Falle zugeklappt, wieder aufgemacht und rausgeklettert.

(Ich) Sagte, fragte eben: »Sagst du mir bitte Bescheid, wenn du so weit bist?« und meinte aber in Wirklichkeit »Bist du denn immer noch nicht so weit?«, gerne auch mit einem leicht fordernden Unterton, denn ich warte ja schon und weiß, dass Materie sich nicht von selbst in Bewegung setzt und Menschen auch nicht. Ich warte schon eine ganze Weile jetzt. Da darf man dann auch mal nachfragen -  sollte es aber auch tun. Statt betont neutral zu säuseln.

ZONK! Ich habe es geerbt. Ein bestimmter Teil der weiblichen Verwandtschaft* sagt immer »Möchtest du nicht vielleicht etwas trinken?« wenn sie Durst hat, befragt die Menschen nach ihren Hungergefühlen, wenn sie selbst dringend essen sollte und der Klassiker ist »Frierst du denn nicht?«, wenn sie schon hellblau bibbert.

Wie mich so was immer schon nervt. Und jetzt muss ich auch noch aufpassen, dass ich es nicht selbst so mache.

Das Leben ist einfach nicht fair.

* ein bestimmter Teil der weiblichen Verwandtschaft und sehr viele andere weibliche Wesen kommunizieren über diese verschlungenen und anstrengenden Umwege, weil sie gelernt haben, dass man nichts fordert, sich anpasst und die eigenen Bedürfnisse zurückstellt - und dann eben auf diesem Wege fordern, die Situation anpassen und ihre Bedürfnisse durchdrücken.

11 Kommentare Falle zugeklappt, wieder aufgemacht und rausgeklettert.

  1. Avatar marcc 23.08.2005 um 10:36 Uhr

    Und ich bin einer, der diese indirekte Kommunikation nicht unbedingt mag und dann auflaufen lässt, wenn es mir zu hintenrum manipulierend vorkommt.

    Beispielsweise ist es für Frauen eher schwer Wasserkästen zu schleppen als für Männer. Ich bin nicht kräftig, helfe aber gerne, wenn man mich fragt. Aber halt direkt und nicht durch die kalte Küche.

    Anstelle zu sagen “Ich brauche Hilfe, könntest Du…”, werden da Konstrukte wie “Das Wasser ist alle” gebaut, aus denen ich dann selber Schlüsse ziehen soll und auf die ich am am besten gleich dienstfertig reagiere. Egal, ob ich gerade was mache, denn Madame hat jetzt Zeit. Und da habe ich Gunvor doch mal auflaufen lassen. Nicht wirklich, aber ich brachte sie dazu zu sagen was sie will.

    Allerdings muss ich zugeben, die indirekte Nummer ist auch für mich sehr verführerisch. Nur erinnere ich mich jedesmal daran das doch direkt anzusprechen: “Du B(uchhalter)., morgen kommen die Käufer von dem Büroschrank. Kannst Du dabei sein, damit das mit der Quittung und der Rechnung klar geht?”

  2. Avatar wanderbeule 23.08.2005 um 12:17 Uhr

    Im privaten Bereich habe ich es meiner Ansicht nach geschafft, diese indirekte Kommunikation zu dezimieren, obwohl ich von der Königin der indirekten Kommunikation mit Männern erzogen wurde (ihr Standpunkt:” Eine Frau, die sagt was sie will, wirkt abstoßend”). Aber im beruflichen Bereich war ich bisher überhöflich. Das ist insbesondere bei der “Ich bring Dich nach Hause”-Fraktion sehr hinderlich. Im Abschlußgespräch mit meinem ober unsensiblen, gutmütige Leute mit freundlichem Gesicht ausnutzenden Chisten-Radfahrer-Vegetarier-Boss ist mir dann der Kragen geplatzt, was und ich äußerte das folgende Statement: “Und außerdem hatte ich nach der Arbeit immer so Lust aufMcDonalds, aber ich konnte da ja nicht hin, weil Du mich immer heimgebracht hast und ich Dir nicht sagen konnte, daß ich eigentlich zu McDonalds gehen will, weil Du Dich doch so gesund ernährst und mich dann kritisiert hättest. Dann hätte ich mich doch schlecht gefühlt.”. Irgendwie kann ich verstehen, daß er mich nicht verstanden hat. Hoffentlich schaffe ich es, das loszuwerden.

  3. Avatar Martina 23.08.2005 um 12:59 Uhr

    Hm, ich hab schon gelernt direkt zu fragen aber: das ewige bitten müssen, dass jemand was tut, wo die se unerledigten Dinge doch laut und sichtbar schreien: erledige mich!, das nervt mich trotzdem.

    Ich will gar nix mehr sagen müssen!

    Gar nix!!!

    Dazu kommt dann: sagts man direkt, dann maulen Männer, sie müssten andauernd irgendwas machen, was sie eigentlich gar nicht wollen.

    Himmel, ich will auch nicht wirklich Küche aufräumen oder andere blöde Sachen! Nur hilft diese Einstellung so gar nicht weiter.

    uups, entschuldige, bei dem Thema, da neige ich dazu, leicht auszurasten…..

