Vorhin hab ich also genüsslich schlaftrunken im Bett ein bisschen das Weblog befüllt, wurde dann vom hausinternen Catering-Service mit dem bestellten Mohnbrötchen mit Honig bedacht und überlegt dann schon während des Essens, ob es so schlau war, zu erwähnen, dass ich ein paar Leute zu Besuch haben werde, wenn Oliver unterwegs ist. Weil wir die letzten Male einen größeren Brunch veranstaltet hatten und die Erwartungshaltung des Eingeladenwerdens sich sogar bei Leuten als vorhanden rausstellte, die weder in der Nähe wohnen noch zufällig einen Termin hier hatten noch die ich überhaupt besonders gut kenne.
Die Mail “bitte denk dann dran, mich gefälligst auch einzuladen, ich bin interessiert an solchen Veranstaltungen” hat mich damals nach dem ersten offiziell bekannt gewordenen Brunch so fassungslos gemacht. Nach dem letzten Brunch ist dann Eine Amok gelaufen, die nicht dabei war, das wohl sehr persönlich nahm und dann allen Ernstes irgendwelche Einträge hier auf sich bezogen hat, was ich wiederum nicht ahnen konnte, wie denn auch, ich hab wirklich verdammt andere Prioritäten. Das sind so Dinge, die übersteigen bei mir allmählich die Verblüffung an sich und erzeugen eine tiefsitzende Verärgerung.
Weil es nämlich ganz normal sein sollte, einen oder sechs einzelne Leute zu sich einzuladen, ohne die achtundvierzig anderen mit vorsichtigen Entschuldigungen zu bedenken. Weil ich mich hier auf und nach Partys freuen darf und nicht schon beim Schreiben daran denken will, ob andere mit dem Arsch hochkommen und mal selbst vier Leute zum Grillen einladen oder nur neidisch sind. Das ist das Erbe des Wellenbrechers, es hat eben doch so einige Großtreffen gegeben seit 1997 und die meisten waren echt toll. Ich weiß auch, dass schüchterne Leute auch sitzen und hoffen und wittern “da kommt sicher noch was”, wenn schon mal ein Großbrunch war und gerade die sind dann nachher bitter enttäuscht (und werden auch giftbitter) und wenn man was sagt oder erklärt – wie es ja teils sogar persönlich angefordert wird – wird alles nur noch schlimmer.
Das ist wie mit einem Lehrgang oder einer Schulung, die man gibt: Gerade der eine Schüler, der nix von alleine lernt, keine Anweisung kapiert und den Unterricht mit seinem Extrabedarf aufhält und die Pausen mit seiner Einzelbetreuung blockiert, wird unweigerlich der eine Teilnehmer sein, der dir – dem ach so doofen Trainer – eine schlechte Beurteilung schreibt. Je mehr Mühe du dir gegeben hast, desto schlechter wird er deinen Lehrgang finden, weil du ihm nicht das Wunder allumfassender Erleuchtung schenken konntest oder so.
Ich bin ÜBERHAUPT kein Cliquenmensch. Gar nicht. Überhaupt nicht. Ich mag eine Menge Leute, aber ich steuere sehr konsequent diesem Herdentrieb entgegen, der in der “Vergangenheit” 😉 zu diesen vielen großen Treffen führte. Mag keines mehr organisieren. Sobald der Termin feststeht, melden sich fünf Leute, die einen anderen Tag, eine andere Uhrzeit oder einen anderen Ort oder wenigstens eine Rechtfertigung für die bestehende Planung wünschen. Man gibt sehr viel Zeit aus, um Anfahrtswege, Zeiten und kulinarische Besonderheiten zu überlegen, denn schließlich muss man an einen Ort gehen, wo die Vegetarier ebenso mühelos was zu fressen kriegen wie die ständigen Mäkler, Morgenmuffel und Großwildjäger – wo man nicht bis 15 Uhr das Lokal verlassen haben muss – wo Parkplätze in der Nähe sind und man überhaupt gefunden werden kann und so weiter und so weiter.
Übergangslos nach dem lustigen Treffen gilt man dann selbstverständlich als jemand, der sich mit der Organisation solcher hochwichtigen Gipfeltreffen wichtig macht oder die Weltherrschaft an sich reißen will oder weiß der Geier was. Das kommt (abgesehen vom Neid) vermutlich daher, dass man Entscheidungen treffen muss, wenn so was vernünftig klappen soll. Es klappt auch nur, wenn jemand Nägel mit Köpfen macht und es vernünftig klappen lässt. Und eben dazu hab ich keine Lust mehr.
Es handelt sich bei dem besagten Weekend also nicht um einen “solchen” Brunch-Termin. Ich sag das deswegen so deutlich, weil ich schon dreimal so schulterklopfend belustigt informiert worden bin, ich würd das wohl nur so sagen, wenn ich denn wieder Lust hätte auf die Organisation von einem Treffen, dann würde ich das sicher doch wieder tun, blabla. Nei-hein! Und selbst wenn, diesmal bestimmt nicht.
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