Es quäkt wieder im Bad.

Der kleine blonde Kater ist heimgekehrt – noch nie war ich so froh, das Geschrei aus der Badewanne zu hören wie eben. Ebenso erfreulich werde ich es finden, wenn das von Serotonic vorgeschlagene Trinkwasserkuppeldings geliefert wird und uns von dieser Dienstleistung erlöst. Unser Kater hat nur noch sehr wenig Zähne, aber keine Schmerzen mehr – und ein chronisches Nierenproblem, um das man sich jetzt so gut wie möglich kümmern muss. Danke an Volker für die ausführliche Mail zu dem Thema, mit der ich mich noch in Ruhe beschäftigen muss.

Man merkt Nandi die Erleichterung an, gleich als erste Amtshandlung

kippte er eine Flasche Chilisauce vom Tisch und ließ sich längs auf der Glasplatte nieder, den Kopf fest aufs Süßstoffmännchen geklemmt. Er wackelt ein bisschen beim Laufen und hat ein Pflaster am Bein, ist viel zu dünn für meinen Geschmack und hat eben zum ersten Mal hingebungsvoll geschnurrt. Miss Peppermint sieht sehr froh aus und noch ziemlich zurückhaltend. Jetzt gibt es erst mal Lieblingsessen. 

Beim Tierarzt dann wieder eine dieser Begegnungen mit Alltagsaliens. Ich stellte mich mit lockerem Abstand von ca. 2 Metern als letzte an der Empfangstheke an und wurde plötzlich von einem kleinen dicken Mann energisch an die Seite geboxt, während parallel seine Frau hochsprang und sich triumphierend vor mich quetschte. So weit man bei so viel Freiraum von Quetschen sprechen kann. Scheinbar hatte dieses Pärchen ebenfalls gewartet, allerdings weiter hinten und im Sitzen. Als ich mich nun brav anstellte, keimte in ihnen spontan der grauenerregende Verdacht, dass man ja vor ihnen drankommen könnte, wenn man sich richtig anstellt, und das ging natürlich nicht.

Nebenbei trampelte sie mir mit ihren Glitzersandaletten auf die Füße. Früher waren diese typischen blondierten ondulierten Jeansjacken-mit-Strass-Frauchen ab Mitte 30 aufwärts auf dürren Stummelbeinchen über quadratischen angequollenen Oberkörpern unterwegs, inzwischen sind auch die Oberkörper schief und sehr dürr, solarienverbräunt und frühfaltig. Schrumpelige Paris-Hilton-Klone, mit mehr Haar und weniger Geld, auf bestrassten Sandalettchen oder absurd hohen Trippelschühchen unterwegs.

Und mit einem winzig kleinen Hund, der in einer kleinen absurd teuren Hunde-Pelzjacke sitzt und mitgeschleift wird. Was geschieht mit einem winzigen Pinscher, der in einer Hülle aus Kaninchenfell wohnt? Kann er noch neurotischer werden, als so ein Taschenpinscher es vermutlich sowieso werden muss, wenn er nie laufen darf und immer nur geschleppt wird?

Dieser Babypinscher jedenfalls hieß Fips und war drei Monate alt. Gesprochen Fjääpss, buchstabiert F-i-p-s, aufgrund der Aussprache musste das Buchstabieren dreimal wiederholt werden. Die Sprechstundenhilfe schlug ihn im PC nach und fragte erst noch einmal nach: »Fips? Braungraues Männchen, acht Jahre alt?« - Nein, Fips war ein hellbraunes Mädchen, drei Monate alt, sie hatten den neuen Hund auch einfach Fips genannt, das war einfacher zum Merken.

Im gesamten Warteraum sprachloses Entsetzen, das an Glitzersandalette mit beschnäuzertem Anhang unbemerkt abglitt. Liebevoll wurden schleunigst von allen ihre Katzen, Hamster, Berner Sennenhunde und zahnlose Rottweiler getätschelt, jeder ein Einzelstück mit eigenem Namen. »Möchten sie ihr nicht doch einen eigenen Namen geben?« schlug die Sprechstundenhilfe vorsichtig vor und die Umstehenden stimmten zustimmend murmelnd ein.

So geschah es, dass ein winziges Pinschermädchen die Tierklinik mit dem Namen Fips betrat und sie wieder verließ unter dem Namen ....

... »Fips Zwei«. Das ging ja sonst nicht so gut, das mit dem Computer und den Daten von dem toten Hund.

14 Kommentare Es quäkt wieder im Bad.

  1. Avatar Melody 12.09.2005 um 22:54 Uhr

    Er schläft und träumt ganz schlecht. Wenn er im Schlaf schreit, lege ich die Hand auf sein Bäuchlein und er fängt an zu schnurren. Armer kleiner Kerl, er ist völlig geschafft.

    Marcc: Die Kleine wird einfach Fips heißen, bis der nächste Accessoire-Fips kommt - furchbar, wie manche Leute ihre Tiere behandeln.

  2. Avatar Sandra 13.09.2005 um 07:59 Uhr

    Schön, dass es dem Kater besser geht, auch wenn er noch ein wenig unter den Nachwehen leidet. Das gibt sich wieder, wenn er ein bisschen länger in seiner vertrauten Umgebung ist!

    Diese Fipse nennen sich wahrscheinlich auch Mama und Papa oder so. *grusel*

  3. Avatar Melody 13.09.2005 um 09:32 Uhr

    Frau Fips hat viermal ihren eigenen Vornamen wiederholt, als sie nach ihrem Nachnamen gefragt wurde. Ich hab da weiter keine Fragen.

    Der Kater hat auf einem Stuhl neben meinem Bett geschlafen und ist nachts mehrmals schreiend erwacht. Auch jetzt ist er noch völlig erschöpft und ich grille ihn gerade auf der Heizdecke schön durch. Danke für eure guten Wünsche!

  4. Avatar aboese 13.09.2005 um 11:53 Uhr

    kranke tiere, das ist ganz böse. alle daumen und pfoten (wuff von mccoy, der katzen sehr aufregend findet) sind gedrückt, dass es dem kleinen kerl bald besser geht.

  5. Avatar Nicole 13.09.2005 um 12:55 Uhr

    Schön dass Dein Minilöwe wieder da ist. Ihm gehts bestimmt bald besser…

    So eine “Fips-Familie” ist mir vor kurzem auch begegnet. Nur hatten diese eine “Zaubermaus” dabei. Man bedenke: dickes, großes Rottweiler Tier… 😉 War wohl auch die 2. oder 3. Zaubermaus, die TA Helferin hat auf jeden Fall mächtig gegrinst (und hat mir später den Hintergrund erklärt).

    Viele Grüße, auch an das kranke Katerchen.

    Nicole

  6. Avatar Ute 14.09.2005 um 09:20 Uhr

    Gottseidank geht es Eurem Kuschelkater wieder besser! Nur schade, daß bei diesen Fips-Pfeifen keine Besserung mehr zu erwarten ist. 😕

  7. Avatar Tim 17.09.2005 um 12:27 Uhr

    Es ist schon erstaunlich, wie sehr man an diesen Viechern hängt. War früher kein Katzenfan, jetzt hab ich quasi zwei “mitgeheiratet” und schlaf schlecht ein, wenn die Miezen nachts nicht drinnen sind. Oh, oh. 😊 Gute Besserung für deinen Kater.

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