Dogville.

Ins Kino marschiert mit dem beklemmenden Gefühl, dass man über Gruppendynamik auf übelstem Niveau nicht ausgerechnet einen Film sehen muss, dessen Kulissen bis hinunter auf experimentelles Theater reduziert sind und so den Blick auf die Menschen freigeben, die jeder von uns kennen könnte. Was eine sehr vorsichtige Umschreibung für meine Gedanken ist, aber mir geht es jetzt und in diesem Eintrag also um den Film und darum, für mich festzuhalten, was ich fast unmittelbar danach gefühlt habe. Ich schreibe nur ein paar Zeilen, bis meine Schmerztabletten wirken, im Wohnzimmer warten liebe Gäste nach einem langen und schönen Tag.

Dogville also.

Kidman goes Kinski. Das bleiche blassäugige Gestell aus »Eyes wide shut«, die rotgelockte Langweilziege aus »Tage des Donners«, sie sind verschwunden und haben einem GESICHT Raum gemacht. War es das Hampelmännchen Cruise, das sie so ausgebremst hatte oder erlebt ganz einfach auch sie, dass die schönsten Jahre jetzt erst anfangen, egal: Sie leuchtet. Die übliche Kulisse fehlt nicht, im Gegenteil. Man hat auch innerhalb von wenigen Minuten vergessen, dass die gesamte Handlung auf einem Stückchen Platz mit Kreidemarkierungen spielt.

Ein auf viele Weisen beeindruckender Film, der mir gut gefallen hat und mich bei weitem nicht niedergedrückt hat. Im Gegenteil. Man kann wahrscheinlich darüber streiten, ob er ein Happy Ending hat. Irgendwie schon. Man sollte ihn sehen.


Ein kleines Dorf am Rande der Berge, ein Dutzend Menschen nur, einfache Leute. Eine Flüchtige, die sich verstecken muss und den Dorfbewohnern kleine Dienstleistungen anbietet im Tausch dafür, dass sie bleiben darf. Ihr späterer Liebster aus dem Dorf, ein selbstgefälliger und aufgeblasener Möchtegernschriftsteller und Hobby-Philosoph, der sie dazu motiviert und teils an ihr hängt, sich teilweise einbildet, ein Experiment der Menschlichkeit durchführen zu können oder dürfen mit allen Beteiligten. Die Dienstleistungen verschärfen sich zu Sklavendiensten, als fest steht, dass sie polizeilich gesucht wird (als “Gegenleistung” für das erhöhte Risiko, das die Dorfbewohner auf sich nehmen) und sie wird bald auch regelmässig von den männlichen Dorfbewohnern (außer vom laschen Liebsten) vergewaltigt, der Schlaffi jedoch darf nicht ran und nimmt dies auch allmählich eher persönlich.

Ihr Fluchtversuch wird mit Anketten bestraft. Das Blatt wendet sich erst, als sie die Dorfbewohner in einer Ansprache mit ihren Verbrechen konfrontiert und diese sich unbehaglich fühlen und sie loswerden wollen, um ihre heile Fassade rückzuholen. In der Hoffnung auf eine Belohnung informieren sie den Mafia-Boss, der das Mädchen sucht, vor dem sie damals nach Dogville flüchtete. Nur: Sie ist seine Tochter, die sich nicht von ihm vereinnahmen lassen wollte, sich jetzt aber umentscheidet und beschliesst, seine Macht zu teilen. Erste Amtshandlung: Das Dorf vom Säugling bis zum Ältesten erschiessen und die Häuser von “Dogville” in Schutt und Asche legen lassen. Ende.

Noch keine Kommentare Dogville.

HINWEIS: Kommentieren ist in diesem Eintrag nicht mehr möglich.