Es hört nicht auf. Jedes Mal, wenn ich denke: Jetzt haben wir uns für alle Glückwünsche, Aufmerksamkeiten und Grüße anlässlich unserer Hochzeit bedankt, dann kommt wieder ein Paket oder eine Karte. Heiraten habe ich mir weit weniger anstrengend vorgestellt, ähm, organisatorisch jedenfalls. Normalität ist aber in Reichweite, schon in Sicht. Es muss doch irgendwann aufhören?! Obwohl ständig noch irgendwas nachkommt, mit dem wir nicht gerechnet haben. Zweimal umfangreiche Geschenke von einer kompletten früheren Nachbarschaft zum Beispiel, die “nun mal so üblich sind und das haben wir schon immer so gemacht”. Örghs? Gut, dass wir in Düsseldorf nur die Neighbours rechts und links informiert haben ...
So sammeln unsere Mütter eifrig nachbarschaftliche Zuwendungen ein und ich verzweifele an Namenslisten und der haltlosen Panik, jemand sehr wichtigen und mir unbekannten zu vernachlässigen. Na ja. Fast. Die Verwandtschaft selbst ist nicht das Problem, sondern eher, dass ab einem gewissen Alter offensichtlich die Fähigkeit verloren geht zu akzeptieren, dass man die eigenen Vorstellungen nicht immer im Leben durchsetzen kann (Notiz: So nicht werden).
Ich hab’s ja oft genug von anderen gehört: Da ändern Mütter ohne Rücksprache mit den Brautleuten den Trauzeugen, bestellen vorsorglich schon mal hässliche fünfstöckige Torten, buchen Gaststätten und DreiMannKapellen, bestehen auf einem kotzreizerzeugend traditionellem Menü und erbasteln eine voluminöse Gästeliste mit lauter Fremden und verschwenden nicht einen verlorenen Gedanken daran, ob das den Leuten gefällt, die dies alles als einzige entscheiden müssten. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, manche Leute heiraten einzig und alleine für die dazugehörigen Mütter und ob sie selbst kreuzunglücklich und pleite bei dem ganzen traditionellen Ablauf sind ist nicht mal zweitrangig. Der schöne Moment des Ja-Sagens soll alles wieder wett machen und deswegen ergeben sich viele halt in ihr Schicksal. Nehme ich an. Ich hätt’s nicht gekonnt und gewollt, Oliver auch nicht.
Aber ha! Genau deswegen eben sind wir ja ausgewichen und die paar Nachwehen überstehen wir jetzt auch noch. Die beiden Schwiegermütter haben uns zunächst mit Wehmut überschüttet und es fast geschafft, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme: Hach ja, soooo gerne wären sie dabei gewesen ... und dann dieser Kuhblick ... Für sowas bin ich ja leider sehr anfällig.
Aber das Mitgefühl wurde mir schnell ausgetrieben. Selbstverständlich verstehe ich, dass meine Mutter noch eine weitere Vermählungsanzeige in IHRER Zeitung wünschte und bin diesem Wunsch gefolgt, wobei ich geflissentlich den Nachsatz “ganz schlicht finde ich aber schöner” überhörte. Natürlich akzeptiere ich völlig, dass unsere Post mich aufgeschnitten (also geöffnet) erreicht, weil manche Mütter einfach SOFORT wissen MUSSTEN “ob die denn auch ein Geldgeschenk beigelegt hatten”. Ja, ich habe mit authentischem Lächeln mehrere umfangreiche Fotobestellungen nachgeliefert. Ja, auch in hochkant 10x15 und so, dass es zu den anderen Rahmen passt. Es versteht sich von selbst, dass wir überall nachgefeiert haben und uns dabei pflegeleicht in die jeweiligen Anforderungen einpassten. Meinen Brautschleier habe ich artig quer durch die Republik geschleift zum Vorzeigen. Noch in 5 Jahren werden Oliver und ich folgsam nachzügelnde Hochzeitstorten essen.
Es ist wunderbar und wir haben uns gefreut und freuen uns immer noch. Aber es wird auch schön sein, wenn es denn endlich mal vorbei ist.
P.S. ach ja, und uns geht es einfach wunderbar 😉
Noch keine Kommentare → Es hört nicht auf. Jedes Mal, wenn ...