Download von Programm Melody konnte nicht erfolgreich abgeschlossen werden

Irgendwann habe ich aufgehört, es meinem Blog anzuvertrauen, wenn es mir schlecht ging. Das war damals ein bisschen, als ob man aufhört, ein wirksames Medikament zu nehmen. Nicht, dass ich großartige Intimitäten geschrieben hätte, aber wenn ich angespannt und down gewesen bin, tat es einfach gut, die Gedanken dazu aufzuschreiben, zu strukturieren und die entsprechende Stimmung festzuhalten. Es hat mir in Zeiten mit chronischen Schmerzen oft geholfen, die Tage besser durchzustehen. Wer sich schon mal in seinem eigenen Blog Luft gemacht hat, wird wissen, was ich meine.

Aber je größer die Blogosphäre wurde, desto häufiger kam der eine oder andere Proll an und verhöhnte mich dafür - hoch erfreut darüber, mir eins reinwürgen zu können. Ein Problem mit schlechten Tagen ist, dass man empfindlicher ist und die Haut am ganzen Körper sich anfühlt wie offengeschmirgelt, die Abwehrschilde sind unfreiwillig heruntergefahren und statt sich selbst zu pflegen, sich auszusprechen und den Druck zu mildern, überlegt man tatsächlich, ob man zu viel jammert und vergeudet Zeit an Menschen, die man an einem gesunden Tag nicht mal ignorieren würde. Ich war damals eine lange Zeit krank und habe trotzdem viel gearbeitet, was blieb mir auch anderes übrig. Jeden Tag neu zu lernen, dass einige Menschen nur aus Fratzen mit etwas Show drüber bestehen, das hat mir nicht gut getan. Also hörte ich auf, über meine ‘Befindlichkeiten’ zu bloggen. Denn ich wollte nicht immer wieder erklären müssen, dass es sich nicht um Selbstmitleid handelte, sondern um Selbsthilfe. Ich fand auch die Menschen doof, die das nicht von selbst merkten. (Das ist immer noch so.)

Langsam ändert sich die Bereitschaft zur Offenheit wieder, was nicht nur daran liegt, dass sich alles in virtueller Weite und Vielfältigkeit verläuft und man eine viel größere Auswahl hat, wen man alles bei Bedarf ignorieren kann. Wenn man sich anschaut, was in manchen Blogs steht und was nicht und welche

künstlichen

kunstvollen Kreationen sich aus der Kombination von Diskretion und Exhibitionismus erschaffen lassen, dann sollte es ohnehin egal sein, ob noch einer mehr oder weniger jammert und wehklagt hier draußen (denn ‘draußen’ im virtuellen Raum fühlt sich Blog für mich an, was gar nicht schlecht ist, wenn das Drinnen auch nett ist – und auch keine Wertung sein soll).

Aber egal ist es dann ja eben nicht immer, ob man sich mit Gepöbele über angebliches Jammern auseinandersetzen muss, denn in einem schlechten Zustand ist man verletzlich über jede Logik hinaus und so lernte ich ja auch irgendwann für mich und immer nur für mich selbst und nicht als Regel für andere, dass man es besser nicht bloggt, wenn man in einem dunkelgrauen Tag (Wochentag!) versinkt und die eigenen Augäpfel sich anfühlen, als hätte jemand sie in erhitzten Holzspänen gewälzt. Wenn es mir wirklich dreckig geht, würde ich vermutlich nicht bloggen, das war früher anders. Und ich verspüre schon wieder den Reflex, diesen Text um den dringlichen Hinweis zu ergänzen, dass es mir ganz toll geht. Was auch wieder nicht so richtig stimmt, aber jedenfalls geht es mir nicht allzu schlecht.

Für mich war es immer klar, dass sich wöchentlich oder täglich ändern kann, was ich in diesem Blog sehe und dass ich das dann einfach umsetzen würde, auch wenn das einen Wechsel vom Tagebuch zum Newsticker über Notizblogging bis hin zum Mini-Portal und wieder zurück bedeuten würde oder schlimmer. Andere haben damit offensichtlich größere Probleme oder mit ihren eigenen Blogs ganz andere Ziele als ich und ich bin mir momentan nicht so im Klaren darüber, ob ich auf den einen oder anderen Spruch eingehen sollte (nicht in Blogs/Comments, aber über Blogs/Comments).

Vielleicht reicht es ja, einfach mal darauf hinzuweisen: Ich bin kein Blog, ich bin kein Bot, ich bin keine Software zur Erfüllung von Anspruchshaltungen irgendwelcher Leute, ich bin ein Mensch. Kein Anspruch auf Vollständigkeit, dafür ein Verfallsdatum.

Und hier gibt es immer noch keinen Lesezwang. 

5 Kommentare Download von Programm Melody konnte nicht erfolgreich abgeschlossen werden

  1. Avatar Silke 08.06.2005 um 15:25 Uhr

    *g* Für mich nicht, danke ;o)

    Aber Spass beseite: Es ist schon schlimm genug, dass Du das überhaupt so schreiben musst, denn imho ist das eigentlich eine Selbverständlichkeit. Und damit meine ich sowohl das Ausdrücken Deiner Befindlichkeit ohne den Wunsch nach unehrlichen Mitleidsbekundungen oder Zurechtweisungen als auch die Freiheit, aus Deinem Weblog das zu machen, was Dir in Deiner jeweiligen Situation am besten gefällt.

    Mag sein, dass manch einer mit den Veränderungen nicht umgehen kann. Aber warum drüber aufregen? Die meisten reagieren im RL doch auch nicht, wenn der Discounter des Vertrauens das Sortiment verändert und die Regale umstellt. Also warum dann hier? Und um mangelnde Leser musst Du Dir sicher keine Gedanken machen. Einige gehen, andere kommen. Wie im RL. Und so wird es wenigstens nicht langweilig :o)

    Ich wünsche Dir einen schönen Tag!

  2. Avatar kid37 10.06.2005 um 10:17 Uhr

    Die Menge an Blogs und Bloglesern macht das alles schieriger. Man schreibt nicht mehr für kleine Kreise, viele Leser rauschen einfach so durch, ohne sich mit den Blogs näher zu beschäftigen, hinterlassen ihre Marke und sind wieder weg.

    Ich habe die persönlichen Anteile deshalb (und aus anderen Gründen) auch stark zurückgefahren, kurz überlegt eine “Filiale” aufzumachen… oder mich und mein Schreiben anzupassen. Schwierig.

     

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