  4. Avatar VolkerK 23.08.2005 um 17:56 Uhr

    @Martina: Da ist die typische Interaktion. Frau sieht es und ist irgendwie geprägt, es schenll zu machen. Vielleicht ist das genetisch (nicht schlagen) oder aus dem Elternhaus sozialisiert: Sie wurde von der Mutter entsprechend erzogen.

    Mann lernt das anders. Dann sieht Frau das bei Mann und nach einer Zeit des Zusammenlebens bricht es aus ihr heraus, zu einem Zeitpunkt, wo sie es nicht mehr (aus)halten kann. Und natürlich nicht mit der freundlichen Bitte, die Wäsche aufzuhängen oder den Tisch abzuräumen, sondern - selbst bei freundlicher Wortwahl - mit genervtem Unterton.

    Mann fühlt sich angegriffen und macht, was er von seinem Vater gelernt hat: Schlag abwehren und erwidern.

    Bis ein Paar diese Mechanismen nicht nur auf abstrakter Ebene durchschaut sondern auch aus dem Leben verbannt hat vergeht durchaus etwas Zeit 😉

    Ich kenn das mit dem “Sagen, was man will”. Ich bin so sozialisiert, dass ich, wenn ich esse oder trinke, anderen was anbiete. Ich bin fast so traumatisiert, dass ich nicht alleine esse (bzw. das früher nicht gemacht habe). Ich hab lange gebraucht, um mir das “möchtest Du noch einen Tee” nicht als Synonym für “ich möchte gerne einen Tee, bin aber nicht sicher, ob das Ok ist” zu sagen und nochmal die gleiche Zeit, um die Unsicherheit ums “Ob” abzulegen und einfach zu fragen: “Möchtest Du auch einen Tee?”

    Andererseits: Meine Freundin sagte früher nie, was sie will, sondern nur, was sie nicht will. Das gipfelte einmal auf einer verflixten Irrfahrt durch Krefeld darin, dass ich fragte, wohin wir in der nächsten Kreuzung fahren müssten. Sie sagte “nicht nach Links”, was ich interpretierte als “keine Ahnung, Links ist aber falsch”. Sie meinte aber, wir sollten nach rechts abbiegen. Dummerweise war mir das nicht klar und so fuhr ich geradeaus.

    Wichtig ist m.E., klare Ich-Botschaften zu senden. Also nicht “räum gefälligst den Tisch ab wenn Du sonst schon nichts machst”, sondern “Ich möchte nicht alleine die ganze Arbeit mit dem Frühstück haben. Ich habe den Tisch gedeckt und wünsche mir, dass Du ihn abräumst.”

    Das ist schwierig. Zugegeben. But it works 😉

     

  5. Avatar Melody 24.08.2005 um 00:29 Uhr

    ich seh schon, andere haben echte Probleme mit etwas, das ich eher amüsiert als Randerscheinung sehe 😊 weil es bei uns kein wirkliches Problem darstellt.

  6. Avatar Wapiti 24.08.2005 um 00:58 Uhr

    So was ähnliches habe ich auch erlebt, als ich mich selbst Sätze zu meinem Sohn sagen hörte, die meine Mutter früher zu mir gesagt hat.

    Damals dachte ich: So was sagst Du NIE zu Deinem Kind. Und habs dann doch getan. Weil es richtig war.

    Inzwischen kleide ich den Inhalt jedoch in andere Worte.

    Ob das angeboren ist (geerbt) oder ob jede Mutter früher oder später dieselben Dinge sagt - ich weiß es nicht.

    Ist vielleicht nicht genau die gleiche Situation wie bei Dir, aber ähnlich. Das erste Mal bin ich jedenfalls ziemlich erschrocken. Inzwischen nicht mehr. Manches hat sogar meine eigene Mutter richtig und gut gemacht 😉

  7. Avatar VolkerK 24.08.2005 um 08:16 Uhr

    @Melody: Das Problem ist, es zu erkennen und dran zu arbeiten. Die meisten erkennen es wohl nicht,  einige von ihnen kommen damit immerhin in Talkshows.

    Glücklich sind die wenigen, die es intuitiv richtig machen oder deren Eltern es so rechtzeitig erkannt haben, dass die Prägung ausblieb.

    Deshalb wünsche ich mir auch eine Tochter und einen Heimarbeitsplatz, damit ich mich um das Kind kümmern kann und es nicht rollentypisch sozialisiert wird. Notfalls auch ohne Heimarbeitsplatz, dann wird mehr freiberuflich gearbeitet, um Geld ranzuschaffen.

    Nebenbei wollte ich schon immer am Spielplatz der Hahn im Korb unter lauter jungen Müttern sein 😉

  8. Avatar Melody 24.08.2005 um 17:22 Uhr

    Tja Volker, das lese ich doch gerne, wenn ein junger Mann sich einen weiteren Bereich der Gesellschaft als irgendwie Privilegierter erobern möchte. Denn selbst der schlechteste aller miesen Vater gilt auf dem Spielplatz noch mehr als die beste und aufopferndste Mutter, das ist dir ja hoffentlich klar.

    (Nur ein Scherz 😉 )

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