiben. Das mit den Haaren beunruhigt mich nicht so, sie wachsen ja wieder und ich hab genug. Aber als Symptom passt es in diese Phasen, in denen die Reste der gewissen Drüse mit Mr. Hashimoto Walzer tanzen. Kein Tanz für mich, übrigens. Ich mag es weniger hopsend und spießig, entweder enger oder mit mehr Spielraum. Mit einem anderen Rhythmus, um es mal ganz sanft zu sagen.

So saugt der Abend mich in ein tiefes Fieber, und morgens erwache ich und bin wieder kristallklar, für ein paar Minuten. Schon im Laufe der ersten Stunde senkt sich der Schleier langsam wieder und ich frage mich, wie ich sitzen und so dämlich vor mich hin grinsen kann, denn es gibt irre viel zu tun, ich bin schon mal prinzipiell zu spät dran mit allem und jedem Zeugs, wir haben unendlich viele Termine und mehrere spontane Verabredungen schweben drohend im Raum ... und ich, ich brenne lichterloh. Schönes Wort übrigens, ich sehe dann immer eine sehr große und starke, ruhig und unerbittlich brennende Flamme vor mir. Gar nicht so ein böses heißes Fieber wie das, das mich umklammert hält.

Aber da machen wir uns mal nichts vor, abgesehen von den Beschwerden hat es auch was Nettes, so erhitzt und aufgewühlt und entkorkt zu sein. Musik drängelt sich vor und überlagert alles ein bisschen, das sonst klanglos ist ... und die Lyrics von so manchem Song vermischen sich zu einem Sirup, der träge und bittersüß durch meine Hirnwindungen zieht.

Fever in the morning
Fever all through the night.

Und ganz leise, im Hintergrund fast, kichert das Mitleid mit all denen, die nie Fieber gefangen haben.